Die Gesänge Des Eisplaneten
die Kriegsheldin ignorierte. »Sie sind sehr gütig.«
Seine Silberbrauen glitzerten, als er die Tasse reichte. »Bunny würde mir bei lebendigem Leib die Haut abziehen, wenn ich nicht den Versuch gemacht hätte, festzustellen, wo Ihr Mund ist«, sagte er und zwinkerte in reinem Schabernack, bevor er Bunny ihre Tasse überreichte.
»Nur zu wahr, Onkelchen«, erwiderte Bunny. »Und außerdem macht Sean ein gutes Gebräu.«
Yana schlang die Hände um das Gefäß, um ihre tauben Finger aufzuwärmen. Der aufsteigende Dampf trieb ihr einen würzigen, einladenden Duft in die Nase.
»Charlie ist gegangen, wie ich hörte«, fuhr Sean fort.
»Ja! Kaum, daß er genug Zeit hatte, um sich zu verabschieden, und ein Lied war auch nicht mehr drin«, antwortete Bunny. Dann legte sie den Kopf schräg und lächelte Sean gewinnend an. »Weshalb wir uns auch gefragt haben, ob wir vielleicht das Aufnahmegerät haben könnten. Die Majorin weiß alles über Geräte, wie du sie hast, und sie hat sich erboten, uns zu helfen, ihm einen Brief zu schicken.
Sozusagen als Trost für seine plötzliche Versetzung.«
Sean warf Yana einen Blick zu, und sie lächelte ihn an.
»Charlie ist eigentlich niemand, der andere Leute irritiert«, meinte Sean. »Ich frage mich, weshalb man ihn vom Planeten versetzt hat.«
Dann stellte er seine Tasse ab und machte mit einer einzigen, fließenden Bewegung auf dem Absatz kehrt, wandte sich einem übervollen Wandschrank zu, aus dem er mit sicherem Griff ein Aufnahmegerät holte. Und nicht etwa ein veraltetes Modell, wie Yana sofort erkannte. Der Schrank war mit technischen Geräten aller Art vollgestopft, von denen sie mindestens die Hälfte nicht einmal definieren könne. Sie sah zu, wie Sean nachlässig Instrumente zurückschob, die auf jedem Planeten schon ein kleines Vermögen wert gewesen wären.
»Die Hälfte davon funktioniert nicht«, sagte er, obwohl er ihr Interesse nicht wahrgenommen zu haben schien. »Petaybee strapaziert alle Arten von Instrumenten und Maschinen.«
»Wie bewältigen Sie denn dann Ihre Arbeit?« platzte es aus ihr heraus.
Er zuckte achtlos mit den Schultern. »Ich improvisiere. Das tun wir ziemlich viel auf Petaybee.« Er reichte ihr das Aufnahmegerät.
»Kennen Sie dieses Modell?«
Nun untersuchte sie die Tasten etwas genauer und nickte schließlich, beschloß aber, ihre Kommentare auf ein Minimum zu beschränken. »Bei meinem letzten Auftrag hatte ich fast das gleiche Modell.« Dann steckte sie das Gerät in eine Tasche. Mit einem Nicken wies sie auf die großen Katzen. »Solche Exemplare habe ich noch nie gesehen.«
Shongili wirkte halb überrascht, halb erheitert. »Meine Wildbahnkatzen. Wenn denen der Sinn danach steht, ziehen sie sogar einen Schlitten.«
»Groß genug sind sie ja.« Yana saß nahe genug am Herd, um langsam die Hitze zu spüren. Mit einem Schulterzucken öffnete sie ihre Jacke noch ein kleines Stück. »Schauen sie die Menschen immer so an?«
Sean lachte. »Sie interessieren sich eben für alles Neue.«
»Haben Sie sie so konstruiert?«
Seans bewegliche Augenbrauen furchten sich zu einer Frage.
»Konstruiert? Die haben sich selbst konstruiert«, meinte er achselzuckend.
»Ja, aber ich dachte, daß Sie und Ihr…«
»So etwas hat nur er getan. Ich überprüfe lediglich die Anpassungsfähigkeit, weder die Evolution noch die Mutationen, sondern die Entwicklung subtiler Verbesserungen bei den Arten, die unter Umweltbedingungen überleben müssen, mit denen ihre Vorfahren nie konfrontiert wurden. Petaybee ist ein Musterbeispiel für das Überleben der geeignetsten Rassen.«
»Jetzt ist er nicht mehr zu bremsen«, meinte Bunny in resigniertem Ton, dann ließ sie sich in ihren Stuhl zurücksinken. Nun begann sie damit, sich ihrer Oberkleider zu entledigen, und bereitete sich auf eine lange Sitzung vor. Sie gewährte Yana ein Grinsen, um eine etwaige Besorgnis zu vertreiben.
»So wie Katzen, deren Ohren keine Frostbeulen mehr bekommen?«
fragte Yana, der Clodaghs beiläufige Bemerkung wieder eingefallen war.
»Genau.« Sean grinste.
»Warum haben Sie nicht genauso viel für die Menschen getan, die hier festsitzen?« fragte Yana. Sie war sich zwar nicht völlig sicher, ob sie diesen ungewöhnlichen Mann wirklich aufziehen durfte, hatte aber das Gefühl, daß es durchaus zulässig sei.
»Ach!« Sean winkte ab. »Uns Genmanipulatoren ist es nicht gestattet, Menschen zu helfen. Das müssen die schon auf die harte Tour erledigen.«
»Und haben sie
Weitere Kostenlose Bücher