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Die Geometrie der Wolken

Die Geometrie der Wolken

Titel: Die Geometrie der Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Foden
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kommen Sie lieber mal mit.«
    Wir verließen das Bauernhaus und stapften durch den Matsch zwischen den Nissenhütten, die alle gleich hoch waren. Der Wasserstoffschuppen war viel größer. Aus einer Art Giebel an einem Ende stach der Turm des Wolkenscheinwerfers hervor, der dem ganzen Komplex etwas von einem provisorischen Flugplatz gab.
    »Gwen! Joan!«, rief Whybrow.
    Er rief noch einmal. Ein roter Ballon stieg hinter einer der Hütten hervor. Schließlich verschwand er in der Wolke.
    »Fünfundneunzig Meter, Sir«, sagte Joan, als sie aus der Hütte trat, kurz darauf gefolgt von Gwen.
    Ich erfuhr später, dass sie beide aus Familien mit Landbesitz in Norfolk stammten. Sie gehörten einem Typ eleganter Frauen an, dem alles zufiel und der ganz und gar nicht in so ein Provinzkaff passte. Andererseits machte der Krieg das mit uns allen, er schob uns auf seinem Schachbrett hin und her und brachte uns an völlig unerwartete Orte.
    »Sehr gut«, näselte Whybrow. »Und nun möchte ich, dass Sie, eine von Ihnen beiden oder meinetwegen alle beide, unserem Neuankömmling zeigen, wie man Wasserstoff herstellt. Schicken Sie ihn hinterher bitte zu Mr Pyke am Loch Eck.«
    Er wandte sich mir zu. »Sir Peter hat mich gebeten, Sie jemandem von der experimentellen Abteilung der Streitkräfte vorzustellen, der hier oben arbeitet. Seltsamer Bursche namens Pyke. Total drauf versessen, Wissenschaft für den Krieg zu nutzen, und hat wirklich ein paar gute Ideen. Ihnen auf jeden Fall viel Glück!«
    Mit diesen seltsam fröhlichen Worten machte Whybrow sich wieder auf den Weg zur Kommandobrücke, sein kantiger Rücken vom Licht zwischen zwei Nissenhütten eingerahmt. Ohne ein Wort zu mir gingen die beiden Frauen auf den hohen Wasserstoffschuppen zu.
    Ich folgte ihnen, und mir fiel unwillkürlich auf, dass ihre schönen Schuhe völlig matschverschmiert waren. Sie hatten Absätze, aber es waren bessere Schuhe als die Standardpumps, die die meisten Waafs trugen und die wie komische schwarze Frösche aussahen.
    »Eine Schande, so schöne Schuhe schmutzig zu machen«, sagte ich in Richtung ihrer Rücken. »Die sehen ziemlich teuer aus. Bei dem Matsch hier solltet ihr lieber Gummistiefel anziehen.«
    »Nein, danke«, erwiderte Joan über die Schulter. »Gummistiefel würden wir im Leben nicht tragen.« Es kam mir seltsam vor, dass sie für beide antwortete.
    »Wasserstoffschuppen«, verkündete Gwen trocken. Sie sprachen beide in einem abgehackten Stakkato. Gwen öffnete die Tür, und ich folgte den beiden hinein.
    Die Lampen gingen flackernd an und zeigten einen großen lagerhausähnlichen Raum. An einem Ende führte eine Treppe zu einem Zwischengeschoss unter dem Giebel. Es gab einen Balkon, hinter dem kaum sichtbar oberhalb der Leuchtstoffröhren vertikale Formen zu erahnen waren: eine Reihe von Aluminium-Hängelampen, die aussahen wie Soldatenhelme. Um einen Freiraum in der Mitte des Erdgeschosses stand eine Reihe von Stahlbehältern mit Ätznatron neben einem Haufen Gasflaschen für den Wasserstoff.
    »Das hier ist der Generator«, sagte Joan. Sie zeigte auf einen anderen Behälter, dieser kleiner und dickwandiger als die mit dem Ätznatron und verschlossen mit einem Schraubdeckel, aus dem ein schwarzer Gummischlauch hervorstand.
    Ich stieß mir den Fuß und fluchte. Die Frauen kicherten schadenfroh. Als ich hinuntersah, fand ich den Übeltäter: einen Bleirhombus. »Das ist das Sicherheitsgewicht«, erklärte Gwen mit freundlicherer Stimme. »Wir machen das immer. Und haben einen Riesenspaß dabei.«
    Sie zog sich Gummihandschuhe an und holte einen Klumpen Ätznatron, den sie ins Licht hielt, als sie wieder auf mich zukam. Er sah wie ein Salzblock aus. »Passen Sie auf, dass Sie von dem Teufelszeug nichts auf die Haut kriegen.« Sie legte den Klumpen in den Generator und gab Wasser hinzu. »Zwei Drittel auffüllen.«
    »Eine Tasse Eisenspäne dazu«, sagte Joan und lehnte sich vor.
    »Ferrosilizium, genauer gesagt«, merkte Gwen an und sah mit an, wie Joan den Katalysator einfüllte. Während Gwen schnell den Deckel verschraubte, hob Joan das Bleigewicht neben meinem Fuß auf und legte es auf den Gummischlauch, wo er aus dem Deckel hervortrat. Sie stützte sich mit einer Hand auf Gwens Schulter ab und stellte sich erst mit dem einen, dann mit dem anderen Fuß auf das Gewicht.
    »Das muss man machen, sonst kann das Gewicht herunterfallen«, sagte sie, als die Reaktion anfing. So wie sie mit ausgestreckten Armen balancierte, sah sie aus wie

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