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Die geraubte Braut

Die geraubte Braut

Titel: Die geraubte Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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als er scheute. Es war, als ritte man durch Nebel, doch im nächsten Moment wichen die Schatten, und es fiel kein Schnee mehr. Sie befanden sich in einem kleinen dunklen Raum.
    Portia wischte sich den Schnee aus Augen und Gesicht. Sie brauchte eine Weile, bis ihre Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Noch während sie blinzelte, hörte sie eine bekannte Stimme sagen: »Ach, das Mädchen ist es.«
    »Ja, dem Himmel sei Dank.« Giles Crampton tauchte aus dem Halbdunkel auf. »Dieser elende Schurke hat Euch also gehen lassen.« Er half ihr aus dem Sattel. »Seid Ihr wohlauf? Hat er Euch etwas angetan?« Die Besorgnis machte seine Stimme rau. »Wenn er seine dreckigen Hände …«
    »Nein, nichts ist passiert!« unterbrach Portia ihn. »Und er hat mich selbst zurückgebracht. Aber was ist Euch widerfahren?« jetzt konnte sie alle fünf Mann erkennen, die irgendwie verändert wirkten, und sie fragte sich ratlos, was diese Veränderung bewirkte. Ihre Mäntel waren geöffnet … sie bemerkte, dass die Knöpfe fehlten. Es sah aus, als hätte man sie ihnen abgeschnitten. Im nächsten Moment war ihr auch klar, warum sie so verändert aussahen. Alle hatten in irgendeiner Form Bärte getragen – Vollbärte, Backenbärte, Schnurrbärte. Nun aber präsentierten sich alle glattrasiert, mit rosig schimmernden Gesichtern.
    Es lag ihr eine Bemerkung auf der Zunge, weibliches Feingefühl aber ließ sie schweigen, da sie ahnte, wie nackt und gedemütigt sie sich vorkommen mussten.
    »Ich nehme an, man hat euch ausgeraubt?« fragte sie, die Hände gegeneinander schlagend. Ihr schauderte in der eisigen Höhle.
    »Diese Schweine … diese Diebe und Mörder! Sie nahmen uns jede Münze ab, alles, was von einigem Wert ist … auch unsere Waffen.« Giles wandte sich ab, um sie nicht merken zu lassen, wie sehr es ihn getroffen hatte. »Zum Glück ließ man uns die Pferde.«
    »Ja, die haben wir noch, aber ohne Sattel und Zaumzeug«, sagte einer der anderen verbittert. »Kommt nach hinten, Mistress. Wir haben ein kleines Feuer machen können. Besser als gar nichts.«
    Portia ging rasch auf den kleinen roten Schein im Hintergrund der Höhle zu. Mit ein paar Ästen und Reisig hatten die Männer ein Feuer entfacht, das ihnen trotz seiner Kleinheit so willkommen war wie das hoch auflodernde Feuer des Jul-Holzes im Weihnachtskamin.
    »Was glaubt Ihr, wie lange der Sturm noch toben wird?« Sie bückte sich, um ihre erfrorenen Hände zu wärmen.
    Giles kam vom Höhleneingang nach hinten. »Es ist ein Nordost. Der hat sich meist nach ein paar Stunden ausgeweht.«
    »Und bis Castle Granville sind es noch vier Stunden?«
    »Wenn man schnell reitet. Wir können von Glück reden, wenn wir im Schnee mehr als zwei Meilen in der Stunde schaffen.«
    Eine trübe Aussicht. Portia schauderte und verschränkte die Arme.
    »Was wollte dieser Teufel von Euch, Mistress?«
    »Er wollte wissen, wer ich bin«, antwortete sie.
    Giles furchte die Stirn. »Und Ihr habt es ihm gesagt, worauf er Euch hierherbrachte?«
    »Im wesentlichen ja«, sagte sie. Annies warmes Haus und die freundliche Bewirtung blieben vor diesen Männern, die auf Befehl Rufus Decaturs gequält, gedemütigt und ausgeraubt worden waren, besser unerwähnt.
    Giles, der zu ahnen schien, dass sie einiges verschwieg, brummte vor sich hin und ließ sie stehen, um wieder zum Höhleneingang zu gehen.
    Portia spürte die Blicke der Männer, die sich ihren Teil dachten und nun weniger freundlich schienen als zuvor. Offenbar genügte es, von einem Decatur nicht schlecht behandelt worden zu sein, um Misstrauen zu erregen, obwohl sie sich nicht denken konnte, was sie argwöhnten. Glaubten sie, dass sie mit dem Feind gemeinsame Sache machte, sich auf die Seite eines Geächteten schlug?
    Das alles war ihr so unangenehm, dass sie sehr froh war, als Giles ankündigte, der Sturm hätte sich soweit gelegt, dass man aufbrechen könne. Die Männer, die ohne Sattel reiten mussten, mühten sich vergebens, die Mäntel über den knopflosen Jacken zusammenzuhalten, um sich vor der eisigen Kälte zu schützen.
    Sie ritten in derselben Reihenfolge wie zuvor; Portia mit Giles in der Mitte, vor und hinter sich zwei Mann. Damit hatte Portia ein wenig Windschutz, doch war das finstere Schweigen ihrer Begleitung wenig tröstlich. Wie Gespenster in der Nacht ritten sie durch stille Dörfer mit geschlossenen Fensterbalken. Nicht einmal die Schenken zeigten ein einladendes Licht.
    »Ist das noch immer Decatur-Gebiet?« fragte

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