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Die geraubte Braut

Die geraubte Braut

Titel: Die geraubte Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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Portia, nachdem sie eine Stunde geritten waren.
    »Halb und halb«, gab Giles zurück. »Aber einkehren werden wir erst, wenn wir tief in Granville-Land eingedrungen sind.«
    »Ein Hundewetter für Truppenbewegungen«, sagte sie, nur um ein Gespräch anzuknüpfen und die Männer abzulenken.,
    »Ach, die Truppen verkriechen sich irgendwo.«
    »Das will ich hoffen. Ob für König oder Parlament, heute gilt der Kampf nur dem Wetter«, bemerkte Portia und nahm die Zügel kürzer, als Patches bis über die Fesseln im Schnee versank. Giles brummte nur und fasste nach dem Zaum ihres Pferdes, um ihm aus der Schneewächte zu helfen.
    Portia schwieg von nun an und überließ sich ihren Gedanken. Sie stellte sich eine Welt vor, in der Feuer hoch und heiß brannten, Tische sich unter vollen Schüsseln und Krügen mit Wein und Ale bogen, Betten weich waren und Decken warm. Es war ein Phantasiebild, wie sie es sich in der Vergangenheit oft ausgemalt hatte, um mit der harten Realität besser zurechtzukommen. Dabei hatte sie so großes Geschick entwickelt, dass sie tatsächlich die Speisen auf der Zunge zu schmecken und die Wärme an ihren Gliedern zu spüren vermeinte.
    Der Schneefall hatte aufgehört, helles Sternenlicht strahlte von einem klirrendkalten Himmel, als sie vor Castle Granville anlangten. Portia starrte zu dem abweisenden grauen Bauwerk mit seinen Verliesen, Türmen und zinnenbewehrten Wehrgängen empor. Man konnte sich nicht vorstellen, dass in dieser Festung eine Familie wohnte, und Portia fiel unwillkürlich das anmutige Fachwerkhaus am Ufer der Themse ein, in dem Cato seine zweite Gemahlin, die bildschöne und elegante Lady Diana Carlton, angetraut worden war.
    Dass Lady Diana sich hier einigermaßen häuslich eingerichtet hatte, war kaum vorstellbar.
    Als sie mit lautem Hufgetrappel die Zugbrücke passierten, die einen breiten, zugefrorenen Burggraben überspannte, wurde das eiserne Fallgatter hochgezogen, um sie in den äußeren Hof einzulassen. Mochten sich die feindlichen Armeen um ihre Feuer scharen, so herrschte doch immer noch Krieg, und Lord Granvilles Burg blieb der Außenwelt verschlossen.
    Männer kamen gelaufen, um ihre Pferde zu übernehmen, riefen Fragen und zeigten sich erstaunt, weil es so spät geworden war. Der Schnee war vom Pflaster geweht worden und lag in hohen Wächten an den Mauern, im Licht der lodernden Pechfackeln rosig glitzernd. Patches scharrte im Stroh, das den Boden deckte, damit man auf der eisglatten Fläche nicht ausglitt. Portia stand unschlüssig da.
    Ihre Begleiter waren abgesessen und wurden nun von ihren Kameraden umringt. Giles schritt auf das Bogentor zu, das in den inneren Burghof führte. Ehe er ihn erreichte, trat eine schlanke, mantelumhüllte Gestalt in den Vorhof Das Mädchen ging auf Portia und ihr Pferd zu.
    »P-Portia … wie bin ich froh, dass du da bist!« rief Olivia aus, als sie Portias Zaum ergriff. Ihre schwarzen Augen leuchteten im Fackelschein. »Ich k-kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich mich freue.«
    »Ich mich auch«, sagte Portia ein wenig steif. Sie konnte sich erinnern, dass Olivia bei der Hochzeit groß für ihr Alter gewesen war, und dabei war es geblieben. Fast so groß wie Portia, trug sie ihr Haar als dunkle Flechtenkrone, und ihre Miene ließ einen gewissen Ernst erahnen.
    Portia sprang aus dem Sattel. Ratlos, was sie als nächstes tun sollte, streckte sie einfach ihre Hand aus. »Wie geht es dir? Drei Jahre sind eine lange Zeit.«
    Olivia ergriff die dargebotene Hand und drückte sie mit scheuem Lächeln. »Danke, es geht mir gut.«
    »Willkommen auf Castle Granville, Portia.«
    Portia drehte sich nach der ruhigen Stimme um. Der Halbbruder ihres Vaters war hochgewachsen und hager, mit braunen Augen, kühner Nase und wohlgeformtem Mund. Sein dunkles Haar bildete einen spitzen Ansatz über der Stirn. Er streifte seinen Handschuh ab und reichte ihr die Hand.
    Hastig folgte Portia seinem Beispiel.
    »Du frierst«, sagte er und rieb ihre Finger. »Bei diesem Wetter muss es ein schlimmer Ritt gewesen sein.« Er nickte Giles zu, der umgekehrt war und neben seinen Gebieter trat.
    »Wir gerieten in einen Hinterhalt, Sir.«
    Catos wohlwollende Miene änderte sich mit einem Schlag. »Decatur?«
    »Ja, Sir.« Giles nickte.
    Cato gab Portias Hand frei. »Olivia, führe deine Cousine ins Warme, und kümmere dich um sie. Sie ist halb erfroren.« Dann drehte er sich zu Giles um. »Komm und erstatte Bericht.«
    Die Männer gingen auf den Zwingturm zu, in

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