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Die geraubte Braut

Die geraubte Braut

Titel: Die geraubte Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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besonders interessant.«
    Cato zog eine Braue in die Höhe. Wenn seine Nichte Rufus Decatur nicht interessant gefunden hatte, musste sie ein ungewöhnliches Exemplar des schönen Geschlechts sein. Wollte man den Gerüchten glauben, trieb der Mann es landauf landab wie ein brünstiger Hengst und hinterließ gebrochene Herzen und illegitime Kinder. Aber schon die Dolch-Episode hatte darauf schließen lassen, dass Jacks Tochter sich von anderen Mädchen unterschied.
    Wieder wandte er sich zum Gehen. »Olivia, du solltest unverzüglich deine Stiefmutter aufsuchen. Vielleicht braucht sie dich.« Er zog seine Handschuhe an und polterte aus der Küche, wobei wieder Eiseskälte hereinströmte.
    Draußen begab er sich auf direktem Weg zum Exerzierplatz, wo die Männer nach dem Morgenappell wegtraten. Cato hielt inne und blickte zu den Wehrgängen empor, von denen die Banner in den Farben des Parlaments vor einem eisigen blauen Himmel flatterten. Die Luft war zu kalt für tiefe Atemzüge, die Sonne, die keine Wärme spendete, hing fahlgelb und tief über den langgestreckten Rücken der Lammermuir Hills.
    Wo war Rufus Decatur in diesem Moment? Hatte er sich in seinen Schlupfwinkel in der Einsamkeit der Cheviots verkrochen? Seit dem Tag zuvor wusste der Earl of Rothbury, dass Cato Granville sich auf die Seite des Parlaments geschlagen hatte, da einem von Giles' weniger standhaften Gefährten diese Information gewaltsam entlockt worden war, während der RäuberBaron Granvilles Nichte an das Feuer eines Pächters gebeten hatte. Cato war so gut wie sicher, dass es ihm bei dem Überfall vor allem um diese Information gegangen war.
    Es machte nicht viel aus, da es nun ohnehin allgemein bekannt war, und jeder meilenweit die Banner auf den Türmen und Wehrgängen von Castle Granville sehen konnte. Aber Cato hätte zu gern gewusst, auf welche Seite sein Feind sich schlagen würde. Wollte Rufus sich im Moment noch alle Optionen offenhalten und als distanziert ironischer Beobachter mit ansehen, wie Aufruhr das ganze Land erfasste, während er selbst sich erst dann einzumischen gedachte, wenn er und seine Anhänger den größten Vorteil daraus ziehen würden?
    Cato war überzeugt, dass Rufus bei seiner Entscheidung nur Eigeninteressen im Auge hatte. Schlug Decatur sich auf jene Seite, die am Ende den Sieg errang, konnte er damit rechnen, dass das Haus Rothbury seine einstige Position, seinen Reichtum, seinen Einfluss und sein Prestige wiedererlangte.
    Falls er dies tatsächlich anstrebte. Rufus Decatur war der geborene Geächtete und der geborene Führer. Er zog Menschen an wie Blüten die Bienen. Gute Menschen und schlechte, Männer, die Abenteuer suchten, Männer, die im Rahmen der Gesellschaft und deren Gesetze nicht leben wollten oder konnten. Würde ein solcher Mann sich jemals wieder in die zivilisierte Welt einfügen?
    Aber ehe diese Fragen eine Antwort fanden, musste ein Krieg ausgefochten werden. Ungeachtet der freudigen Erregung der Männer, die vom Exerzierplatz abzogen, und trotz Catos eigener Hochstimmung, sah der Marquis of Granville blutigen Tod über ihrer aller Zukunft.

Kapitel 5
    »Sieh mal einer an.« Rufus lächelte in seinen roten Bart, seine blauen Augen aber funkelten hart wie Diamanten. Hoch zu Ross ließ er seinen Blick über die sanft gewellten Hügel schweifen, bis er an Castle Granville hängenblieb, das auf einer eigenen, alle anderen Anhöhen überragenden Erhebung stand. Vom Hauptturm und den Zinnen wehten die Farben des Parlaments.
    »Wie der Hahn auf dem Mist«, sagte er verächtlich. »Kräht seinen Trotz und seine Prahlerei heraus!«
    »Sieht ganz nach einem Fest aus«, bemerkte Will, die Augen mit der Hand beschattend. »Man riecht die Spießbraten schon von hier aus.« Es hörte sich wehmütig an. Sie waren kurz nach Sonnenaufgang aufgebrochen, und nun war es fast Mittag.
    »Und es sieht aus, als würde das ganze Umland mitfeiern«, murmelte ihr Begleiter.
    Schweigend beobachteten die drei Männer die Szene zu ihren Füßen. Festlich gekleidete Menschen strömten über die Zugbrücke in die Festung, Kinder hüpften und sprangen, Trommeln und Dudelsäcke ließen kampflustige und fröhliche Weisen erklingen.
    »Sicher wird Granvilles Entscheidung für das Parlament gefeiert.«
    »Sieht so aus, George«, gab Rufus ihm zerstreut recht. Er schlug mit der Gerte gegen seinen Stiefel im Bügel, ohne seinen Blick von der Szene im Tal loszureißen – wehende Banner, zwei Eisläufer auf dem zugefrorenen

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