Die gepluenderte Republik
gelingt, für das Funktionieren des gesamten Systems tatsächlich relevant zu sein«, fallen lassen. 67
Fest steht: Banken wie der HSH Nordbank und Wirtschaftsführern wie Jens Nonnenmacher verdankt es die Branche, dass die Manager mit Attributen wie »Raffke«, «Gierschlund« oder »Bankster« bedacht werden.
Aber das Beste kommt ja noch: Wofür gibt die Bank die Gelder des Steuerzahlers eigentlich sonst noch aus? Glaubt man dem Bund der Steuerzahler, so »wundert man sich an der Kieler Förde, dass sich die schwer angeschlagene HSH Nordbank immer noch eine eigene gut ausgestattete Motoryacht für geschäftliche Veranstaltungen leistet. Für Freunde schöner Schiffe ist die ›Merkur II‹ eine Augenweide. Mit vier Mann Besatzung – einem Kapitän, einem Decksmann, einem Maschinisten und einer Servicekraft – liegt das Schiff in bester Lage vor dem Regierungsviertel im Kieler Hafen. Neben geschäftlichen Veranstaltungen der HSH Nordbank können auch Dritte die Yacht nutzen. Nach einer alten Vereinbarung dürfen Gesellschafter der ehemaligen Landesbank Schleswig-Holstein das Schiff bis zu fünf Fahrten im Jahr für repräsentative Veranstaltungen in Anspruch nehmen. 2008 wurde das Schiff immerhin 35-mal genutzt, im Jahresdurchschnitt etwa 8-mal durch Dritte. Die Unterhaltskosten belaufen sich auf jährlich rund 150 000 Euro.« Fazit: »Trotz der prekären Lage der Bank scheint es immer noch genug Geld für stilvolle Repräsentation zu geben.« 68
BayernLB: Zielstrebig ins Desaster
Die Finanzmarktkrise, die mit einem Abschwung am US-Immobilienmarkt im Herbst 2006 begann, hat in Deutschland vor allem die Landesbanken getroffen; besonders die BayernLB musste Milliarden-Verluste hinnehmen. Nichts gehört, nichts gesehen, nichts gewusst, nichts geahnt. Auch wenn in der Mathematik minus mal minus plus ergibt: Wenn Unfähigkeit auf Unaufrichtigkeit trifft, kann einfach nichts Gutes herauskommen:
24. August 2007:
Die BayernLB räumt erstmals ein Engagement im krisengeschüttelten US-Markt für Hypothekendarlehen bonitätsschwacher Schuldner (»subprime«) ein. Bei diesen Beständen gebe es aber bislang keine »Zahlungsstörungen«, heißt es.
3. September 2007:
Die Bank beziffert ihr Engagement im Subprime-Markt auf 1,9 Milliarden Euro. Man erwarte keine Zahlungsausfälle.
28. November 2007:
Die Staatsregierung lehnt eine Fusion der BayernLB mit der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) oder einer anderen Landesbank ab. Dies würde den Bankenplatz München schwächen.
21. Januar 2008:
Die BayernLB kann die Auswirkungen der Finanzkrise auf ihr Jahresergebnis nach eigener Darstellung nicht beziffern.
12. Februar 2008:
Bayerns Finanzminister Erwin Huber (CSU) bezeichnet Berichte über Milliarden-Belastungen im Landtag als reine Spekulation und erklärt, es lägen noch keine belastbaren Zahlen vor.
13. Februar 2008:
Die BayernLB beziffert die Belastungen auf 1,9 Milliarden Euro.
19. Februar 2008:
BayernLB-Chef Werner Schmidt erklärt wegender Querelen um die Offenlegung der Belastungen seinen Rücktritt. Zum Nachfolger wird der ehemalige HypoVereinsbank-Manager Michael Kemmer ernannt.
17. März 2008:
Die Bank meldet erneut «Korrekturbedarf«.
2. April 2008:
Die BayernLB beziffert die Belastungen nun auf 4,3 Milliarden Euro. Kritische Wertpapiere will man in eine Zweckgesellschaft ausgliedern und mit sechs Milliarden Euro absichern.
7. Mai 2008:
Die Bank meldet einen Verlust vor Steuern von 770 Millionen Euro.
19. September 2008:
Die BayernLB gibt bekannt, wegen der Insolvenz der US-Investmentbank Lehman Brothers rechne sie mit bis zu 300 Millionen Euro Ausfallrisiken.
21. Oktober 2008:
BayernLB-Chef Kemmer rechnet für 2008 mit einem Verlust von drei Milliarden Euro.
22. Oktober 2008:
Huber übernimmt die politische Verantwortung für die Schieflage der Bank und tritt zurück. Er gibt zu, dass er seit Monaten über die jeweilige Risikolage der Bank informiert war.
23. Oktober
2008
:
Die BayernLB beantragt als erste Bank Geld aus dem Rettungspaket – insgesamt 6,4 Milliarden Euro.
24. Oktober 2008:
Im Machtkampf um die Ablösung des Bankchefs Kemmer erleidet die CSU-Landesregierung eine Niederlage. Er bleibt im Amt.
9. November 2008:
Bayerns Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP) will die Bank vollständig privatisieren.
21. November 2008:
Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) ist zu Fusionsgesprächen mit der BayernLB bereit.
26. November 2008:
Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU)
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