Die Gerüchteköchin
wusste sie, dass er die Wahrheit sagte. »Du hast mir und Henry und Anna und deiner Mom und mindestens einer Million anderen Menschen einen Todesschrecken eingejagt, also mache so etwas nie wieder.«
Em reckte ihr Kinn vor. »Habt ihr geglaubt, ich wäre erschossen worden?«
C.L. verringerte das Tempo, um sie ansehen zu können. »Nein. Der Gedanke ist mir nie gekommen. Ich habe gedacht, du wärst vielleicht entführt oder überfahren worden.«
»Oh.«
»Was soll das heißen, Em?« C.L.‘s Stimme klang ruhig, aber ernst. Em seufzte erneut und gab den Versuch auf, cool zu sein.
»Meine Mom lügt mich an.« C.L. wollte sie unterbrechen, aber sie sprach weiter, so dass er nichts sagte. »Sie hat mir erzählt, mein Dad wäre bei einem Unfall gestorben, und dann habe ich herausgefunden, dass er erschossen worden ist, und sie sagte, es wäre ein Unfall gewesen, aber die Kinder in der Schule sagten, dass das nicht stimmt, dass er... ermordet worden ist.« Sie sank noch tiefer in den Sitz und umklammerte Phoebe fester. »Die meisten in der Schule sind total doof, aber ich wette, sie haben recht.« Sie sah zu C.L. hinüber und wollte ihn zu einer Lüge herausfordern. »Stimmt‘s?«
Er fuhr den Wagen an den Straßenrand und hielt an. Einige Sekunden lang starrte er unverwandt geradeaus, dann wandte er sich ihr zu, sah ihr direkt in die Augen und sagte: »Ja, sie haben recht. Er ist absichtlich von jemandem erschossen worden, der böse auf ihn war.«
»Von wem?« fragte Em, der furchtbar übel wurde.
»Das wissen wir nicht.«
Em riss den Kopf hoch, wütender, als sie je zuvor in ihrem Leben gewesen war, doch C.L. wiederholte lauter: »Wir wissen nicht, wer es war, Em.« Sie holte tief Luft, und er beteuerte: »Das ist die Wahrheit. Henry ist dabei, es herauszufinden, aber wir wissen es wirklich noch nicht.«
»Wird er auch meine Mom erschießen?« Ems Stimme schwankte, als sie endlich die Worte aussprach, die ihr solche Angst bereiteten.
»Nein.« C.L.‘s Stimme klang fest. »Wenn ich glauben würde, dass deine Mom in Gefahr wäre, würde ich nicht von ihrer Seite weichen. Wer auch immer deinen Dad erschossen hat, war wütend auf deinen Dad und nicht auf deine ganze Familie.«
»Jemand ist bei uns ins Haus eingebrochen«, gab Em zu bedenken, und C.L. erwiderte: »Ja, aber wer auch immer das war, er hat das mitgenommen, was er suchte, und ist nicht mehr zurückgekommen. Er wird deiner Mom nichts tun.«
Bei den letzten Worten schien er ein wenig unsicher zu sein, und Em warf ihm einen scharfen Blick zu. »Lüg nicht«, sagte sie. Er antwortete: »Wenn du nicht aufhörst, mich der Lügerei zu bezichtigen, werden wir beide Ärger miteinander bekommen. Ich habe dir gesagt, dass ich nicht lüge.«
»Der letzte Teil über meine Mom hörte sich aber wie eine Lüge an«, wandte Em ein. »Du hast dich nicht sehr sicher angehört.«
»Niemand versucht, deine Mom zu erschießen«, sagte C.L. »Wenn ich das annehmen würde, ließe ich sie keinen Moment aus den Augen. Großes Indianerehrenwort.«
»Behandle mich nicht wie ein kleines Kind«, sagte Em.
»Du bist ein Kind«, erwiderte C.L. »Hör auf zu versuchen, dich wie eine Erwachsene zu benehmen, und lass zu, dass wir uns um dich kümmern.«
»Ich will doch nur wissen, was los ist«, sagte Em trotzig. »Das ganze Flüstern, die Kinder in der Schule. Und Mom sieht so schrecklich aus. Alles ist schrecklich. Ich hasse es.«
C.L. ließ den Motor wieder an. »Okay. Eigentlich wollte ich dich zu deiner Mom zurückbringen, nachdem ich dir die Straße gezeigt habe, aber ich denke, wir sollten statt dessen zur Farm hinausfahren und deine Mom anrufen, damit sie dich holen kommt. Vielleicht hat sie ja Lust, zum Abendessen zu bleiben, dann könnt ihr beide euch ein bisschen erholen. Hört sich das gut an?«
Em nickte. »Hmm. Aber ich will immer noch wissen, was los ist.«
»Das will ich auch, Kleine«, sagte C.L. zu ihr. »Das will ich auch.«
Maddie schloss die Augen, atmete tief durch, nahm den Hörer ab und sagte: »Hallo?«
»Alles in Ordnung.« Warm und sicher drang C.L.‘s Stimme durch die Leitung. »Pfeif die Hunde wieder zurück, Süße. Ich habe dein Kind gefunden, alles in Ordnung.«
»Was?« Maddies Knie gaben nach, und sie sank auf den Stuhl neben dem Telefon. »Sie ist bei dir ? Geht es ihr gut?«
Ihre Hand zitterte so stark, dass sie den Hörer nicht mehr halten konnte und Henry ihn ihr abnahm.
»Wer ist da? C.L.? Was zum Teufel geht da vor?« hörte sie
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