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Die geraubte Braut

Die geraubte Braut

Titel: Die geraubte Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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dunkel vermummten Gefährten folgten seinem Zeigefinger. In einem Gebüsch auf einer kleinen Anhöhe der Zugbrücke gegenüber versteckt, war ihnen bewußt, wie gefährlich ihre Position war – in unmittelbarer Nähe von Castle Granville, an einem hellen, sonnigen Morgen.
    »Aber wie sollen wir uns das Mädel direkt unter den Wachtürmen vom Eis schnappen?« überlegte ein kleiner stämmiger Graubart.
    »Abwarten, Titus«, riet George mit der Andeutung eines Grinsens. »Wenn sie es wie gestern machen, laufen sie um den Graben herum und füttern die Enten auf der Insel. Auf der anderen Seite der kleinen Insel sind sie für ein paar Minuten von den Wachtürmen aus nicht zu sehen. Dann können wir sie vom Eis holen wie eine reife Frucht.«
    »Welche ist es?«
    »Das Mädel im blauen Mantel. Der Herr hat sie beobachtet, als er sich aufs Fest schlich. Ach, da sind sie! Los jetzt!« George war schon ungeduldig. Mit jeder Minute, die sie länger hier blieben, wuchs die Gefahr, ertappt und gehängt zu werden.
    Die drei schlichen gedeckt durch das Gestrüpp weiter und folgten den Eisläuferinnen, die den Graben umrundeten.
    Die Insel auf der anderen Seite der Festung war ein kleiner baumbestandener Fels, der aus dem Eis ragte. An ihrem Ufer sammelten sich Enten, die traurig vor sich hin auf die Eisfläche starrten. Als die Mädchen kamen, ließen sich die Enten laut schnatternd aufs Eis gleiten.
    George und seine Männer waren auf der Leeseite der Insel schon dicht an den Rand des Grabens herangekommen. Das Entengeschnatter würde ihre Schritte übertönen, und George hatte richtig bemerkt, dass sie an diesem Punkt durch die Insel den Blicken der Wachtposten entzogen waren.
    Die zwei von Enten umringten Mädchen, die mit dem Rücken zum Ufer standen, waren damit beschäftigt, Körner aufs Eis zu streuen, als die drei Männer gebückt und völlig lautlos hinunter aufs Eis sprangen.
    Eine instinktive Vorahnung von Gefahr warnte Portia. Sie fuhr herum, als auch schon die dicke Decke über ihren Kopf fiel und sie in erstickende Dunkelheit hüllte, ihre Gliedmaßen behinderte und sie aus dem Gleichgewicht brachte. Hätte man sie nicht hochgehoben und die Decke fest um sie gewickelt wie einen engen Kokon, wäre sie gestürzt. Irgendwo außerhalb der Schwärze hörte sie Olivias Schrei, dann spürte sie, wie sie im Laufschritt davon geschleppt wurde.
    Sie setzte sich zur Wehr, doch war es ihr unmöglich, sich aus ihrer Umhüllung zu befreien. Als sie zu schreien versuchte, gerieten ihr Fasern der Decke in den Mund. Eine Hand packte ihren Kopf und drückte ihr Gesicht gegen die Brust des Entführers. Mund und Nase stießen gegen etwas Hartes, so dass sie kaum Luft bekam.
    Sie hörte unter gestiefelten Schritten Äste knistern und Unterholz rascheln, dann übernahm ein anderer sie wie ein Paket. Man löste die Eislaufkufen von ihren Stiefeln, als man sie hochhob, dann wurde sie anderen Händen übergeben, festgehalten und wieder gegen eine eisenharte Brust gedrückt. Das Pferd unter ihr sprengte los, die Arme hielten sie fester und federten den wilden Galopp ab.
    Ihr Kopf dröhnte, als sie um Atemluft kämpfte und versuchte, mit der Zunge die klebrigen Wollfasern loszuwerden und gegen ihre Panik anzukämpfen. Was mit ihr vorging, war unfassbar. Für eine Entführung gab es keinen Grund. Niemand konnte ihr übelwollen. Außerhalb der Mauern von Castle Granville hatte sie weder Freunde noch Feinde.
    Und sie war einer Ohnmacht nahe. Ihr schwindelte, ihr Herz raste, sie spürte kalten Schweiß auf ihrer Haut. Gottlob wurde ihr Kopf von der Brust abgewendet, die erstickende Decke wurde gelockert, kalte Luft strich über ihr Gesicht.
    Gierig sog sie die Luft ein und blickte zum vorüberfliegenden Himmel empor, während das Pferd in gestrecktem Galopp dahin sprengte. Sie hörte den Hufschlag anderer Pferde, konnte aber nur himmelwärts sehen, da sie festgehalten wurde.
    »Schön ruhig, Mädel«, sagte eine barsche Stimme über ihr. »Vor uns liegt ein langer Ritt, und wenn du versprichst, schön stillzuhalten, dann erlaube ich dir, dass du dich aufsetzt.«
    Portia war nicht sicher, ob sie ein unter diesen Bedingungen gegebenes Versprechen halten würde, doch ihre Kopfbewegung war als Einverständnis zu deuten. Das angedeutete Nicken wurde sofort belohnt, indem sie im Sattel vor ihrem Entführer zu halb sitzender Position hochgezogen wurde. Da Arme und Beine noch immer durch die Decke behindert waren, musste sie sich darauf verlassen, dass

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