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Die geraubte Braut

Die geraubte Braut

Titel: Die geraubte Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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der Mann sie festhielt,
    doch war ihr Kopf endlich frei, und sie konnte etwas sehen.
    Ihr Entführer war ein stämmiger rotgesichtiger Mann mit fröhlichen Augen, die Portia unter diesen Umständen als höchst unpassend empfand. Sein Mantel wehte im Wind, und sie sah nun, was so hart gegen ihr Gesicht gedrückt hatte. Er trug einen stählernen Brustharnisch … eine richtige Kampfrüstung für eine simple Entführung!
    Zwei Männer, deren Pferde ebenso halsbrecherisch dahin sprengten, ritten neben ihnen. Auch sie trugen Brustpanzer unter ihren dunklen Mänteln und starrten unverwandt auf den Pfad geradeaus, ohne auch nur einen neugierigen Blick zu ihr zu riskieren.
    »Wer seid Ihr?« fragte sie.
    »Das geht dich nichts an, Mädel«, sagte ihr Entführer seelenruhig.
    »Doch, natürlich geht es mich etwas an!« protestierte sie, eher erstaunt als entrüstet über seine lächerliche Antwort. »Wie soll es mich nichts angehen, wenn man mich entführt?«
    »Beruhige dich«, riet er ihr unverändert freundlich. »Es steht mir nicht zu, etwas zu sagen. Wenn du also bequem reiten möchtest, dann hältst du am besten den Mund und guckst dir die Gegend an.«
    Portia schwieg verblüfft. Als sie sich wieder gefasst hatte, sagte sie: »Gebt wenigstens meine Hände frei, damit ich dieses grässliche Zeug aus dem Mund bekomme.«
    »Was für ein Zeug?« fragte er verdutzt.
    »Von dieser verdreckten Decke«, stieß Portia würgend hervor.
    »Warte.« Er kramte in seiner Tasche und holte ein großes Schnupftuch hervor. »So, jetzt steck deine Zunge heraus, Mädchen!«
    »Das mache ich selbst.«
    Achselzuckend wollte er das Tuch wieder einstecken, als Portia sich anders besann und ihre Zunge nicht sehr anmutig herausstreckte. Doch war es eine Erleichterung, die Fasern endlich loszuwerden, und noch besser war es, als er ihr eine Wasserflasche an den Mund hielt.
    Danach war ein Gespräch wenig sinnvoll, deshalb ergab sie sich scheinbar in ihr Schicksal, während ihr Verstand rasend schnell arbeitete und ihr Blick auf der Suche nach einer noch so kleinen Fluchtmöglichkeit von einer Seite zur anderen schoss. Auch wenn sie sich frei hätte bewegen können, wäre es glatter Selbstmord gewesen, bei dieser Geschwindigkeit herunterzuspringen, aber es war ja möglich, dass irgendetwas geschah.
    Und es geschah etwas. Das Pferd wich jäh einem zusammengerollten Igel aus und stolperte in einen von Gras überwucherten Graben. Mit angezogenen Zügeln versuchte der Reiter, es am Straucheln zu hindern, wobei sich momentan sein Griff um Portia lockerte. Sofort versetzte sie ihm mit ihren von der Decke wie in einem Nixenschwanz zusammengehaltenen Beinen einen Tritt und konnte sich befreien, um gleich darauf unsanft auf dein Boden zu landen und den Pferdehufen nur knapp zu entgehen.
    »He! Fasst sie!« brüllte ihr Entführer seinen Gefährten zu, die ihre eigenen Pferde gezügelt hatten, als das erste stolperte.
    Portia raffte sich auf, warf die Decke ab und rannte los, instinktiv auf dichtes Strauchwerk zuhaltend, das ihr Deckung zu bieten schien. Gellende Rufe störten die Stille des einsamen Hügellandes, doch sie verdrängte den Gedanken an Verfolgung und konzentrierte sich auf ihr Ziel. Das Blut dröhnte ihr in den Ohren, eisige Luft stach in ihren schmerzenden Lungen.
    Als sie sich ins Dickicht warf, erkannte sie sofort ihren Fehler. Dornenranken schlugen ihr entgegen, rissen an ihrem Mantel, zerkratzten ihr Gesicht. Sie schützte sich so gut wie möglich mit ihren behandschuhten Händen und bahnte sich mühsam den Weg durch das Dickicht, das freilich immer undurchdringlicher wurde. Mit sinkendem Mut wurde ihr klar, dass sie in diesem Rankengewirr in der Falle saß. Handschuhe und Mantel waren zerfetzt, ihr Gesicht blutig gekratzt, ihr Haar zerrauft und mit Wollflusen, Zweigen und Laub verfilzt.
    Schon hörte sie die Schritte ihrer Verfolger, die sich mit ihren Schwertern den Weg durch die Dornen hieben. Ihr eigenes kleines Messer, das sie wie immer im Stiefel trug, war zu leicht, um ihr eine Hilfe zu sein, doch hielt sie es in der Hand, als sie plötzlich gewaltsam aufgehalten und umgedreht wurde.
    Die Männer durchdrangen krachend das Gehölz und hieben fluchend auf die Zweige ein. »Allmächtiger!« rief George aus. »Sieh einer an! Das Mädchen hat ein Messer. Her damit!« Er streckte die Hand aus. »Gegen uns drei nützt es dir nichts.«
    Vom Dornengebüsch umgeben, drei Männern mit Schwertern und Brustharnisch ausgeliefert … Portia

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