Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die geraubte Braut

Die geraubte Braut

Titel: Die geraubte Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
Vom Netzwerk:
verschlagen?« Er fasste mit einem Finger unter ihr Kinn, beugte sich rasch über sie und küsste sie auf den Mund. »Zur Besiegelung eines Abkommens zwischen Geächteten«, sagte er, sich aufrichtend. Dabei glitt sein Mantel von ihr, und Rufus trat zurück und öffnete ihr wieder das Tor zur Welt.
    Der Verlust der Isolation, das wieder vorhandene Raumgefühl überfielen sie so plötzlich, dass Portia von Schwindel erfasst wurde und sich in ihrem Kopf alles drehte. Was eben geschehen war, ging über ihr Begriffsvermögen hinaus.
    Rufus blickte um sich. »Ist das Granvilles Tochter?« fragte er beiläufig. »Das Mädchen im blauen Umhang?«
    Seine Frage brach den Bann. Mit einer Aufwallung von Panik fiel ihr ein, wer dieser Mann war. Ein Todfeind, eine gefährliche Bedrohung für alle Granvilles. »Warum wollt Ihr das wissen?« Ihre Stimme war so rau, dass sie sich räusperte.
    »Ach, nur aus Interesse.«
    »Welches Interesse habt Ihr an Olivia?« Portia tat einen Schritt, als könne sie Olivia Decaturs Blicken entziehen, obschon sie wusste, dass es vergebens war.
    »Ein geringes«, erwiderte er mit einem achtlosen Achselzucken. »Granvilles weibliche Nachkommen kümmern mich wenig. Würde er einen Sohn zeugen, wäre es anders.« Wieder zuckte er mit den Achseln. »Lebt wohl, Mistress Worth.«
    Abrupt drehte er sich um und schlurfte durch die Menge, den groben Mantel über der gebückten und missgebildeten Schulter … der Inbegriff eines gebrechlichen Greises.
    Portia stand reglos inmitten des lauten und fröhlichen Treibens und kämpfte um Fassung. In ihrer Verwirrung war ihr nur soviel klar, dass sie benutzt worden war. Rufus Decatur hatte mit ihren Gefühlen gespielt, ihre Sinne gereizt, und sich dabei ins Fäustchen gelacht. Er hatte sie mit der sorglosen Vertraulichkeit eines Mannes behandelt, der wusste, dass er jede Frau um den kleinen Finger wickeln konnte, und sie hatte es geschehen lassen. Sie besaß genug Erfahrung, um zu wissen, wie Männer mit Frauen tändelten und sie nach Belieben manipulierten. Sie hatte gewusst, was geschah, und doch hatte sie zugelassen, dass Rufus Decatur seinen Spaß mit ihr trieb.
    Wütend über sich und Decatur bahnte sie sich mit flammendem Blick den Weg zu Olivia. In diesem Moment hätte sie Rufus Decatur glatt verraten, doch war der Alte im groben Wollmantel spurlos verschwunden.
    Der quadratische Raum im Erdgeschoß von Rufus' Haus, der von den großen Scheiten im Kamin hell erleuchtet und gewärmt wurde, bot nach drei Stunden Ritt von Castle Granville her willkommene Zuflucht. Die letzte Stunde hatte es ohne Unterlass geschneit. Die weiße Schneeschicht hatte Männer und Pferde in der weiß durchwobenen Dunkelheit wie gespenstische Scheinen aussehen lassen.
    »Wer hütet die Jungen?« fragte Will, der an der Tür den Schnee von seinem Mantel schüttelte.
    »Heute sind sie bei Silas. Ich hoffe es wenigstens«, setzte Rufus hinzu und schloss hinter sich die Tür. »Jedenfalls sollten sie dort sein.« Er ging in die Vorratskammer hinter der Küche, um sich einen Krug Met zu holen.
    Will lachte auf und entledigte sich seiner durchnässten Überkleider. »Jemand, wird sie schon im Auge behalten.«
    »Ja.« Rufus füllte zwei Humpen mit Met und reichte einen seinem Vetter. Um seine Söhne machte er sich keine Sorgen. Gewiss waren sie irgendwo im Lager und wurden beaufsichtigt. Wenn sie Hunger hatten, aßen sie von jenem Tisch, der zufällig am nächsten war, und rollten sich zu schlafenden Kugeln zusammen, wo immer sie erschöpft hinsanken. Es war eine sehr lockere Methode der, Kindererziehung, doch hatte Rufus noch nicht festgestellt, dass sie ihnen geschadet hätte.
    »Trink jetzt, essen werden wir bald in der Kantine.« Rufus hob seinen Humpen und trank Will zu. Dieser sah, dass sein Vetter nachdenklich, wenn nicht gar ernst war, und machte sich darauf gefasst, nun zu erfahren, was Rufus bei seinem Ausflug nach Castle Granville an Neuigkeiten erfahren hatte.
    Rufus stand vor dem Feuer, einen gestiefelten Fuß auf dem Kaminvorsetzer. Er schien das Schmelzwasser, das sich auf dem sauber gefegten Boden sammelte, nicht zu bemerken. »Granville und seine Verbündeten rekrutieren Truppen für das Parlament«, sagte er knapp und führte seinen Humpen an den Mund.
    »Wo?«
    »Landauf, landab. Die Macht von Charter, Fairoaks und Preston reicht weit.«
    »Sie alle schlagen sich auf Granvilles Seite?« Will machte große Augen, als ihm die Bedeutung aufging.
    »Ja. Sie werden York,

Weitere Kostenlose Bücher