Die Gesänge Des Eisplaneten
das?«
Sean legte den Kopf schräg. »Ich würde sagen, daß es zu…
Anpassungen gekommen ist. Beispielsweise hat man herausgefunden, welche Felle am geeignetsten sind, um den menschlichen Körper warmzuhalten.«
»Das ist aber rein intellektuell und nicht biologisch«, warf Yana ein.
»Die Intelligenz des Menschen unterscheidet uns vom Tier, meine liebe Major in. Und sie ermöglichst es uns, uns sehr viel schneller anzupassen, als Tiere ihren genetischen Code verändern können.«
»Tun sie das? Hier auf Petaybee?«
»In den letzten zweihundert Jahren mußten sie das tun, um zu überleben. Wieso denn nicht?« Sean leerte seine Tasse. »Natürlich war die Verwaltung damals recht vernünftig, als es um die Entscheidung ging, welche Arten hierher verbracht werden sollten.
Das hat die Sache unterstützt.«
»Welche denn?« fragte Yana.
Bunny schnaubte, offensichtlich kannte sie die Antwort schon.
Sean grinste. »Na, die Lockenfelle natürlich.« Als Yana ihn fragend anblickte, machte er eine winkende Handbewegung. »Ich werde es Ihnen zeigen.«
»Die sind sein ganzer Stolz und seine Freude, Yana. Jetzt sind Sie geliefert«, meinte Bunny, während sie die Füße auf einen Schemel legte. Sie hegte offensichtlich nicht die Absicht, sich Sean und Yana anzuschließen.
»Ich habe schließlich danach gefragt.«
»Die Lockenfelle sind Pferde«, erklärte Sean, und als er seine Hand an ihren Ellenbogen legte, verspürte Yana einmal mehr den gleichen elektrischen Schlag. »Sie stammen ursprünglich aus dem sibirischen Teil der östlichen Hemisphäre. Sie können unter extremen Temperaturbedingungen bequem überleben, denn sie haben einen Lappen in der Nase, der den Frost abhält. Sie überleben bei spärlichem Bewuchs, bei dem sogar eine Ziege noch verhungern würde. Sie sind klein, stämmig und können Wege meistern, die selbst einem Schlitten Schwierigkeiten bereiten.«
Er führte sie aus dem Hauptraum durch einen Gang, vorbei an geschlossenen Türen, in das Verbindungsstück zwischen dem Haus und weiteren Gebäuden, von denen Yana annahm, daß es ich dabei um Forschungs- und Laboreinrichtungen handelte. In dem Verbindungstrakt kamen sie an weiteren verschlossenen Türen vorbei, manche waren mit Sicherheitscodeschlössern versehen. Yana war geübt genug, ihre Umgebung gründlich zu mustern, ohne es sich anmerken zu lassen, doch hatte sie das Gefühl, daß Sean ihre reflexartige Überprüfung! spürte. Sie erreichten das Ende des Verbindungstrakts, wo sie auf eine von Schneezäunen umfaßte Koppel hinaustraten. Auf der Koppel stand ein Dutzend kleiner Pferde mit einem derart lockigen Fell, daß sie schon fast zottig wirkten. Von ihren Hälsen hing das zu langen Eiszapfen gefrorene Fell herab, während sich lange Federn an ihren kräftigen Bäuchen und den kurzen, gedrungenen Beinen kräuselten. Zuerst war sich Yana unsicher, wo sich der vordere und wo der hintere Teil befanden, denn die Mähnen waren ebenso lang wie die Schweife und genauso dicht.
Zwar gab es mehrere braune Tiere darunter, die meisten jedoch waren cremefarben; alle ästen sie.
»Die Hälfte von denen würde man in diesem Gelände überhaupt nicht ausmachen können«, lautete Yanas erster Kommentar.
Sean kicherte; offensichtlich gefiel ihm ihre Bemerkung. »Das sind Überlebenskünstler!«
»Wozu verwenden Sie sie?«
»Für eine Vielzahl von Dingen. Ihre Milch können wir trinken, sei es frisch, gefroren oder fermentiert. Oder wir machen eine Butter daraus, die wir in unseren Lampen verbrennen.«
»Die habe ich auch schon benutzt«, erwiderte Yana und zwang sich dabei, nicht die Nase zu rümpfen.
»Sie riecht zwar streng, aber besser als nichts. Ihr Fell können wir durchkämmen und als Wolle verwerten.« Yana dachte an die warme, weiche Decke bei Clodagh. »Das Fleisch können wir essen, das Blut trinken…« Er sah sie an, um festzustellen, ob sie das abstieß; doch sie hatte schon sehr viel Schlimmeres als lockenfellige Pferde essen müssen. »Wir können sie reiten, sie als Lasttiere benutzen, als zusätzliche Wärmequelle, wenn wir im Freien in schlechtes Wetter geraten. Sie haben nichts dagegen, mit Menschen zusammen zu schlafen…«
Da blickte Yana ihn an, denn der Unterton seiner Bemerkung wirkte zugleich spöttisch und sachlich. Seine Silberaugen glitzerten von dem Schabernack, der einen wesentlichen Bestandteil seiner öffentlichen Selbstdarstellung auszumachen schien.
»Sie sind allem gegenüber aufgeschlossen, was wir uns für
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