Die Gerüchteköchin
nur ein Haar krümmen, werde ich Sie finden und umbringen. Wenn -«
»Sie vergeuden Ihre Zeit. Ich gebe Ihnen fünfzehn Minuten, um Henry anzurufen. Tun Sie es, oder Sie werden sie nie wiedersehen. Nie wieder.«
»Warten Sie«, schrie Maddie in den Hörer, doch sie vernahm nichts mehr außer dem Wählton.
Sie legte auf. Ein eiskalter Schauer überkam sie, während sie nachzudenken versuchte. Sie musste Henrys Nummer suchen. Nein, sie könnte die 911 wählen. Fahrig fuhren ihre Finger über die Tasten. Em war irgendwo in den Händen eines Verrückten. Als sich die Schaltzentrale der Polizei meldete, schrie sie ins Telefon: »Gehen Sie mir Sheriff Henley!« Wenige Sekunden später drang Henrys Stimme durch die Leitung: »Was zum Teufel ist los?« Völlig außer sich antwortete Maddy: »Ich war es, Henry, ich habe meinen Mann umgebracht, komm sofort her und verhafte mich. Und versprich mir, die Sirene einzuschalten, beeil dich!«
»Maddie?« fragte Henry nach, und sie sagte aufgelöst: »Beeil dich. Und schalte die Sirene ein, versprich mir, dass du die Sirene einschaltest. Beeil dich um Gottes willen!«
Er schaltete die Sirene ein. Als er bei ihr vor der Haustür vorfuhr, standen sämtliche Anwohner der Straße auf ihren Veranden, aber das war Maddie völlig egal. Sie konnte an nichts anderes denken als an Em, die Angst hatte, die vielleicht Schmerzen hatte, Em in den Händen eines Kidnappers. Vor lauter Panik stand sie kurz vor einem Nervenzusammenbruch.
»Was zum Teufel geht hier vor?« fragte Henry, als sie ihm die Tür öffnete, woraufhin Maddie ihn ins Haus zog und sagte: »Der Kidnapper hat angerufen!«
»Beruhige dich erst einmal.« Er ergriff sie am Arm und steuerte sie ins Wohnzimmer. »Und jetzt erzähle mir alles, aber immer der Reihe nach.«
»Er sagte, ich hätte es getan, und er würde Em nicht freilassen, bevor ich nicht ein Geständnis abgelegt hätte«, erklärte Maddie mit zitternder Stimme.
»Bist du sicher, dass es ein Mann war?«
Maddie nickte. »Ganz sicher. Er flüsterte zwar, und die Stimme klang heiser, aber es war ein Mann.« Ein Mann, der Em in seiner Gewalt hatte. »Er sagte, ich hätte fünfzehn Minuten Zeit, um dich anzurufen und alles zuzugeben.«
»Nun, wenn er die Sirenen nicht gehört hat, muss er jedenfalls taub sein«, meinte Henry. »Du hast vollkommen richtig gehandelt. Hast du seine Stimme erkannt?«
»Nein, nein, natürlich nicht.« Maddie konnte nicht glauben, dass er so schwer von Begriff war. »Hätte ich die Stimme erkannt, wäre ich jetzt schon auf dem Weg zu ihm. Henry, irgend jemand hat sie entführt , vielleicht sogar der Mörder. Niemand anders hätte Interesse daran, dass ich ein Geständnis ablege. Em kann nur in der Gewalt des Mörders sein!«
»Höre bitte einen Augenblick auf zu schreien«, sagte Henry und ging zu seinem Wagen. Die ganze Straße beobachtete, wie er in sein Funkgerät sprach, und Maddie hoffte inständig, dass er geeignete Instruktionen erteilte. Em war verschwunden, Em war entführt worden. Es war so entsetzlich, dass es ihr unmöglich schien, einen klaren Gedanken zu fassen. Em , schrie es in ihren Gedanken, und ihre Arme schmerzten, weil sie so leer waren, anstatt Em in Sicherheit zu wiegen.
Henry kam ins Haus zurück. »Ich kann sehr gut verstehen, dass du dir Sorgen machst«, sagte er und setzte sich wieder neben sie. »Aber du musst dich jetzt unbedingt konzentrieren. Könnte es jemand aus der Bank gewesen sein?«
»Aus der Bank?« Der Gedanke war so abwegig, dass Maddie ihn verständnislos mit aufgerissenen Augen ansah. »Du glaubst, dass Harold Whitehead Brent ermordet hat?«
»Wie wäre es mit Webster?« meinte Henry. »Er war es doch, der dich zu dem Schließfach begleitet hat. Hast du gesehen, dass er die Box wieder weggeschlossen hat?«
»Nein«, sagte Maddie. »Als ich den Pass gefunden hatte, bin ich sofort aus der Bank gelaufen.« Die Bedeutung der Worte traf sie wie ein Schlag. »Webster? Glaubst du, Webster hat das Geld genommen? Glaubst du, Webster hält Em fest?«
»Jedenfalls war es sein kleiner Bruder, der am Donnerstag auf deinen Wagen aufgefahren ist«, antwortete Henry. »Und Zufälle machen mich immer misstrauisch. Könnte es die Stimme von Webster gewesen sein?«
»Henry, es könnte auch deine Stimme gewesen sein«, sagte Maddie kläglich. »Was sollen wir jetzt nur tun? Em -«
»Em kann jetzt gar nicht gebrauchen, dass du den Kopf verlierst«, unterbrach Henry sie. »Denke nach. Könnte es Stan Sawyer
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