Die gepluenderte Republik
Kurzfristig scheidet Robert Stein aus dem Vorstand aus. Der 45-Jährige wolle sich einer neuen beruflichen Herausforderung widmen. Sein Ausscheiden habe nichts mit den Vorfällenim Eigenhandel zu tun, hieß es. Stein war bis Februar 2007 auch für den Eigenhandel zuständig.
24. Juli 2007:
Eine kurzfristig anberaumte Sitzung des Aufsichtsrats wird bekannt. Nach übereinstimmenden Berichten stehen Bank-Chef Fischer und mehrere Vorstandsmitglieder auf der Kippe, nachdem die BaFin gravierende Managementfehler festgestellt habe.
26. Juli 2007:
Nach Fehlspekulationen und Millionenverlusten müssen WestLB-Chef Thomas Fischer und offenbar auch Risikomanager Matthijs van den Adel die Landesbank verlassen. Neuer Vorstandsvorsitzender wird Alexander Stuhlmann.
27. Juli 2007:
Personell hat die WestLB mit ihrem neuen Chef Alexander Stuhlmann die Weichen für die nächste Zukunft gestellt. Aber was wird nun aus der Landesbank? Gleich zwei Banken wollen offenbar mit der WestLB fusionieren.
21. Januar 2008:
Die Eigentümer 70 müssen den Konzern mit einer Kapitalspritze von zwei Milliarden Euro stützen.
8. Februar 2008:
Die Eigentümer einigen sich auf eine Risikoabschirmung im Umfang von fünf Milliarden Euro. Bis zum Jahr 2010 sollen bis zu 1500 Stellen gestrichen werden.
3. November 2008:
Die Bank gibt bekannt, das Rettungspaket nutzen zu wollen. Planmäßige Kredite für 2008 und 2009 sollen über Garantien des SoFFin abgesichert werden.
12. Mai 2009:
Die EU-Kommission genehmigt Staatsgarantien bis zu 5 Milliarden Euro aus dem Rettungsschirm nur unter der Bedingung, dass die WestLB die Hälfte ihres bisherigen Geschäfts abstößt und dann verkauft wird.
18. Juni 2009:
Die Anteilseigner wollen ihre Bürgschaft für die WestLB von vier auf neun Milliarden Euro aufstocken.
29. Juni 2009:
Die Anteilseigner haben jetzt endgültig zugestimmt, allerdings muss die EU-Kommission wieder grünes Licht geben.
Wer über die WestLB schreibt, kann sich selbst als Tageszeitungsjournalist nicht sicher sein, ob sein Text am nächsten Morgen noch aktuell ist. Irgendwas ist immer bei dieser Bank. Dabei regt sich der Bürger über den jeweiligen Skandal an sich häufig dermaßen auf, dass er ganz vergisst, dass er ja auch noch die Rechnung bezahlen muss.
LBBW: Zockerbank im Musterländle
Die Schwaben sind sparsam, sagt man, und können mit Geld umgehen. Aber auch die Landesbank des Musterländles Baden-Württemberg, die LBBW, war schwer angeschlagen und erhielt von den Eigentümern – also den baden-württembergischen Sparkassen, dem Land (je 35,6 Prozent Anteile), der Stadt Stuttgart (18,9 Prozent) und den Sparkassen in Rheinland-Pfalz (4,9 Prozent) – eine Finanzspritze von fünf Milliarden Euro. Außerdem steht das Land für riskante Wertpapiere mit 12,7 Milliarden Euro gerade. Im Gegenzug beschloss der Landtag einstimmig, die Gehälter der LBBW-Manager bei weiterhin roten Zahlen auf 500 000 Euro zu begrenzen. Allein im Jahre 2007 hatten die sieben Vorstandsmitglieder insgesamt sechs Millionen Euro abgeräumt, aber 2008 einen Verlust von 2,1 Milliarden Euro erwirtschaftet.
Typischer Schwafelkommentar aus der Politik, hier von Stuttgarts Oberbürgermeister Wolfgang Schuster (CDU): »Wir stehen zu unserer Bank. Wir behalten die politischen Handlungsspielräume und sichern Arbeitsplätze am Finanzplatz Stuttgart.«
Und das Theater ging weiter. Im Jahr 2009 machte man einen Verlust von rund zwei Milliarden Euro. Hauptgründe seien die Wirtschaftskrise und Ausfälle durch riskante Immobiliengeschäfte. 71
IKB – Protokoll einer Katastrophe
Die Mittelstandsbank IKB war ursprünglich ein rein privates Geldinstitut. Bis die Börsenkrise 2001/2002 die Eigner Münchener Rück und Allianz zwang, ihren Anteil von 38 Prozent zu verkaufen. Die staatseigene KfW-Bankengruppe übernahm das Paket auf Wunsch der deutschen Wirtschaft, die einen Einstieg ausländischer Investoren beim wichtigen Mittelstandsfinanzierer IKB verhindern wollte. Vorigen Sommer geriet die IKB in eine Schieflage – damit weitete sich die US-Finanzmarktkrise auf Deutschland aus
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30. Juli 2007:
Die KfW übernimmt alle Rechte und Pflichten aus einer Liquiditätslinie, die die IKB der Zweckgesellschaft
Rhineland Funding
gegeben hatte. Volumen laut KfW: etwa 8,1 Milliarden Euro.
2. August 2007:
Die IKB teilt mit, dass die KfW nicht nur alle Risiken der Rhineland Funding, sondern weitere mögliche Verluste aus riskanten Bilanzpositionen der IKB in Höhe von einer
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