Die gepluenderte Republik
internationalen Finanzmärkte voraussehen«, sagt Huber. Damit aber hat er nicht mehr viel zu tun, da er der aktuellen Landesregierung nicht mehr angehört.
Ins Bild passt, dass sich die Landesbank auf Kosten des Steuerzahlers eine Eskapade der besonderen Art leistet. Ausgerechnet auf dem Obersalzberg, dem berüchtigten Refugium Adolf Hitlers, ließ sie auf Betreiben des damaligen Finanzministers Kurt Faltlhauser (CSU) über eine Tochtergesellschaft für 50 Millionen Euro ein Luxushotel mit zwölf Suiten und 126 Doppelzimmern bauen, das wegen mangelnder Auslastung allein seit der Eröffnung im Februar 2005 bis 2008 fast 15 Millionen Euro Verluste einfuhr. Die etwa 150 Mitarbeiter waren bis auf eine Ausnahme bei der Landesbank angestellt. Auch hier zeigt sich also: Manchen Politikern ist nichts zu teuer, wenn es sich nicht um ihr eigenes Geld handelt.
Der Gipfel aber ist: Rudolf Hanisch, einer der beiden Vizechefs der Landesbank, geht in den Ruhestand und erhält riesige Abschiedsgelder. Die
Süddeutsche Zeitung
rechnete zwischen 500 000 Euro und 1 000 000 Euro aus. Ab Mitte 2009 erhält der frühere Amtschef von Edmund Stoiber sogar eine Pension. Hanischist bereits der dritte Manager seit der Krise, dem trotz Versagens auf voller Linie sein vertraglich vereinbartes Geld vorzeitig ausbezahlt wird.
Aber das ist noch harmlos gegen die Ankündigung von Bankchef Michael Kemmer im vergangenen Sommer, trotz der Milliardenverluste und der Steuergeldgeschenke bereits 2009 wieder fette Boni zahlen zu wollen. Da platzte selbst Bayerns Regierungschef Horst Seehofer der Kragen: »Es gibt auf keinen Fall Boni«, schnaubte er medienwirksam, und der Bund der Steuerzahler befürchtete gar, die Extraprämien gingen »womöglich an dieselben Personen, die das Desaster verursacht haben« 69 .
WestLB: Eine Bank mit langer Skandaltradition
Die Skandal-Tradition der WestLB sucht ihresgleichen. Angefangen von den Milliardenverlusten durch Devisengeschäfte und faule Kredite bereits in den Gründerjahren über die Verfilzung mit der SPD in den 80er und 90er Jahren bis hin zur jüngster Affäre um Aktien-Manipulation.
4. April 2007:
Die misslungenen Spekulationen werden durch einen Medienbericht bekannt, in dem die Verluste auf rund 100 Millionen Euro beziffert werden.
5. April 2007:
Die WestLB bestätigt die Entlassung von zwei Mitarbeitern. Nach Angaben von Vorstandsmitglied Werner Taiber hat es Regelverstöße im Eigenhandel der Bank gegeben.
10. April 2007:
Die WestLB hat gegen die beiden entlassenen Aktienhändler Strafanzeige gestellt. Vorstandschef Thomas Fischer kündigt eine vorbehaltslose Aufklärung des Sachverhalts an.
11. April 2007:
Weitere Details werden bekannt. Die entlassenen Mitarbeiter sollen jahrelang die Schlusskurse der Vorzugsaktien von Metro, BMW und VW manipuliert haben. Dabei sollen sieauf ein Sinken der Kursdifferenz von Vorzügen und Stammaktien gesetzt haben.
13. April 2007:
Bankchef Fischer stellt den Eigenhandel auf den Prüfstand. Aufgaben, Strukturen und Prozesse sollen überprüft und wenn nötig angepasst werden, schreibt er in einem Brief an die Mitarbeiter. Die deutsche Finanzaufsicht BaFin kündigt eine Sonderprüfung bei der WestLB an.
17. April 2007:
Die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft nimmt gegen die beiden ehemaligen Aktienhändler der WestLB Ermittlungen wegen des Verdachts der Untreue auf.
19. April 2007:
Bei einer Anhörung im Finanzausschuss des Landtages von NRW werfen Oppositionspolitiker von SPD und Grünen Fischer vor, über das Ausmaß der Verluste keine Auskunft zu geben. Auch wird ihm vorgehalten, bei der Bilanzpressekonferenz Ende März kein Wort über erhebliche Risiken im Eigenhandel verloren zu haben.
26. April 2007:
Die WestLB löst wesentliche Positionen im Eigenhandel auf, darunter ein Aktienpaket von VW-Papieren.
8. Mai 2007:
Weitere personelle Konsequenzen werden bekannt: Zwei Mitarbeiter waren bereits vor zwei Wochen beurlaubt worden, »um den Sachverhalt vollständig aufzuklären«. Es soll sich um einen Angestellten aus der Abteilung für die Überwachung des Aktienhandels der Bank und um einen Mitarbeiter des Risiko-Managements handeln.
30. Juni 2007:
WestLB-Chef Fischer spricht im Zusammenhang mit den Verlusten von einem »Anschlag auf die Bank«. Der größte Teil der Verluste von insgesamt rund 240 Millionen Euro beruhe auf kriminellen Aktivitäten und verratenen Geschäftspositionen.
10. Juli 2007:
Die WestLB verliert ein weiteres Vorstandsmitglied.
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