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Die Gerüchteköchin

Die Gerüchteköchin

Titel: Die Gerüchteköchin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Crusie
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fühlte sich immer noch weich an vor Genuß und Befriedigung, und er sah so großartig aus, nackt in ihrem Gästebett, dass es ihr schwerfiel, nicht zu grinsen, auch wenn ihr Leben immer mehr den Bach hinunterging. Aber wenigstens hatte niemand in ganz Frog Point so versiegelte Lippen wie Henry. Es war nicht sehr wahrscheinlich, dass er es weitererzählte.
    »Ich seh mal nach, ob sie da ist«, sagte C.L. und legte die Hand über die Muschel. »Das ist mein Onkel«, erklärte er Maddie. »Es wäre vielleicht eine gute Idee zu versuchen -«
    »Zu verbergen, dass wir miteinander schlafen?« Maddie grinste. »Unmöglich. Ich wette, er weiß sogar, dass wir beide nackt sind.«
    »Nun, versuch es zu überspielen«, meinte C.L. irritiert. »Bist du morgens immer so munter?«
    »Nur nach jeder Menge gutem Sex in der Nacht zuvor.« Sie zog ihn zu sich herunter und küsste ihn lange und innig. In jeder Faser ihres Körpers wurde die Erinnerung an ihn wachgerufen, während sie mit der Hand über seinen Arm streichelte.
    C.L. löste sich und nahm die Hand von der Sprechmuschel. »Henry? Können wir zurückrufen? Hier passiert gerade etwas -«
    Henry hörte auf zu brüllen, so dass Maddie nicht mehr verstehen konnte, was er sagte, aber es musste etwas Wichtiges sein, weil C.L. sich plötzlich aufrichtete. Er hörte kurz zu und sagte dann: »Wir kommen sofort.«
    »Was ist los?« fragte Maddie, als er auflegte. »Warum sollen wir kommen? Was ist denn nun mit ›Hier passiert gerade etwas‹?«
    »Sie haben Brent gefunden«, sagte C.L. und stieg aus dem Bett.
    Seine Stimme klang gepresst, so dass Maddie sich ebenfalls aufsetzte. Sie hatten Brent gefunden. »Ich wusste gar nicht, dass er verlorengegangen war«, meinte sie und versuchte wieder munter zu klingen, aber sie fühlte sich wie erschlagen. Nun würde Brent niemals nach Südamerika fliegen. Sie war in der Klemme.
    »Er ist nicht verlorengegangen.« C.L. zog den Reißverschluss seiner Jeans zu und setzte sich wieder aufs Bett. Er ergriff ihre Hand und sagte: »Ich muss dir etwas Schlimmes sagen. Er ist tot. Jemand hat ihn am Point erschossen.« Maddie starrte ihn an. »Was? Was? Was redest du da?«
    »Jemand hat Brent erschossen«, wiederholte C.L., und Maddies Verstand verarbeitete die Worte, aber sie ergaben keinen Sinn.
    Jemand hat Brent erschossen. Brent war tot. Das war unmöglich. Jemand hatte Brent erschossen. Einen Moment später sah sie C.L. an und fragte: »Wer?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete C.L. und stand auf, um sein Hemd anzuziehen. »Ich hoffe aber sehr, dass Henry es weiß, weil wir ihm schließlich gerade erst ein Motiv frei Haus geliefert haben.«

12
    Es dauerte eine Weile, bevor Maddie die Bedeutung der Worte wirklich begriff. Brent war tot. Er würde nicht nach Südamerika fliegen, er war tot. Sie würde sich nicht von ihm scheiden lassen, er war tot. Er würde Em nicht entführen, er war tot. Es war entsetzlich, aber weit weg, als würde es jemand anderen betreffen. Brent konnte nicht tot sein. Brent widerfuhr niemals etwas Schlimmes.
    Brent war tot.
    Für Em würde es verheerend sein. Sie musste Em holen.
    »Maddie?« fragte C.L., doch sie schüttelte nur den Kopf und kletterte aus dem Bett.
    »Em«, stieß sie hervor. »Ich muss es Em sagen.«
    »Warte, zuerst solltest du mit Henry sprechen. Sag es Em später.« C.L. sah elend aus, als er ihren Namen aussprach. »Sag es ihr, wenn du bei ihr bleiben kannst.«
    Maddie hielt einen Moment lang inne und stellte sich vor, wie Em mit diesem Wissen alleine wäre. »Du hast recht.«
    Em.
    »Ich kann das einfach nicht glauben.« Sie griff nach ihren Kleidern, die sie auf den Stuhl geworfen hatte. »Henry ist ganz sicher?«
    »Henry unterlaufen keine derartigen Fehler - zu sagen, Brent sei tot, wenn er es nicht ist«, antwortete C.L. »Das ist keine Oh-leider-vertan-Nachricht. Er ist ganz sicher.«
    »Ich kann es nicht glauben«, wiederholte Maddie und verließ das Zimmer, um sich anzuziehen.
    Sie zeigten ihr Brent auf einem internen Bildschirm. Soweit sie erkennen konnte, befand sich ein kleines Loch in seinem Kopf unterhalb des Ohrs. Die andere Gesichtshälfte war abgedeckt - hier konnte es also wiederum so klein nicht sein. Irgendwo hatte sie einmal etwas über die Größe von Austrittswunden gelesen, daher bat sie nicht, das Tuch wegzuziehen. Das war auch gar nicht nötig. Zweifellos handelte es sich um Brent - aufgedunsen, viel zu blass und mit merkwürdiger Gesichtsfärbung, aber es war Brent.

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