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Die geraubte Braut

Die geraubte Braut

Titel: Die geraubte Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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Gold und glitzernde Juwelen, ein Schatz, der das Dunkel zu erhellen schien.
    Sie berührte die Kleinode. Kerzenhalter, Kelche, Silbergefäße. Und Schmuck. Ringe und Broschen. Ein wahres Schatzhaus voller Altargerät, kostbarem Hausrat, Geschmeide. Alles aus Edelmetallen und reich mit Juwelen verziert. Alles für die Kriegskasse der Parlamentsarmee bestimmt. Der Unterhalt einer Streitmacht im Krieg kostete enorme Summen, und die Mittel des Königs waren ebenso begrenzt wie die der Rebellen. Dieser Schatz würde seinen Besitzer einen großen Vorteil verschaffen, wenn die Kämpfe im Frühling wieder aufflammten.
    Cato wusste, dass Rufus alles tun würde, um diesen Schatz an sich zu bringen.
    Als Portia den Truhendeckel fallen ließ, hallte es im Gewölbe wie Donnerschlag, und ihr Herz pochte schneller. Es blieb still. In der Wand am anderen Ende konnte sie die Umrisse einer Öffnung erkennen und ging darauf zu. Wieder erstreckte sich ein Gang vor ihr, breiter und höher als der vom Graben hereinführende. Sie folgte ihm, während sie angestrengt überlegte.
    Sie musste Rufus vor der Falle warnen. Cato hatte mit seiner Annahme recht, dass sein Widersacher Augen und Ohren in der ganzen Gegend hatte. Rufus Decatur würde daher nichts von Cato Granvilles Vorhaben entgehen, und bei dem Versuch, Cato den Schatz abzujagen, würde er in die Falle gehen.
    Der Gang endete an einer steilen Treppe, die zu einer Eichentür führte. Portia fasste beklommen nach dem Türgriff. Was, wenn die Tür von der anderen Seite verschlossen war? Doch die Haspe hob sich leicht, sie schlüpfte durch die Tür und befand sich in einem der Wirtschaftsräume neben der Küche.
    Die einzigen Geräusche waren das laute Ticken der hohen Standuhr in der Küche und das Knistern des Feuers im großen Kamin. Über die Hintertreppe gelangte Portia zu ihrer eigenen eisigen Kammer. Dort ließ sie sich aufs Bett fallen, die Hände im Schoß gefaltet, während ihre Gedanken sich überstürzten.
    Cato hielt sie also für eine Spionin. Für ein leichtgläubiges naives Ding, das nicht wusste, was sie tat. Entrüstung erfasste sie, als sie daran dachte, wie Cato sie zu benutzen gedachte. Sie sollte der Köder in seiner Falle sein! Blutsbande oder nicht, sie würde genau das Gegenteil tun.
    Aber wie? Leider war es anders, als Lord Granville vermutete, da ihr keine Nachrichtenkanäle zum Dorf Decatur offenstanden. Und mitten im Krieg gab es keine Postboten, die eine so brisante Nachricht durchs winterliche Cheviot-Hügelland beförderten. Sie hatte keine Möglichkeit, mit einem von Rufus' Getreuen Kontakt aufzunehmen, und sie konnte auch nicht über Land wandern und Andeutungen fallen lassen in der Hoffnung, sie würden von den Richtigen aufgeschnappt.
    Es gab nur eine Lösung. Sie würde die Information selbst überbringen müssen.
    Sofort meldete sich die nüchterne Überlegung, dass es für sie keine Rückkehr mehr geben würde, sobald sie Catos Haus mit dieser Absicht verlassen hatte. Sie würde allein auf sich gestellt sein.
    Doch wusste sie ebenso, dass sie keine andere Wahl hatte. Sie konnte nicht zulassen, dass Rufus in den sicheren Tod ging.
    Sie kroch unter ihre Decke und döste von Schauern geschüttelt ein. Im harten grauen Licht der Dämmerung stand sie auf und machte sich daran, ihre spärlichen Habseligkeiten einzupacken. Sie würde zu Fuß laufen müssen. Ein großes Wagnis, doch konnte sie nicht eines von Catos Pferden nehmen, und Penny war zu ihrem Besitzer zurückgeschickt worden, nachdem man sie gefüttert und ihr eine Rast gegönnt hatte. Cato hatte Portia nicht verraten, welche Nachricht er mit dem Pferd zurückgeschickt hatte, und Portia zog es vor, das nicht wissen zu wollen.
    Bis zum Dorf war es ein Ritt von vier Stunden, zu Fuß also etwa zwölf. Sobald sie die öde Gleichförmigkeit der Cheviots erreicht hatte, gab es keine Landmarken mehr, nur das, was sie sich zufällig gemerkt hatte. Aber sie konnte sich nach den Wachtfeuern richten. Der Feuerring auf den Hügelkuppen würde ihr schon von weitem den Weg weisen.
    Sie brauchte Wein und Proviant. Wasser gab es unterwegs. Von dem Geld, das Giles ihr in Edinburgh gegeben hatte, war nicht mehr viel übrig, und ihr Gewissen verbot es ihr, es zu diesem Zweck zu verwenden. Widerstrebend legte sie die zwei Silbermünzen auf den Waschtisch. Dann ging sie auf Beutezug in die Küche. Es war noch sehr früh, und der verschlafene Küchenjunge, der gähnend im Feuer stocherte, nahm Portias Anwesenheit

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