Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die geraubte Braut

Die geraubte Braut

Titel: Die geraubte Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
Vom Netzwerk:
Nottingham, Bradford und Leeds im Namen des Parlaments plündern. Sie wissen genau, an wen sie sich wenden und wen sie auf ihre Seite ziehen können.«
    Rufus füllte seinen Humpen von neuem und forderte Will mit einer Handbewegung auf, seinem Beispiel zu folgen. Sein Mund war ein schmaler Strich, der in seinem Bart fast verschwand, und sein Ton war ausdruckslos. »Fairoaks sagte etwas von Altarsilber, an dem er sich vergreifen wollte … Kelche und ähnliches. Würde mich nicht wundern, wenn sie reiche Beute machen.«
    Will spürte, wie seine Schultern sich abwehrend strafften. Ihm gefiel nicht, wie Rufus redete; sein ganzer Humor, seine teuflische Ironie waren dahin. Stimme und Ausdruck waren steinhart geworden. Rufus erstattete mit einer ganz bestimmten Absicht Bericht, und Will ahnte, dass es keine gute war.
    »Bürgersfrauen werden ihren Schmuck opfern, Kaufleute ihr Silbergeschirr, Zinn, Gold, alles, was man einschmelzen oder veräußern kann. Und Granville wird Blei und Eisen für Kugeln und Kanonen zusammenraffen.«
    Seine blauen Augen verrieten nichts, als sie auf Wills Gesicht ruhten. »Und wo wird Granville sich noch zusätzliche Einnahmen verschaffen, Will?«
    Will schluckte nervös unter dem gnadenlosen Blick. Nun wurde eine Antwort von ihm erwartet, und ihm wollte keine einfallen, die zutreffend gewesen wäre.
    Während Rufus auf Antwort wartete, trommelte er mit den Fingern laut auf den Kaminsims. Nach einer Welle half er sanft nach: »Vielleicht wird Granville aus eigenen Mitteln etwas beisteuern.«
    »Tja, möglich wäre es«, sagte Will, der stirnrunzelnd nach einer Antwort suchte, die seinen Vetter befriedigen würde. »Seine eigene Miliz aufzustellen hat ihn schon eine ganze Menge gekostet. Und wenn er nun auch noch Bewaffnung braucht …«
    »Ja, ich könnte mir denken, dass Cato sich jede Geldquelle zunutze macht, die sich ihm bietet«, sagte Rufus mit ätzender Schärfe.
    Will, dem endlich ein Licht aufging, starrte ihn an. »Du glaubst, er wird sich am Rothbury-Vermögen vergreifen?«
    Rufus heftete den Blick auf einen Punkt über Wills Kopf, doch der jüngere schauderte, als er den tödlichen Funken in den kalten blauen Augen entdeckte.
    »Warum auch nicht?« knirschte Rufus im gleichen Ton. »Warum auch nicht?« Er ging abrupt an den Tisch, holte mit einem Fuß aus, und ein Schemel schlitterte über den Steinboden, um gegen eine Wand zu prallen und umzukippen. »Cato Granville verwaltet die Rothbury-Güter. Warum sollte er nicht den Ertrag für seine eigenen Zwecke nutzen?«
    Will hatte das fast legendäre Temperament seines Vetters kaum kennengelernt, da Rufus schon vor vielen Jahren gelernt hatte, es zu zügeln. Nun aber spürte er, dass Rufus nahe daran war, seine Beherrschung zu verlieren, und Will konnte es gut verstehen.
    »Er verwaltet die Güter im Namen der Krone«, fuhr er behutsam fort. »Gewiss könnte er keine große Summen abzweigen, um sie gegen die Krone einzusetzen.«
    »Warum nicht?« sagte Rufus. »Der Mann ist ein Betrüger, ein Lügner und Verräter. Er brach den Treueeid, den er seinem König leistete. Was für einen Ehrenkodex hat ein Mensch wie er? Sei nicht so naiv!« Er durchmaß den Raum, und Will bekam das Gefühl, von den Wänden erdrückt zu werden, da die machtvolle Präsenz und die zornige Kampflust seines Vetters eine Enge schufen, in der kein Platz mehr für ihn war.
    Plötzlich hieb Rufus mit der Faust gegen die Wand, so dass ein Geschirrbord über ihm erzitterte und Zinn und Steingut klirrten. Will wäre am liebsten unbemerkt aus dem Raum geschlüpft, obwohl er wusste, dass der Ausbruch nicht ihm persönlich galt.
    »Ich werde es nicht zulassen«, knurrte Rufus, und seine Stimme war so leise und giftig wie ein Vipernbiß. »Dieser Schurke wird die Einkünfte der Rothbury-Güter nicht für seine eigenen Zwecke benutzen. Ich brauche die Mittel für den König. Und wenn Granville seinen Schatz beisammen hat, will ich ihn an mich bringen. jedes Stück Silber, jede Goldguinea, jedes Kleinod, jede Bleikugel und Stahlpike. Das alles will ich für den König.«
    Will wusste nicht, ob eine Antwort erwartet wurde, da sein Vetter seine Worte gar nicht an ihn zu richten schien. Sein bitteres, böses Versprechen hatte er sich selbst gegeben. Da Will aber nicht an sich halten konnte, sagte er in die nun folgende Stille hinein: »Wie stellst du dir das vor?«
    Rufus kam an den Tisch zurück. Seine Augen glänzten durchtrieben. Die angsteinflößende Spannung des

Weitere Kostenlose Bücher