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Die Germanen: Geschichte und Mythos - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Die Germanen: Geschichte und Mythos - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Titel: Die Germanen: Geschichte und Mythos - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert F. Pötzl
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etwa siebeneinhalb Kilometer vom Schlachtort entfernt war. Wenige entkommen über den Fluss, darunter der König.« »Die Übrigen holten unsere Reiter ein und töteten sie«, schreibt Cäsar.
    Das Duell zwischen Ariovist und Cäsar fand vermutlich bei Belfort oder Mühlhausen statt. Antike Autoren berichten, ziemlich übertrieben, von 80000 gefallenen Germanen. Wahrscheinlich verfügte Ariovist über 12000 Doppelkämpfer und 16000 Fußsoldaten. Cäsar gebot über sechs Legionen à 6000 Mann. Ariovist entkam in einem Boot über den Rhein. Eine seiner Töchter und seine germanische Frau wurden niedergemetzelt, auch seine zweite Frau, die Gallierin aus Noricum, starb. Ariovist soll noch vier Jahre in seiner rechtsrheinischen Heimat gelebt haben.
    Nach der verlorenen Schlacht versinkt der stolze Suebe wieder in der Geschichtslosigkeit, aus der ihn der geschichtsschreibende Feldherr Cäsar herausgeholt hatte. Es war die zweite größere Konfrontation zwischen Germanen und Römern. Wenige Jahrhunderte später drehte sich das Kräfteverhältnis um, und die Germanen wurden zum wichtigen Faktor für Roms Untergang.

»DROHENDER, STOLZER TON«
    In seiner Weltgeschichte charakterisiert der Sizilier Diodor, ein Zeitgenosse Cäsars, auch Land und Leute Nordeuropas. Er spricht durchweg von Kelten oder Galliern; der Name »Germanen« taucht bei ihm noch nicht auf.
    In Gallien wohnen viele Völkerschaften von ungleicher Stärke. Bei den größten beträgt die Menschenzahl ungefähr 200000, bei den kleinsten 50000 … Zur Winterszeit fällt, wenn der Himmel umwölkt ist, statt des Regens ein tiefer Schnee, und an heiteren Tagen starrt alles von Eis und Frost. Die Flüsse gefrieren und bauen sich selbst natürliche Brücken … Weil bei der übermäßigen Kälte die Beschaffenheit der Luft ungünstig ist, so wächst dort weder Wein noch Öl. Die Gallier bereiten daher, da ihnen diese Erzeugnisse mangeln, ein Getränk aus Gerste, das man Bier nennt; auch Wasser, womit sie die Honigwaben ausspülen, dient ihnen zum Trunk. Übrigens lieben sie den Wein außerordentlich; sie gießen den Wein, der von den Kaufleuten eingeführt wird, unvermischt hinunter und nehmen das Getränk, dem sie so ergeben sind, im Übermaß zu sich, bis sie berauscht in Schlaf versinken oder in einen Zustand des Wahnsinns geraten …
    Die Gallier haben einen hohen Wuchs, einen saftvollen Körper und eine weiße Haut. Ihre Haare sind nicht bloß von Natur gelb, sondern sie suchen diese eigentümliche Farbe durch künstliche Mittel noch zu erhöhen. Sie salben nämlich das Haar beständig mit Kalkwasser und streichen es von der Stirne zurück gegen den Scheitel und den Nacken, so dass sie fast wie Satyrn und Pane aussehen. Denn durch diese Behandlung wird das Haar so dick, dass es völlig einer Rossmähne gleicht … Sie speisen alle sitzend, aber nicht auf Stühlen, sondern auf dem Boden, wobei ihnen Wolfs- oder Hundefelle zur Unterlage dienen … Bei Tische geraten sie häufig über Kleinigkeiten in Wortwechsel und fordern einander zum Zweikampf heraus.
    Wenn eine Schlacht geliefert werden soll, treten gewöhnlich Einzelne aus den Reihen vor und fordern die Tapfersten unter den Feinden zum Zweikampf heraus, wobei sie ihre Waffen schwingen, um die Gegner schon vorweg zu schrecken. Nimmt einer die Aufforderung an, so preisen sie die Heldentaten ihrer Vorfahren und erzählen Beweise ihrer eigenen Tapferkeit, schelten den Gegner aus und suchen ihm durch die Verachtung, womit sie von ihm sprechen, alles Selbstvertrauen im Voraus zu benehmen …
    Sehr auffallend ist die Kleidung der Gallier. Sie tragen bunte Gewänder, mit allerlei Farben geblümt, und lange Hosen, die sie Bracken nennen. Darüber schnallen sie gestreifte, mit zahlreichen vielfarbigen Würfeln übersäte Mäntel, im Winter dickere, im Sommer leichtere. Ihre Trompeten haben einen eigenen, barbarischen Klang. Denn sie blasen stark hinein und bringen raue Töne hervor, die mit dem Kriegsgetümmel wohl übereinstimmen. Einige tragen einen eisernen gehäkelten Brustschutz; andere begnügen sich mit dem Harnisch, den die Natur ihnen gegeben hat, und fechten unbekleidet … Ihr Aussehen ist fürchterlich, der Ton ihrer Stimme tief und äußerst rau. Im Gespräch drücken sie sich kurz und rätselhaft aus und deuten manches nur unvollständig und bildlich an. Sie erlauben sich viele Übertreibungen, um sich zu erheben und andere herabzusetzen. Auch sprechen sie gern in einem drohenden, stolzen, feierlichen

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