Die Gerüchteköchin
mir geht es auch nicht schlecht, danke«, fuhr C.L. fort. »Eine Scheidung würde mir genügen.«
Henry seufzte. »Du solltest lieber beten, dass nichts anderes ans Tageslicht kommt, was gegen euch spricht.«
»Bestimmt nicht«, erwiderte C.L.
»Nur noch ein paar letzte Fragen -« begann Henry.
»Nein.« C.L. ergriff Maddie am Arm und zog sie auf die Füße. »Mir gefällt der Verlauf dieses Gesprächs nicht. Ohne einen Anwalt wird sie gar keine Fragen mehr beantworten.«
Henry sah ihn finster an. »Auf wessen Seite stehst du, mein Lieber?«
»Auf ihrer«, sagte C.L. »Immer und uneingeschränkt. Sie muss ihrem Kind beibringen, dass sein Vater tot ist, und ich werde mich in der Zwischenzeit um neue Schlösser und einen Anwalt bemühen. Du brauchst sie im Moment nicht. Verdammt noch mal, schließlich wird sie schon nicht verduften.«
»Keiner von euch wird verduften«, erwiderte Henry. »Sie sollte noch nicht einmal daran denken, die Stadt zu verlassen. Das gilt auch für dich, C.L.«
Maddie hatte Mühe, nicht laut loszulachen. Frog Point verlassen? »Wohin sollte ich denn gehen?« fragte sie ihn.
»Mein Aufenthalt hier steht außer Frage«, sagte C.L. würdevoll. »Ich habe nicht die geringste Absicht, Maddie alleine zu lassen, während du solche verqueren Gedanken hegst. Ich nehme an, dass ich noch euer Hinterzimmer haben darf?«
»Ja, und heute Nacht wirst du dort sein«, antwortete Henry. »Es ist reichlich zu früh, den Witwentröster zu spielen.«
Sie war jetzt Witwe. Alles war so unwirklich, und sie war Witwe. C.L. zerrte sie zur Tür.
»Wir rufen dich an, wenn wir einen Anwalt gefunden haben«, sagte C.L. zu Henry und schob sie hinaus.
Auf der Heimfahrt beobachtete C.L. Maddie aus dem Augenwinkel. Natürlich sah sie unter den gegebenen Umständen wie erschlagen aus, und ziemlich elend, was - angesichts der Tatsache, dass sie Em sagen musste, sie habe ihren Vater verloren - ebenfalls verständlich schien.
»Es tut mir so leid, Liebling«, sagte er und ergriff ihre Hand. »Ich habe ihn mir zwar weit weg gewünscht, aber nicht so.«
»Es wird so furchtbar für Em werden«, sagte Maddie und umschloss seine Hand mit ihren Fingern, was ihm ein weitaus besseres Gefühl bereitete als in dieser Situation angemessen. »Meine arme Kleine.«
»Ich werde ihr auch helfen«, antwortete C.L., den Druck seiner Hand verstärkend. »Ich würde alles tun.«
Maddie zog ihre Hand zurück. »Das Beste, was du tun kannst, ist zu verschwinden. Deine ständige Nähe würde mich in ein ziemlich verdächtiges Licht setzen.«
Bei diesem Gedanken lief es ihm eiskalt den Rücken hinunter. Ich werde alles tun, nur das nicht , wollte C.L. sagen, doch in diesem Moment erreichten sie das Haus und trafen vor der Tür Maddies Mutter an.
»Esther rief mich an, daher bin ich sofort hergekommen«, sagte sie zu Maddie. »Sie arbeitete bis eben in der Telefonzentrale der Polizeistation, und ich konnte nicht auf deinen Anruf warten. Was, wenn Em nach Hause käme? Es ist so entsetzlich.« Sie blickte über Maddies Schulter und entdeckte C.L. Ihr Gesichtsausdruck wurde starr.
Was habe ich ihr getan? überlegte C.L., bevor es ihm klar wurde. Er hatte die Nacht mit ihrer Tochter verbracht und herrlich sündhaften Sex gehabt, eine Tatsache, die eine gewisse Esther von der Polizeistation zweifellos ausgeplaudert hatte. Mrs. Martindale vermittelte den Anschein, als sei der Sündenteil der schlimmste Aspekt.
»C.L. kennst du ja schon«, sagte Maddie mit bemüht ungezwungener Stimme.
»Ja«, erwiderte ihre Mutter. »Und ich nehme an, er geht jetzt.«
»Schön, Sie wiederzusehen, Ma‘am.« C.L. trat einen Schritt zurück. »Ich werde mich jetzt um die Schlösser kümmern«, sagte er zu Maddie. »Wie viele Außentüren hast du?«
Maddie sah von ihrer Mutter zu ihm und wieder zurück. »Zwei, eine vorne und eine hinten.«
Die Kälte ihrer Mutter schwand dahin. »Was für Schlösser?«
»Der Einbrecher hat einen Schlüssel zum Haus, Mom«, erklärte Maddie. »Wir glauben, dass er derjenige sein könnte, der Brent erschossen hat. Daher könnte er jederzeit ins Haus, und wir wären schutzlos.«
Sämtliches Blut wich Maddies Mutter aus dem Gesicht, und sie tastete nach dem Türrahmen, um sich abzustützen. »Barmherziger Gott, Madeline!«
C.L. schob seine Hand unter ihren Arm und führte sie zu einem Verandastuhl. »Alles wird gut, Mrs. Martindale«, beruhigte er sie und versuchte, so beschwichtigend wie möglich zu klingen. »Ich werde
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