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Die geraubte Braut

Die geraubte Braut

Titel: Die geraubte Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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und verschmitzt an, Olivia überlegte. Nachdenklich blickte sie zu den grauen Burgmauern hoch, die über ihr aufragten. Aus dem äußeren Hof waren Musik und ausgelassener Festlärm zu hören.
    »Das würde aussehen, als wolle Diana ihren Pflichten nicht nachkommen«, sagte sie bedächtig.
    »Genau.« Portia lachte leise. »Komm.« Sie glitt, gefolgt von Olivia, ans Ufer und setzte sich, um sich ihrer Eislaufkufen zu entledigen. »Außerdem entkomme ich dadurch noch eine Welle Janet Beckton.«
    In Olivias Lachen mischten sich Nervosität und Erregung, als sie über die Zugbrücke zurück in die Burg gingen.
    Cato staunte, als er bemerkte, dass sich die Mädchen unter die Festgäste im äußeren Hof mischten, und er freute sich, als er sah, mit welcher Umsicht Olivia darauf achtete, dass es an den Tischen an nichts fehlte. Sie machte ihre Sache sehr gut, wie er fand.
    Kaum hatte Portia bemerkt, dass Olivia ohne ihre Hilfe zurechtkam, steuerte sie, vom Bratenduft angelockt, auf die Feuer zu. Ihr jahrelanges Hungerleiderleben lag ihr noch so in den Knochen, dass sie jede Gelegenheit, sich zu sättigen, nutzte.
    Sie drängelte sich durch die Menge, die den Spanferkelspieß umlagerte. Ein älterer Mann mit einem Buckel unter dem groben Mantel stand unmittelbar neben dem Spieß, schnitt mit seinem Dolch durch die knusprige Haut, spießte ein Stück auf und bot es seinem Nachbarn an.
    »Ich möchte auch ein Stückchen, guter Mann«, sagte Portia freundlich, streifte ihre Handschuhe ab und hielt die bloßen Hände ans Feuer. Sie stand ganz dicht bei dem Mann, als ein sonderbares Gefühl sie erfasste und sie Gänsehaut bekam, als hätte sie ein Gespenst gesehen. Sie erstarrte, ihre ausgestreckte Hand verharrte reglos, ihr Atem stockte. Es war unmöglich … und doch hatte sie ihn erkannt. Sie spürte, wie ihr Blut plötzlich schneller durch ihre Adern floss.
    »Wollt Ihr die knusprige Haut, Mistress?« fragte die krächzende Greisenstimme mit starkem Yorkshire-Akzent, als er sein Messer tief in den Braten stieß und ein saftiges Stück mit brauner Haut abschnitt. Nun wandte er sich ihr voll zu. Seine blauen Augen blitzten unter der tief in die Stirn gezogenen Kapuze hervor.
    Portia starrte Rufus Decatur fassungslos an. Was führte ihn hierher? Lord Granvilles Todfeind bewegte sich ungezwungen innerhalb der Burgmauern und bediente sich munter vom Festbraten des Burgherrn. Sie trat einen Schritt aus dem Kreis ums Feuer, ob zu ihrem oder Decaturs Schutz, wusste sie nicht. Aber Rufus trat ebenfalls zurück, das Fleischhäppchen noch immer auf der Dolchspitze.
    »Habt Ihr den Verstand verloren?« flüsterte sie und bildete damit unwissentlich Wills Echo.
    Rufus schien zu überlegen, doch lag in seinen leuchtenden Augen keine Spur von Ernst. Sie hatte das deutliche Gefühl, dass er sich über sie lustig machte und sie gleichzeitig aufforderte, den Spaß mit ihm zu teilen.
    »Habt Ihr den Verstand verloren?« wiederholte sie im Flüsterton und versuchte, ihren Blick von seinen Augen, die eine geradezu magnetische Wirkung auf sie auszuüben schienen, abzuwenden.
    »Das glaube ich nicht, Miss Worth«, sagte er nachdenklich. »Aber um meine Sicherheit wäre es besser bestellt, wenn Ihr nicht ein Gesicht machen würdet wie ein verängstigtes Kaninchen. Es könnte unwillkommene Aufmerksamkeit erregen, und dabei habe ich mir so große Mühe gegeben, mich unkenntlich zu machen.« Er lächelte, als wolle er sich entschuldigen, doch seine Augen lachten sie noch immer vergnügt an.
    Portia konnte nicht umhin, sich schuldbewusst nach den anderen umzudrehen, worauf Rufus warnend mit der Zunge schnalzte. »So erregt man garantiert Aufmerksamkeit«, murmelte er.
    Er bewegte einen Arm, und sein Mantel entfaltete sich wie ein Fledermausflügel. Ohne dass Portia wusste, wie ihr geschah, bewegte sie sich plötzlich im Schutz dieser Schwinge, wobei sie eher bewegt wurde, als dass sie sich aus eigenem Antrieb bewegte. Als sie unvermittelt stehenblieb, wieder gegen ihren Willen, befand sie sich in einem abgeschiedenen Winkel des Hofes, vor der Menge durch einen vorspringenden Stützpfeiler geschützt.
    »Was wollt Ihr?« zischelte sie. Von seinem Mantel eingehüllt, stand sie so nahe bei ihm, dass sie seine Körperwärme spürte, das Leder seines Wamses roch, die rauhe Wolle von Hemd und Hose fühlte. Die ganze Welt schien auf diesen kleinen dunklen und von Düften erfüllten Fleck zusammengeschrumpft zu sein, das festliche Treiben war wie aus großer

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