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Die geraubte Braut

Die geraubte Braut

Titel: Die geraubte Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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lief, immer wieder, bis sie hellwach war und spürte, wie das Blut, wenn auch träge, wieder durch ihre Adern pulsierte. Noch immer fror sie entsetzlich, doch war sie wach und am Leben.
    Sie ging an die Tür und spähte hinaus. Der Tag graute unter einem bedeckten Himmel. »Ich glaube, wir machen uns auf den Weg, Juno. Lieber nehme ich es mit einer Brigantenbande auf, als hier zu erfrieren.« Sie tat Altartuch und Messgewand an deren Platz, verspeiste die letzten Brotreste und überließ Juno den Käse. Dann ging sie hinaus, dem Wind trotzend, das Hündchen unter dem Arm.
    Mit Tagesanbruch hatte Schneefall eingesetzt, und sie musste sich nun den Weg durch die weglose Einöde der Cheviots bahnen. Die einzigen Lebewesen, auf die sie traf, waren ein paar armselige Schafe, die sich im spärlichen Schutz einiger kahler Bäume zusammendrängten. Durstig schlug sie ein Loch in das Eis eines Baches. Juno trank gierig, doch war das Wasser so kalt, dass Portia sofort Kopfschmerzen davon bekam. Tränen des Jammers und der Verzweiflung kamen ungewollt und reichlich und froren auf ihren Wangen. Sie zitterte krampfhaft, da ihre Kleider ihr so viel Schutz boten, als wäre sie nackt. Das Hündchen hielt sie aufrecht und schuf eine kleine warme Stelle an ihrer Brust.
    Das Schneetreiben würde immer dichter, so dass sie kaum einen Schritt weit sehen konnte. Sie wusste nicht mehr, ob sie in die richtige Richtung ging oder immer nur im Kreis lief. Nichts war mehr wichtig, nur die Notwendigkeit, einen froststarren Fuß vor den anderen zu setzen, während sie durch den Schnee taumelte.
    Als sie einen diffusen Schein durch den weißen, erstickenden Schleier hindurch erblickte, schenkte Portia ihm kaum Beachtung. Sie hatte vergessen, was sie suchte, hatte fast vergessen, wer sie war. Es gab nur eine Antriebskraft – einen Fuß vor den anderen zu setzen.
    Doch ihre Füße trugen sie hinauf, den Schein entgegen, ohne dass es ihr bewußt gewesen wäre. Plötzlich stolperte sie in ein Kaninchenloch und stürzte so schwer, dass sie sich den Knöchel verstauchte. Nun lag sie da, vor Schmerz, Kälte und Angst schluchzend, da sie wusste, sie würde hier sterben, in ein Bahrtuch aus Schnee gehüllt.

Kapitel 15
    Pechfackeln loderten im Weiß. Stimmen drangen von hoch oben zu ihr. Hände hoben sie auf, während Portia Juno mit letzter Kraft an sich drückte.
    Jemand zwang ihre Lippen auseinander und flößte ihr etwas ein. Sie hustete und erstickte fast, als das feurige Naß durch ihre Kehle rann. Beißender Ammoniakgeruch durchdrang die Schwärze, die ihre Sinne einhüllte. Sie öffnete schaudernd die Augen.
    »Allmächtiger, wenn das nicht das Mädchen aus Granville ist.« George sagte es verblüfft. Wieder drückte er ihr das Fläschchen an die Lippen. »Trink, Mädchen. Du bist ja halbtot.« Er hielt ihr die Phiole mit Ammoniak unter die Nase, während sie zu trinken versuchte, sich wieder verschluckte und den scharfen Brandy über ihren Mantel verschüttete.
    Eine Kohlepfanne glühte in der Hütte des Wachtpostens. Es war warm, in der Luft lag der Geruch nach Schweiß, gebratenen Zwiebeln und Ale. Juno schlängelte sich unter ihrem Mantel hervor, sprang auf den Boden und lief zur Glutpfanne, wo sie sich schüttelnd niederlegte.
    »Beim Teufel und all seinen Höllengeistern! Was ist denn das?« rief George verdattert aus.
    Portia konnte nicht sprechen. Ihre Lippen waren taub, ihre Zunge schien am Gaumen festgefroren, ihr Kiefer unbeweglich. Hilflos sah sie George und seinen viel jüngeren Gefährten an, die sie anstarrten, als sei sie dem Totenreich entstiegen.
    George kratzte sich am Kopf. »Jamie, lauf hinunter und hol den Herrn. Sag ihm, das Mädel aus Granville ist wieder da.«
    Jamie hüllte sich in seinen Mantel, nahm eine Fackel und lief den Pfad zum Dorf hinunter, bis er schwer atmend vor Rufus' Haus anlangte. Dort hämmerte er an die Tür und rief laut: »Mylord, kommt rasch! Ihr werdet oben gebraucht!«
    Rufus riß die Tür auf. »Was ist? Soldaten? Ein Überfall?« Schon nahm er seinen Schwertgürtel vom Haken neben dem Kamin.
    »Nein, keine Soldaten, Sir.« Jamie schüttelte heftig den Kopf »Auch kein Überfall.«
    Schon etwas ruhiger legte Rufus den Gürtel um. »Nun, was ist es dann?« Der Junge war nicht der flinkste, und wenn man ihn drängte, wurde er noch verwirrter.
    »Mr. George schickt mich, Sir, damit ich es Euch sage.«
    »Was denn, Jamie?« Rufus warf seinen Mantel um die Schultern.
    »Das Mädel aus Granville«, brachte

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