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Die gesandte der Köingin Tess 2

Die gesandte der Köingin Tess 2

Titel: Die gesandte der Köingin Tess 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cook
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zu geben. »Dumm?« Ich jaulte auf, und er warf mir einen kurzen Blick zu. Ein langes Stück schwarzer Seide hing aus seiner Hand, und ich stellte fest, dass ich einen Zoll vom Mast abrücken konnte. »Es war nicht dumm von mir, den Wind zu rufen. So sind wir rechtzeitig hier angekommen, um noch etwas zu unternehmen.«
    »Es war dumm«, wiederholte er, kniff die Augen zusammen, griff nach einem Stöckchen und versuchte, es in einen Knoten zu schieben. »Aber das bedeutet nicht, dass ich kein Kapital daraus schlagen werde.«
    Er ließ den Zweig fallen und stand auf. »Ich bin gleich wieder da«, sagte er und rutschte vorsichtig vom Floß. Seine Füße landeten im Sand, und mit vorsichtigen Bewegungen, als litte er Schmerzen, ging er auf das nahe Gebüsch zu.
    »Ich bin noch nicht frei!«, rief ich ihm mit großen Augen und schmerzendem Hals nach.
    »Ich habe doch gesagt, ich komme gleich wieder!«, schrie er. Steif und humpelnd bahnte er sich einen Weg über die Trümmer und verschwand außer Sicht. Ich betrachtete den Busch, den ich mir ausgesucht hatte, und hoffte, er würde sich beeilen.
    Ich verzog das Gesicht und zerrte an meinen Fesseln. Sie waren nun locker genug, dass das Blut wieder zirkulieren konnte, und es tat weh. Meine Beine schmerzten, weil ich schon viel zu lange in derselben Position dasaß, und meine nackte Schulter färbte sich bereits rosa. »Die Hauptstadt erreichen, ehe Kavenlow aufgrund falscher Informationen handelt«, flüsterte ich. »Die Piraten bezahlen, damit wir die beiden zurückbekommen, und sobald sie in Sicherheit sind, werde ich die Schohschaufler vernichten, und zwar so, dass niemand das je wieder versuchen wird.«
    Das hörte sich nach einem guten Plan an. Auch nicht unmöglicher als beispielsweise den Wind zu rufen.
    Ich schloss die Augen, lehnte den Kopf an den Mast – und erinnerte mich. Das sanfte Streicheln des Windes an meiner Wange löste einen plötzlichen, unerwarteten Stich der Sehnsucht aus. Es war nicht so schlimm gewesen, solange Jeck hier gewesen war – seine stille Anwesenheit hatte mich abgelenkt. Doch nun rief der Wind ungehindert nach mir und flüsterte in den Bäumen, die am anderen Ende des Strands noch standen.
    Mir wurde kalt, als etwas tief in mir ihn hörte und zu vibrieren begann. Eine Woge aufgeregter Erwartung, ein Gefühl, das nicht meines war, stieg als Antwort auf den Wind in den gebrochenen Bäumen in mir auf.
    Ich öffnete die Augen, und mein Herz hämmerte. Er war nicht fort. Der Wind war in mir geblieben. Er hatte den Wind in den Bäumen gehört und war erwacht, und nun wirbelte er in meinen Gedanken herum und verlangte, freigelassen zu werden. Angst kroch in mir empor. Ich hob den Kopf und starrte mit aufgerissenen Augen in den Himmel. Das Flüstern in mir schwoll zu einem Brausen an und bewegte den Wind in den Bäumen, das Gleiche zu tun.
    Nein!, dachte ich und stürzte mich auf die berauschenden, wilden Gefühle, die nicht meine eigenen waren. Verängstigt erstickte ich die aufwirbelnde Macht, und das Kribbeln des Gifts strömte durch meinen Körper. Ich habe ihn doch befreit! Ich habe ihn losgelassen! Warum ist er noch hier? Doch der Wind, der in meiner Seele gefangen war, zog und zerrte und flüsterte, ich solle ihn freilassen, ihn loslassen, und dann werde er mich in den höchsten Himmel und die tiefste Hölle tragen.
    Ich saß da und versuchte keuchend, ihn zu beherrschen. Die Brise spielte mit meinem Haar und wirbelte es mir mit frischer Kraft um den Kopf. Der Flüsterer in meinem Kopf schrie danach, sich ihr anschließen zu dürfen, aber ich fesselte ihn mit neuen Schellen, rational, alles andere leugnend. Ich bäumte mich gegen die Seile auf, die mich noch immer an den Mast banden. Das darf nicht geschehen. Das lasse ich nicht zu!
    Jecks leise murmelnde Stimme drang durch meine Verwirrung, und die Stimme des Windes in meinem Kopf fuhr zusammen, als hätte sie Angst vor ihm. Die Brise, die mich drängte, erstarb; das Chaos in meinen Gedanken legte sich. Ich blickte auf, voller Panik wegen dem, was eben geschehen war. Mein Herz schlug schnell und hart, und ich hörte, wie der Wind in den Bäumen das Flüstern in meinem Kopf vergaß, das Interesse verlor und davonwehte.
    Jecks Stimme wurde lauter, dann wieder leiser. Erschrocken richtete ich mich auf, als eine zweite Stimme ihm antwortete. Sie war hoch und unangenehm krächzend. Er hatte jemanden mitgebracht.
    Sein vom Salzwasser verfilzter Schopf tauchte über den kahlen Zweigen und dem

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