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Die gepluenderte Republik

Titel: Die gepluenderte Republik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Wieczorek
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ehemaligen öffentlichen Landesbank besitzt der Finanzinvestor J.C. Flowers 25,67 Prozent des Kapitals, was angesichts der Erfahrungen mit der Hypo Real Estate nichts Gutes ahnen lässt. Hauptaktionäre sind aber die Stadt Hamburg mit 30,41 Prozent und Schleswig-Holstein mit 29,10 Prozent. Eine Chronik des Versagens:
     
    7. November 2007:
Die HSH Nordbank räumt erstmals Belastungen aus der US-Immobilienkrise ein. Sie schreibt 91 Millionen Euro im Wertpapiergeschäft ab und stockt die Risikovorsorge auf 319 Millionen Euro auf.
    10. März 2008:
Die Bank erklärt, sie sei in der Finanzkrise bislang mit einem blauen Auge davongekommen. Der geplante Börsengang wird wegen der niedrigen Bewertung von Bankaktien vorläufig abgesagt.
    20. Mai 2008:
Die Anteilseigner der Bank stellen zwei Milliarden Euro frisches Kapital zur Verfügung, um das operative Geschäft zu stärken.
    8. September 2008:
Die Abschreibungen für das erste Halbjahr belaufen sich nun auf 511 Millionen Euro, der Konzernüberschuss schmilzt auf 129 Millionen Euro zum Halbjahr.
    19. September 2008:
Die Bank zieht ihre Gewinnprognose zurück.
    24. September 2008:
Nach dem Zusammenbruch der US-Investmentbank Lehman Brothers bestätigt die Bank weitere Abschreibungen über 500 Millionen Euro für das 3. Quartal. Damit steigen die gesamten Belastungen auf mehr als 2,3 Milliarden Euro.
    3. November 2008:
Die HSH Nordbank beantragt bis zu 30 Milliarden Euro an Staatsbürgschaften aus dem Rettungsschirm.
    10. November 2008:
Der Aufsichtsrat nimmt Bergers Rücktrittsangebot an. Nachfolger wird der bisherige Finanzvorstand Dirk Jens Nonnenmacher.
    16. Dezember 2008:
Vorstand und Aufsichtsrat diskutieren eine strategische Neuausrichtung des Instituts. Die Bank soll sich auf ihre Kerngeschäftsfelder konzentrieren, 750 Stellen abbauen und die Bilanzsumme von mehr als 200 auf 120 Milliarden Euro verringern. Weitere Abschreibungen von 450 Millionen Euro werden bekanntgegeben.
    4. Februar 2009:
Die Bank streicht die Boni komplett.
    13. Februar 2009:
Die Bank veröffentlicht als vorläufige Zahlen einen Jahresverlust von 2,8 Milliarden Euro für das Jahr 2008. Zum Überleben benötigt die HSH eine Eigenkapitalspritze von drei Milliarden Euro sowie Schutzgarantien von zehn Milliarden Euro von Hamburg und Schleswig-Holstein.
    17. Februar 2009:
Die Bank kündigt den Abbau von 1100 statt 750 Arbeitsplätzen an und will bis 2012 etwa 3250 Vollzeitstellen aufweisen.
    18. Februar 2009:
Die Bank bestätigt eine weitere Ausschüttung von 200 Millionen Euro Dividende. Die Informationspolitik der Bank wird von Politikern und Gewerkschaften heftig kritisiert.
    20. Februar 2009:
Nach einem Gespräch im Berliner Finanzministerium ist klar, dass die Eigentümer der HSH Nordbank nicht auf Unterstützung des SoFFin rechnen können, ehe nicht die Altlasten bereinigt sind.
    23. Februar 2009:
Der Aufsichtsratsvorsitzende der HSH Nordbank, Wolfgang Peiner, kündigt seinen Rückzug Ende April an und begründet diesen Schritt mit der fehlenden Perspektive für einen Börsengang.
    24. Februar 2009:
Die Landesregierungen beschließen über die von der Bank geforderten Kapitalerhöhung und die Schutzgarantien.
    24. März 2009:
Auf Druck der EU-Kommission verzichtet die HSH auf die geplante Dividendenzahlung.
    30. Juni 2009:
Nach einem Personalwechsel sitzen keine politischen Vertreter der Haupteigner Hamburg und Schleswig-Holstein mehr im Aufsichtsrat. Gleichzeitig wird bekannt, dass der Hamburger Senat der Führungsriege der HSH Nordbank nun doch Boni zahlen will.
    10. Juli 2009:
Trotz Geheimhaltung sickert durch, dass Vorstandschef Jens Nonnenmacher Bonuszahlungen von 2,9 Millionen Euro erhält.
     
    Szenekenner wie der Wirtschaftswissenschaftler Hermannus Pfeiffer plädieren dafür, die HSH pleitegehen zu lassen. Neben Flowers wären 15 Sparkassen betroffen – müssten allerdings auch nicht mehr gutes Geld dem schlechten hinterherwerfen. Einem »funktionierenden Kapitalismus« werde die Pleite des weltgrößten Schiffsfinanziers nichts anhaben können, das System wäre dadurch also nicht gefährdet. Die norddeutschenFirmen könnten fast genauso leicht oder schwer Darlehen bekommen wie bisher, da auf dem Spezialgebiet der Bank, der Finanzierung der nachhaltig profitablen Luft- und Seeschifffahrt, »ein Dutzend Interessenten schon längst Schlange« stünden.
    Überhaupt solle der Staat angesichts der »Überproduktionskrise« in der Finanzwirtschaft alle Banken, »denen nicht der Nachweis

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