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Die geraubte Braut

Die geraubte Braut

Titel: Die geraubte Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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Kapuze ihres dunklen Mantels im Nacken. Ein Strahlenbündel matten Sonnenlichtes zauberte sprühende Funken in ihr rotes Haar.
    Eigentlich kein Wunder, dass er sie sah. Er hatte ja gewusst, dass sie sich irgendwo im Bereich der Burg aufhalten musste. Dennoch war er sich einer sonderbaren Erregung bewußt … An ihm nagte der beunruhigende Gedanke, dass er gekommen war, um sie zu sehen. Was natürlich lächerlich war.
    Und dann war sie fort und unter der Zugbrücke verschwunden, während er durch das Fallgatter feindliches Gebiet betrat. Von nun an musste er seinen ganzen Verstand zusammennehmen.
    Große Feuer brannten in der Mitte des äußeren Hofes, ganze Rinderhälften, Schafe und Spanferkel wurden an Spießen gebraten. Gedreht wurden diese von jungen Burschen, deren Wangen von der Hitze und dem Inhalt der Alekrüge gerötet waren, aus denen sie sich labten, während ihre Augen vom Qualm tränten.
    In der Mitte des Hofes spielte einer die Fiedel, und eine Gruppe von Morisken-Tänzern, deren Glöckchen die übermütigen Rufe und den Beifall des Publikums melodisch untermalten, unterhielt die Menge. Schragentische, die sich unter der Last von Kartoffeln, Brot, Kuchen, Käse und goldenen Butterlaiben bogen, standen an den Wänden, das dichteste Gedränge herrschte jedoch um die Ale-Fässer.
    Rufus fügte sich unauffällig in die Menge ein. Will hatte ganz richtig vermutet, dass der Herr von Decatur bei dieser Eskapade nicht nur eine Teufelei im Sinn hatte, sondern auf Informationen aus war, auf jede Kleinigkeit, den geringsten Klatsch, alles, was ihm eine Ahnung von der Schlagkraft von Cato Granvilles Streitmacht und einen Einblick in seine Absichten und Strategien vermitteln konnte.
    Rufus näherte sich den Ale-Fässern und ergriff einen Humpen, den ihm ein rotgesichtiger Bauer gutgelaunt reichte. Der Mann hielt eine gebratene Kartoffel zwischen behandschuhten Fingern und biss herzhaft hinein, während er vor einer Gruppe von Spaßvögeln eine deftige Geschichte zum besten gab.
    Da Rufus Cato nirgends entdecken konnte, dachte er voller Ironie, dass es eines Granville wohl nicht würdig war, sich unter seine Pächter und Gefolgsleute zu mischen. Er gab den Menschen Gelegenheit, eine Entscheidung zu feiern, die im ganzen Granville-Land Witwen und Waisen hinterlassen würde, hielt sich dabei aber abseits.
    Da erblickte er ihn am anderen Ende des Hofes, und sein Blut geriet in Wallung. Cato war mit drei der mächtigsten Grundherren zwischen Lammermuir und York in ein Gespräch vertieft. Das konnte nur eines bedeuten: Viscount Charter, der Earl of Fairoaks und Sir Graham Preston wollten Granvilles Beispiel folgen und sich auf die Seite des Parlamentes schlagen. Ihre Unterredung bot für einen Lauscher gewiss manch interessante Einzelheit.
    Rufus, der sich gemächlich durch die Menge schob und sein Ale trank, wich im dichten Gedränge geschickt aus und bewegte sich unauffällig wie ein Schatten weiter, so dass er kaum wahrgenommen wurde.
    Auf dem Eis des Burggrabens schlitterte Portia gegen die Schildmauer und blieb stehen. Lachend kämpfte sie um ihr Gleichgewicht. Sie genoss das schwindelerregende Gefühl der Freiheit, das ihr das Eislaufen verlieh, und die eisige Frische der Luft nach dem üblen Brodem der Städte, in denen sie die letzten Jahre verbracht hatte. Da sie nur selten Gelegenheit zum Eislaufen gehabt hatte, versetzten diese an ihre Stiefel angeschnallten, gutgeschliffenen Kufen aus Bein sie in Hochstimmung, wenn sie ihr auch ihre mangelnde Übung vor Augen führten.
    »Ich muss rasch lernen, wie man anhält, ohne gegen ein Hindernis zu stoßen«, rief sie Olivia zu, die als weitaus geübtere Läuferin elegant neben ihr stehenblieb.
    Portia blickte zu den Menschenmengen hinauf, die sich nach wie vor über die Zugbrücke bewegten, und kniff die Augen zusammen. »Was würdest du davon halten, wenn wir das Fest mitfeiern?«
    Olivia schien erschrocken. »Aber wir wurden nicht eingeladen.«
    »Nein, aber meinst du nicht auch, dass du als Tochter deines Vaters ein bisschen Gastgeberin spielen solltest?« Portia strich die Handschuhe an ihren Fingern glatt. Sie war gespannt, wie Olivia auf diesen unerwarteten Vorschlag reagieren würde.
    »Das habe ich nie gemacht«, antwortete Olivia, von Zweifeln geplagt. »Das ist D-Dianas Aufgabe.«
    »Aber Diana wird heute ihr Schlafgemach nicht verlassen«, wandte Portia ein. Sie lehnte mit verschränkten Armen an der Mauer und blickte Olivia aus ihren grünen Augen fragend

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