Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die geraubte Braut

Die geraubte Braut

Titel: Die geraubte Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
Vom Netzwerk:
das in der Finsternis an ihr Ohr drang. Auf
einen buckligen Greis, der in einem groben Mantel vorüberschlurfte.
Wenn Rufus sich bis ins Innerste von Catos Herrschaftsbereich vorwagte, war es nicht ausgeschlossen, dass er oder einer seiner Leute sich in der Nähe aufhielt und in irgendeiner Gestalt oder Verkleidung alles beobachtete. Sie hatte keine Ahnung, was sie tun würde, sollte sie einen von ihnen oder gar Rufus selbst erspähen. Ihn stellen? Oder Hilfe anbieten?
    Lächerlich. Sie stand auf der Seite des Feindes. Rufus würde ihre Hilfe nicht annehmen.
    Das sagte sie sich immer wieder voller Bitterkeit vor, doch änderte das nichts an ihrem Verhalten. Wenn ihr zuweilen die ganze Entführung wie ein Traum erschien, musste sie sich energisch ins Gedächtnis rufen, dass sie Tatsache war und dass alles, wozu sie geführt hatte, sich wirklich zugetragen hatte.
    So kam es, dass sie um die Festung herumschlich und sich vorstellte, sie sammle Informationen für Rufus Decatur – Informationen, die sie niemals weitergeben konnte. Doch es lieferte ihr einen Vorwand und ergab einen, wenn auch etwas fragwürdigen Sinn inmitten von Verwirrung und Schmerz.
    Ihren Umhang enger um sich ziehend, huschte sie aus der engen Zelle und die Wehrgänge entlang. Sie lief eine schmale, in die Ringmauer eingelassene Steintreppe hinunter, die im äußeren Hof endete. Pechfackeln in Mauerhalterungen loderten im Nachtwind und warfen gespenstische Schatten auf die Pflastersteine.
    Portia schlich die Mauer entlang und hielt sich sorgfältig in der Dunkelheit, bis sie die kleine Pforte erreichte. Sie stand offen, man hörte Geräusche vom Graben herauf. Der Wachtposten half beim Abladen der Tragtiere.
    Sie schlüpfte durch die Pforte. Das Uferstück zwischen Mauer und Graben war nur ein schmaler Grasstreifen, kaum zwei Meter breit. Eng an die Mauer gedrückt, schlich Portia auf Zehenspitzen seitwärts weiter, bis sie dem Lichtkreis der Fackeln entkommen war. Dann blieb sie reglos und flach an die Wand gepresst stehen und lauschte. Die Stimmen waren leise, aber deutlich zu hören.
    »Das ist das letzte Maultier, Sergeant.«
    »Richtig. Schließ das Gewölbe hinter dir ab.«
    »Jawohl, Sir.«
    Es folgte das Quietschen von Angeln, die nach Öl verlangten, dann ein dumpfes Zuschlagen, und das Fackellicht verschwand. Aus der Dunkelheit drang nun das Geklirr von Zaumzeug. Portia nahm an, dass die Maultiere fortgeführt wurden. Sie hörte Schritte auf der Zugbrücke, dann wurde die Pforte geschlossen, und sie stand allein außerhalb der Burganlage.
    Was nun?
    Sie ließ sich nieder und glitt auf ihrer Sitzfläche den Abhang zum zugefrorenen Graben hinunter. Es war stockfinster, über ihr dräute die Zugbrücke. Sie tastete sich die feuchte und eiskalte Mauer entlang, bis sie direkt unter der Zugbrücke stand. Irgendwo in der Mauer musste sich die Geheimtür befinden. Ohne Licht konnte man die feinen Umrisse nicht ausmachen, doch hatte sie sie zuvor schon gesehen und wusste, dass die Tür knapp einen Meter über der Grabenoberfläche lag. Sie zog die Handschuhe aus und tastete mit frierenden Fingern die Wand ab.
    ja, tatsächlich. Eine kaum merkliche Linie im Stein, zu regelmäßig und gerade für eine zufällige Ritze. Sie fuhr die obere waagerechte Begrenzung entlang, dann die senkrechten Seiten und tastete nach einem Knauf, einem Hebel, nach einer Vorrichtung, mit der sich die Tür von außen öffnen ließ.
    Nichts. Die Steine waren wie harte, unnachgiebige Eisblöcke. Und sie war um zwei Uhr morgens vor der Außenmauer gestrandet …
    Portia biss die Zähne zusammen und dehnte ihre Suche aus, indem sie ihre Handflächen über die Steine entlang der Türumrisse gleiten ließ. Noch immer nichts. Ihre kalten Hände waren inzwischen gefühllos geworden. Unter heftigem Zittern zog sie ihre Handschuhe wieder an und überlegte, an die Mauer gelehnt, was sie als nächstes tun sollte.
    Da gab die Mauer hinter ihr nach, so plötzlich, dass sie rücklings ins Taumeln geriet. Es gab keinen Türstock, und sie stolperte um sich schlagend in ein schwarzes Nichts und schaffte es gerade noch, sich auf den Beinen zu halten, indem sie sich am Stein festhielt, als er schwer nach innen schwang.
    Sie befand sich im Inneren und blickte auf den Graben hinaus. Hinter ihr herrschte absolute Finsternis, vor ihr das graue Schwarz der Nacht. Schloss sie die Tür, würde sie gar nichts mehr sehen.
    Reglos dastehend versuchte sie, aus der Finsternis hinter sich etwas zu hören,

Weitere Kostenlose Bücher