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Die geraubte Braut

Die geraubte Braut

Titel: Die geraubte Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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öffnete. Juno drängte sich zwischen seinen Beinen durch, und der Alte schloss die Tür wieder. »Ich komme mit dem Lappen wieder.« Er schlurfte hinter Juno hinaus, die erleichtert davon flitzte.
    Portia setzte sich auf ihre Pritsche und dachte über ihre Situation nach, die besser war, als sie noch vor wenigen Minuten befürchtet hatte. Doch es schien so, als würde man sie in diesem winzigen Raum längere Zeit gefangenhalten.
    Josiah kam mit einem Eimer Wasser und einem Lappen wieder. Beides reichte er Portia, wobei er die Tür mit großer Sorgfalt auf- und wieder zusperrte. »Na, und was habt Ihr verbrochen? George wollte nichts dazu sagen.«
    »Zufällig gar nichts«, knurrte Portia und ging daran, Junos Malheur aufzuwischen. »Aber Rufus denkt da anders.«
    »Es sieht dem Herrn nicht ähnlich, ungerecht zu sein«, sagte Josiah, der Portias Behauptung offenbar keinen Glauben schenkte. »Nicht in all den Jahren, die ich ihn kenne … und ich kenne ihn, seit er ein kleiner Junge war.« Er sperrte die Gittertür. wieder auf, um Eimer und Lappen in Empfang zu nehmen.
    »Es ist nicht nötig, dass du die Tür ständig auf- und zusperrst«, sagte Portia matt. »Ich werde schon nicht verschwinden. Wo ist Juno?«
    »Läuft draußen herum.« Josiah zögerte, sah die ausdruckslosen und zerschundenen Züge der Gefangenen, dann wandte er sich achselzuckend zum Tisch um und ließ die Gittertür offen. »Wollt Ihr etwas zu Abend essen?«
    Wie immer in letzter Zeit schickte Portias Magen undefinierbare Signale aus, doch wusste sie, dass sie essen musste. »Kann ich hinauskommen und essen?«
    Wieder zögerte Josiah, ehe er sagte: »Wenn Ihr mir versprecht …«
    »Ich werde nicht flüchten«, versprach Portia rasch und trat hinaus. »Was hat George zu dir gesagt?«
    »Nur dass der Herr befohlen hätte, Euch gefangen zu halten, bis er anders verfügt. Ich soll mich um Euch kümmern, da ja außer uns Alten niemand da ist.« Er hob den Deckel von der Schüssel. »Hier ist ein Löffel für das Stew.«
    Portia aß im Stehen, weil kein Stuhl da war. Schon beim ersten Bissen merkte sie, dass sie einen Bärenhunger hatte. »Kannst du mir warmes Wasser zum Waschen bringen?«
    »Ja, ich soll mich um alles kümmern, was nötig ist«, sagte Josiah mit einem Nicken. »Den Eimer leeren … heißes Wasser und Essen bringen. Und morgen bringe ich Wein oder Ale.«
    Portia stellte die leere Schüssel hin und ging in ihre Zelle zurück. »Kannst du mir etwas bringen, damit ich mich beschäftigen kann? Papier, eine Feder und Tinte vielleicht und eines von Rufus' Büchern? Mir ist jedes recht.«
    Josiah hatte seine Zweifel. »Ich soll Dinge aus dem Haus nehmen, wenn er nicht da ist? Na, ich weiß nicht.«
    »Ich glaube nicht, dass er etwas dagegen einzuwenden hätte«, sagte Portia. »Und wenn, dann wird er die Schuld nicht bei dir, sondern bei mir suchen.«
    Josiah runzelte die Stirn und sah seine Schutzbefohlene aus schwachen, wasserhellen Augen an. Als er sie so verzweifelt und unglücklich sah, dachte er daran, wie lebenssprühend und fröhlich sie immer gewesen war. Egal was sie getan hatte, diese Kerkerhaft in dem nahezu verlassenen Dorf war schon hart genug, ohne dass man ihr zusätzlich Härten auferlegte.
    »Hm, möglich wäre es schon«, sagte er nach einer Weile. »Es wird Euch hier schrecklich langweilig werden.«
    »Danke.« Portia schaffte ein steifes, aber dankbares Lächeln.
    Doch als Josiah Juno brachte und dann den Riegel der äußeren Tür wieder vorschob, kauerte Portia sich überwältigt von Schmerz und Trauer hin.
    Sie konnte Rufus' kalte Augen sehen, die bittere Verachtung aus seinem Ton hören. Es war ihr unerträglich, dass er das alles von ihr glaubte. Sie liebte ihn, und sie hatte zu hoffen gewagt, dass auch er sie liebte. Doch sie hatte sich geirrt. Wenn er sie geliebt hätte, hätte er gewusst, dass sie ihn nicht hintergehen konnte. Er hätte akzeptiert, wer und was sie war. Zu diesem unglücklichen Missverständnis wäre es nie gekommen.
    Sie war es so überdrüssig, Rufus auf dem hindernisreichen Kurs seines Rachefeldzuges zu folgen, überdrüssig, einen Teil ihres Wesens zu leugnen, nur um ihn zufriedenzustellen. Der Preis war zu hoch für seine … seine was?
    Sympathie? Liebe? Leidenschaft?
    Welche Rolle spielte es denn noch, da nun ohnehin alles in Schutt und Asche lag? Portia verkroch sich unter ihren Decken, und der Schlaf machte bald ihrem Leid ein vorübergehendes Ende.

Kapitel 22
    »Na, in welchem Monat seid

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