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Die geraubte Braut

Die geraubte Braut

Titel: Die geraubte Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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doch vernahm sie nur das Brausen in ihren Ohren und ihren Herzschlag. Waren die Männer schon fort? Bestand die Gefahr, mit ihnen zusammenzustoßen? Ein Blick nach rückwärts zeigte ihr nur einen niedrigen, schmalen Gang, der in der Dunkelheit verschwand.
    Um sie war absolute Stille. Eine Stille, so tief, dass sie furchteiflößend wirkte. Die Tür zuzuziehen, erforderte mehr Mut, als Portia zu besitzen glaubte, doch schaffte sie es. Das gleiche Quietschen, der gleiche dumpfe Laut, dann stand sie in völliger Finsternis und Stille da. Sie drehte sich um, drückte ihre Hände auf die Wände zu beiden Seiten und ging los, Kopf und Schultern gesenkt. Allmählich wurde die Decke höher, so dass sie sich aufrichten konnte. Die Dunkelheit lichtete sich ein wenig, als sich ihre Augen daran gewöhnten, und nach ein paar weiteren Schritten glaubte sie vor sich einen grauen Schimmer in der Schwärze zu erkennen.
    Und dann sah sie ein Flackern. Fackelschein. Sie erstarrte und drückte sich an die Wand, obwohl sie erleichtert war, dass sie sich bewohnten Bereichen näherte. Noch immer war kein Geräusch zu hören. Das Licht rührte sich nicht von der Stelle und flackerte wie im Luftzug. Sie schlich der Wand entlang. Der Gang wurde breiter, und plötzlich sah sie vor sich die Mündung. Da hörte sie Stimmen. Cato und Giles Crampton!
    »Ich glaube, jetzt sind wir fertig, Giles.« Catos Ton verriet Befriedigung.
    »Ja, Mylord. Ein schöner Fang.« Giles lachte auf. »Ich bezweifle, ob es zwischen hier und York noch einen einzigen Silberkelch gibt. Wann verfrachten wir das Zeug weiter?«
    »Nächsten Freitag nach Durham … da nun mein Stiefsohn aus dem Weg ist …«
    »Er machte sich ziemlich hastig aus dem Staub«, bemerkte Giles. »Sah richtig abgezehrt aus und konnte auf seinem Hintern nicht stillsitzen.«
    »Hmmm«, gab Cato ihm recht. Brians überstürzter Aufbruch war in wenig freundschaftlicher Stimmung erfolgt. Tatsächlich hatte Cato das unbehagliche Gefühl, sein Stiefsohn hege gegen Castle Granville und seine Bewohner einen tiefen Groll – so unangenehm, wenn nicht gar bedrohlich, hatte er den Blick seiner glanzlosen braunen Augen auf sich gespürt. Aber Cato hatte wichtigere Dinge im Kopf als Brians kleinliche Gehässigkeiten.
    »Wenn der Schatz abtransportiert wird, werden wir dafür sorgen, dass Rufus Decatur genau weiß, wann und auf welcher Route.« Cato sagte es in unverändert befriedigtem Ton.
    »Sir, ich verstehe nicht ganz.« Giles zögerte. »Er wird sich das Zeug für den König schnappen, sobald er davon erfährt.«
    »Genau. Aber wenn er es tut, tappt er in eine Falle«, erklärte Cato mit kalter Bestimmtheit. »Er wird den Transport überfallen, und wir werden ihn erwarten. Giles, du kannst dich darauf verlassen, dass Rufus Decatur hängt, noch ehe der Monat um ist.«
    »Ein guter Plan, Sir, aber wie ködern wir ihn?« Giles war ein Mensch mit begrenzter Phantasie. Auch der Lauscherin im Gang entging seine Verwunderung nicht.
    »Wir werden durchsickern lassen, dass es einen Transport gibt«, erklärte Cato geduldig. »In der Gegend wimmelt es von Spähern Decaturs. Sie werden ihm die Nachricht zutragen, und …« Er hielt inne.
    Portia schlich näher. In ihrem Eifer, kein Wort zu überhören, vergaß sie die Gefahr.
    »… und ich glaube, dass wir sogar eine Spionin im Haus haben. Wenn ich mich nicht sehr irre, wird Mistress Worth die Information weiterleiten – durch welche Kanäle auch immer.«
    Giles stieß einen Pfiff aus. »Ihr glaubt, dass sie ein falsches Spiel treibt?«
    »Ich weiß nicht, ob sie falsch oder nur leichtgläubig ist«, sagte Cato. »Wenn ich recht behalte, wird sie die Neuigkeit weitergeben, sobald sie ihr zu Ohren kommt. Sollte ich mich aber irren, und sie ist keine Spionin, werden wir dafür sorgen, dass sie trotzdem davon erfährt.«
    Portia wurde übel. Ihre Kopfhaut zog sich so stark zusammen, dass sie das Gefühl hatte, ihre Haare stünden ihr zu Berge.
    Sie nahm wahr, dass die Stimmen verklangen, dann verlosch das Licht, doch sie blieb an die Tunnelwand gedrückt stehen, bis wieder völlige Stille herrschte. Erst als sie sicher sein konnte, dass sie ganz allein war, trat sie aus dem Tunnel und stand in einem großen Gewölbe. Sie roch das 01 der ausgelöschten Fackel. Trotz der Dunkelheit konnte sie die Umrisse der an der Wand aufgereihten Truhen ausmachen. Als sie eine davon öffnete, starrte sie den Inhalt wie gebannt an – schimmerndes Silber, etwas dunkler glänzendes

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