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Die geraubte Braut

Die geraubte Braut

Titel: Die geraubte Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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nicht zur Kenntnis.
    Die Zeitspanne vom Augenblick der Entscheidung bis zum Aufbruch war viel zu kurz und ihre Vorbereitungen für ein so gewagtes Unternehmen daher minimal. Als Proviant nahm sie eine Flasche Wein mit und in einem Beutel ein wenig Brot, Käse und kaltes Fleisch. Unter ihrem Reitrock trug sie Breeches und zwei Paar Strümpfe, darüber ihren dicken Mantel und Handschuhe. Ihre spärlichen Habseligkeiten waren auf die verschiedenen Taschen verteilt.
    Nun stand ihr als erstes der Abschied von Olivia bevor, als zweites galt es, ungesehen aus der Burg zu gelangen.
    Als Portia zu Olivias Schlafgemach ging, wusste sie, dass letzteres einfacher sein würde.
    Olivia, die noch schlief, erwachte, als Portia sanft ihre Schulter schüttelte. »Was machst du so früh?« Sie setzte sich auf und blinzelte Portia erstaunt an. »Warum bist du so warm angezogen?«
    Portia setzte sich auf die Bettkante. »Ich muss zurück ins Dorf Decatur. Dein Vater will Rufus eine Falle stellen, und ich kann nicht zulassen, dass er hineingerät.«
    »Nein, n-natürlich nicht«, sagte Olivia, deren Blick verwundert an Portias Gesicht hing. »Was für eine Falle?«
    Portia erklärte es ihr, und Olivia hörte mit gerunzelten Brauen zu.
    »K-kommst du wieder zurück?« fragte sie, doch verrieten ihr tapferer Ton und der Schmerz in ihrem Blick Portia, dass Olivia die Antwort kannte.
    »Du weißt, dass es nicht geht. Dein Vater wird mich nie wieder aufnehmen.« Portia beugte sich vor und gab Olivia einen Kuss auf die Wange. »Aber das ist kein Lebewohl. Ich weiß es. Wohin ich gehen werde, nachdem ich Rufus warnen konnte, weiß ich nicht. Aber ich werde versuchen, dir eine Nachricht zukommen zu lassen, damit du weißt, wie die Sache ausging.«
    Sie krauste nachdenklich die Stirn, dann fiel ihr etwas ein. »Hör zu, ich lasse für dich Nachrichten auf der Insel im Burggraben hinterlegen, unter dem großen Stein, auf dem die Enten sich bei Regen versammeln. Sieh dort nach, wenn es sich einrichten lässt. Versprichst du es?«
    »Ich verspreche es.« Olivia zwang sich zu einem Lächeln. »Geh jetzt!«
    Portia gab ihr rasch noch einen Kuss und stand auf. Sie spürte einen Kloß in der Kehle. »Noch eines.« Sie sagte es beschwörend und mit eindringlichem Blick. »Du musst so tun, als wüsstest du nicht, warum oder wohin ich ging. Kannst du das?«
    »Aber natürlich.« Olivia schien gekränkt, weil Portia daran zweifelte. »Und jetzt geh schon, ehe ich l-losheule.«
    Portia zögerte kurz und ging dann, ehe sie selbst in Tränen ausbrach.
    Sie verließ die Burg durch die Pforte im Nordturm. Zum Wachtposten sagte sie, dass sie die Enten füttern wolle. Das kam so oft vor, dass der Mann nur nickte und sie nach einer Bemerkung über das Wetter durchließ.
    jetzt war es taghell. Der Himmel war klar, es war fast windstill. Für die vor ihr liegende Wanderung ein günstiges Wetter. Der Pfad fiel steil ins Tal ab, dann folgte er einige Meilen dem Talboden, ehe er sich die erste Hügelkette hinaufwand, die in die Cheviots führte.
    Portia schritt frisch aus, die Arme schwingend und vor sich hin summend, um sich Mut zu machen, nach Möglichkeit hinter Hecken und parallel zur Straße. Eine Frau allein war Freiwild für alle, insbesondere für Soldaten, die regelmäßig ihren Weg kreuzten. Zum Glück kündigten Marschtritt, Dudelsackklänge und Trommelwirbel ihr Näherkommen an, so dass sie stets rechtzeitig Deckung suchen konnte.
    Zu Mittag verzehrte sie etwas von ihrem kleinen Mundvorrat und ruhte sich kurz aus, doch war es zu kalt, um nur mit einer Hecke als Windschutz im Rücken länger auf dem kalten Boden zu sitzen. Sie kam an einigen Weilern und etlichen einsamen Bauernhäusern vorbei, und merkte allmählich, dass die Schatten länger wurden und die Dämmerung nahte. Seit dem frühem Morgen auf den Beinen, fiel ihr nun jeder Schritt zunehmend schwerer. Auch hatte sie keine Ahnung, wie weit es noch war. Mit Einbruch der Dunkelheit würde sie den Weg nicht mehr sehen können, und die bereits tiefe Temperatur würde noch weiter fallen. Sie musste eine Unterkunft finden. Sicher würde man sie in einem Haus aufnehmen.
    Bislang hatte sie nirgends Spuren des Krieges erkennen können, doch änderte sich das sofort, nachdem Portia beschlossen hatte, eine Unterkunft zu suchen. Sie war einen schmalen, mit hohen Hecken gesäumten Weg entlanggegangen. Schwacher Rauchgeruch lag in der Luft, den sie für das Herdfeuer eines Bauern oder ein spätes Herbstfeuer hielt,

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