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Die geraubte Braut

Die geraubte Braut

Titel: Die geraubte Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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warum ich unter Eurem Schutz reise. Zu diesem Zweck brachte er mich in ein Pächterhaus, wo uns eine Mahlzeit serviert wurde.«
    »Wie umsichtig von ihm«, bemerkte Cato zynisch. »Er muss einen Grund gehabt haben.«
    Diana hatte sich gefasst und sagte nun mit angewidertem Blick: »Olivia, bring Portia in ihre Kammer. Dort kann sie allein essen. Ihre Ausdrucksweise lässt erkennen, dass ihr gute Gesellschaft und gute Manieren fremd sind, und wir möchten doch vermeiden, dass sie sich hier fehl am Platz fühlt. Inzwischen wurde ihr Gepäck sicher schon hinaufgebracht, und sie wird auspacken wollen.«
    »Madam, ich habe kein Gepäck, das der Rede wert wäre«, sagte Portia und konnte sich nicht verkneifen hinzuzusetzen: »Aber mit Verlaub gesagt, knurrt mir der Magen ganz gewaltig.«
    Olivia warf ihr einen überraschten Blick zu, da Portia im breitesten Yorkshiredialekt gesprochen hatte. Diana rümpfte die Nase, und Cato zog die Brauen bis zum Haaransatz hoch. Noch vor einer Minute hatte sein Gast sich einer gepflegten Sprache bedient. Hatte Portia einen guten Eindruck machen wollen und war nun in ihre gewohnte Sprechweise zurückverfallen?
    Als er sie jedoch genauer ansah, wurde er plötzlich mit aller Macht an seinen Halbbruder erinnert. Die schrägen grünen Katzenaugen des Mädchens erwiderten seinen Blick scharf, intelligent und gewitzt, und ihm wurde klar, dass sich Jacks Tochter trotz ihrer Jugend von niemandem demütigen ließ. Das Mädchen hatte auf Dianas peinliche Arroganz auf seine eigene Weise reagiert.
    Nun sah er Olivia an. Seine ernste, in sich gekehrte Tochter schmunzelte unverkennbar.
    Während er noch überlegte, wie er reagieren sollte, stürzte Olivia sich in eine Rede. »Komm, Portia, ich werde mit dir essen und dir alles erzählen. Das wäre doch am b-besten, nicht wahr, Sir?«
    Portia griff ihr Stichwort auf und sagte nun wieder in gepflegtem Ton: »Danke Sir«, als hätte er Olivias Vorschlag zugestimmt. »Ich gestehe, dass ich müde bin. Gibt es noch etwas, das Ihr über mein Treffen mit Lord Rothbury wissen wollt?«
    »Das hat bis morgen Zeit«, sagte er und winkte sie hinaus, während er mit dem sonderbaren Gefühl kämpfte, der Boden unter seinen Füßen sei ins Wanken geraten.
    Wieder knickste sie und wandte sich mit Olivia zum Gehen. An der Tür innehaltend, blickte sie über ihre Schulter. »Er gab ,Mir übrigens eine Botschaft für Euch mit. Keine sehr höfliche, aber er bestand darauf, dass ich sie überbringe.«
    Cato stand reglos da, eine Hand auf dem verzierten Kaminsims, in der anderen sein Glas. Sein Blick ruhte auf Portias bleichem, sommersprossigem Gesicht. »Los, rede schon.«
    »Er schickt Euch seine Grüße und lässt Euch bestellen, dass Ihr zur Hölle fahren sollt.«
    Diana entfuhr ein erschrockener Laut, und in Lord Granvilles ruhigen, braunen Augen blitzte es zornig auf.
    Gefolgt von Olivia verließ Portia mit einem kleinen Nicken den Raum.
    Später lag Portia wach in ihrem schmalen Bett und beobachtete den Widerschein des Feuers an der gewölbten Decke des Raumes. Der Wind rüttelte am Ölpapier vor dem Fenster. Sie kuschelte sich tiefer unter die dicken Decken und genoss die Wärme. Vor allem aber genoss sie die Sicherheit, die ihr dir abgeschlossene Tür bot. Warum sie die Tür zugesperrt hatte, wusste sie nicht. Es war eine Gewohnheit, während vieler Jahre des Wanderlebens mit ihrem Vater erworben, als sie gezwungen war, sehr oft in Quartieren zu nächtigen, die der Gesundheit abträglich waren, da die Wahrscheinlichkeit, dass einem die Kehle für einen Heller durchgeschnitten wurde, ebenso groß war wie die Chance, eine ruhige Nacht zu verbringen.
    Auf Castle Granville würde man ihr wohl nicht nach dem Leben trachten. Wenn es aber nach Lady Granville ging, würde man danach trachten, ihr das Leben sehr schwer zu machen.
    Olivia hatte sie vor die Wiegen ihrer zwei kleinen schlafenden Schwestern geführt. Bislang hatte Portia mit Babys wenig zu tun gehabt und sich noch weniger für sie interessiert. Doch die etwas gönnerhafte Haltung der Kinderfrau hatte ihr verraten, dass sie bei den Kindern Mädchen für alles spielen und Miss Janet Beckton zur Verfügung stehen sollte.
    Portia drehte sich auf die Seite und schlang die Arme um ihre Knie. Sie hatte es warm und trocken und war satt, ein fairer Tausch gegen den Verlust der Freiheit. Die Burg inmitten der einsamen Lammermuir Hills, weit entfernt von der nächsten größeren Stadt, bot keine andere Arbeitsmöglichkeit.

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