Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die geraubte Braut

Die geraubte Braut

Titel: Die geraubte Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
Vom Netzwerk:
wusste, dass sie verloren war. Sie bückte sich und steckte das Messer in den Stiefel. Dann wies sie mit resigniertem Achselzucken ihre leeren Hände vor.
    »Bei Gott, sieh an, was du dir angetan hast«, sagte George. »Blutig und zerkratzt bist du. Also, komm jetzt.« Er trat auf sie zu, bückte sich und warf sie ohne weitere Umstände über seine Schulter.
    Portia schrie entrüstet auf und trommelte mit den Fäusten auf seinen Rücken. Er aber beachtete sie nicht und schritt ruhig hinter seinen zwei Gefährten, die ihm den Weg bahnten, aus" dem Dickicht.
    »Das war sehr dumm, Mädchen«, rügte er sie, als sie bei den nun friedlich grasenden Pferden anlangten. »Jetzt wird es ungemütlich für dich, so leid es mir tut, aber anders geht es nicht.«
    Portia erwog zu protestieren, zu bitten, Versprechen zu geben, doch ihr Stolz ließ sie schweigen, als sie wieder in die Decke gewickelt wurde. Diesmal aber wurde die Decke an Knöcheln, Taille und Armen mit Leinwandstreifen gesichert, so dass sie sich vorkam wie eine zusammengebundene Gans auf dem Markt. Man zog ihr die Kapuze ins Gesicht, ließ aber Mund und Nase frei.
    Der Rest der Strecke schien kein Ende nehmen zu wollen. Portia, die seitlich im Sattel saß, wurde gegen die harte und stämmige Gestalt des George genannten Mannes gedrückt. Sie saß qualvoll unbequem, weil sie in ihrer Umhüllung keinen Muskel rühren konnte, Sie war auch nicht imstande, ihre Position zu verändern oder sich zu kratzen, als sie ein jucken an der Wade spürte, das sich in Windeseile als Prickeln über ihren ganzen Körper verbreitete.
    Die Männer wechselten ab und zu ein paar Worte, die Portia jedoch keinen Hinweis auf ihr Ziel oder den Grund ihrer Entführung lieferten. Die Gegend war gottverlassenes, ödes Heideland, das in kahle Hügel überging. Schafe und stämmige Bergponys waren die einzigen Lebewesen, denen sie begegneten. Nirgends sah man menschliche Behausungen, nicht einmal die kleinen Pächterkaten aus Stein.
    Schließlich mündete ihr vielfaches Unbehagen in eine peinliche Tatsache. Ihre Blase drohte zu bersten, und die Gangart des Pferdes war nicht dazu angetan, um sie von ihrer Situation abzulenken. »Haltet an«, sagte sie schließlich. »Ich muss mich in die Büsche schlagen.«
    »Mädchen, wir haben es bald hinter uns«, sagte George in seinem aufreizend freundlichen Ton. »Siehst du da vorne die Feuer?« Er deutete mit seiner Gerte hin.
    Portia drehte den Kopf. Mittlerweile war es später Nachmittag, aber noch sonnig. Sie sah am Gipfel des Hügels, den sie hinaufritten, Rauch aufsteigen. »Dorthin wollen wir?«
    »Ja.«
    »Ich kann nicht warten«, sagte sie mit Absicht.
    Er sah in ihr weißes, angespanntes Gesicht. »Doch, du kannst.« Er gab seinem Pferd die Sporen, und es lief trotz seiner Ermattung schneller, um das letzte Stück rasch hinter sich zu bringen, da Stall und Hafer winkten.
    Portia zwang sich zähneknirschend an etwas anderes zu denken als an ihr Bedürfnis. Sie blickte um sich und suchte nach einem Hinweis darauf, wo sie sich befand. Der Rauchgeruch wurde stärker, und schließlich war der Gipfel erreicht. Sie sah einen kleinen Wachtposten mit einem einsamen Wächter; der; Pike und Muskete in der Hand, Wache stand.
    Er hob die Hand zum freundlichen Gruß. »Alles gutgegangen, George?«
    »Jawohl, Tim.« George nahm das Winken zur Kenntnis. Wäre der Posten nicht so altgedient gewesen oder wären Rufus oder Will zur Stelle gewesen, wäre es ohne Losungswort nicht abgegangen, doch am helllichten Tag, wenn man meilenweit in die Runde sehen konnte, erübrigte sich das.
    »Ist der Herr unten?«
    »Ja. Glaube nicht, dass er heute ausritt.«
    »Treffen wir uns später auf einen Krug in der Kantine?«
    »Ja, in einer halben Stunde bin ich frei.«
    Als sie die andere Seite hinunterritten, bekam Portia von ihr rer Umgebung nicht viel mit, da sie es kaum mehr aushielt. Ihr blieb ein vager Eindruck von Häusern, die sich an einem Flußufer drängten, und sie sah, dass die Männer, die sie passierten, Lederkoller wie Soldaten trugen und nicht locker gingen, sondern marschierten. Die Bauten sahen nicht aus wie heimelige Dorfhäuser, sondern eher wie Mannschaftsunterkünfte, doch erkannte sie eine Schmiede, einen Speicher und ein großes Gebäude mit einer Bierbank davor. Vermutlich die Kantine. Sonst fiel ihr nur auf, dass eine Atmosphäre sachlicher Zweckmäßigkeit herrschte.
    George hielt am anderen Ende der Niederlassung vor einem ein wenig abseits stehenden

Weitere Kostenlose Bücher