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Die gesandte der Köingin Tess 2

Die gesandte der Köingin Tess 2

Titel: Die gesandte der Köingin Tess 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cook
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verschnürt, dass ich außer dem Kopf kaum etwas bewegen konnte.
    Ich lehnte die linke Schläfe an den Mast und wartete. Hin und wieder flammte Schmerz an meinem wunden Handgelenk auf, wenn er allzu fest an den Seilen zerrte. Mein Blick schweifte über das Chaos am Strand. Die Wellen waren immer noch hoch und rollten wild, weiß und golden heran, denn sie trugen die gespeicherte Kraft meines Windes in sich. Die Ebbe war gerade erst vorüber, aber das hätte man anhand der stürmischen Wogen, die sich an den Strand warfen, nie vermutet.
    Abgebrochene Äste und Schaum bildeten eine breite Linie, als die Flut langsam anstieg. Ein Stück weiter den Strand entlang standen die Bäume noch, und ihre Zweige waren nur des Frühlingslaubs beraubt. Doch wo wir gelandet waren, gab es keine Bäume mehr, nur noch geborstene Stümpfe.
    »Habe ich wirklich all das angerichtet?«, fragte ich leise. Meine Kehle schmerzte, und ich wagte es nicht, die Stimme zu heben.
    Jeck antwortete nicht, stieß aber erleichtert den Atem aus. »Hab einen«, sagte er, und ich spürte zwei Fingerbreit mehr Platz zwischen uns. Dann war die Lücke wieder weg, denn er presste sich an mich, um einen der übrigen Knoten erreichen zu können. Er roch nach Meer und Leder, eigentlich nicht unangenehm.
    »Warum hast du die Seile überhaupt so fest verknotet?«, fragte ich vorwurfsvoll. Der Gedanke, dass er die ganze Nacht so eng an mich gefesselt gewesen war, gefiel mir nicht, und noch weniger gefiel mir, dass ich mich nur sehr bruchstückhaft daran erinnern konnte.
    »Du hast versucht, mich umzubringen.«
    Vor Entsetzen stockte mir der Atem.
    Er brummte, und mein Rücken wurde kalt, als sich ein zweiter Knoten löste und er zurückwich.
    »Mit meiner Magie?«, fragte ich erschrocken. »Das … das tut mir leid. Ich kann mich nicht daran erinnern.«
    »Nein. Du hast nicht deine Magie benutzt. Du hast das sehr schlau eingefädelt.« Er schien gleich besserer Laune zu sein, da er endlich vorankam, und ein beinahe jovialer Unterton trat in seine Stimme. »Meistens hast du versucht, mich vom Floß zu schubsen, wenn ich gerade nicht hingeschaut habe. Ich habe dich an den Mast gefesselt, weil du immer wieder versucht hast hinaufzuklettern. Aber als du dann die Rochen dazu aufgefordert hast, das Floß zum Kentern zu bringen, habe ich mich hinter dir angebunden.«
    Die Muskeln seiner Arme, die noch um mich lagen, zögerten und spannten sich dann, als er seine Arbeit wieder aufnahm. Wasser tropfte glitzernd von den Ärmelaufschlägen seiner Misdever Uniform. »Da kam das Wasser schon regelmäßig über das Floß geschwappt, und meine Stimme war anscheinend das Einzige, was dich halbwegs in der Wirklichkeit halten konnte.«
    Mein Blick verschwamm. Jemand hatte gesungen, tief und leise. Ich erinnerte mich daran, wie ich diese Stimme verabscheut hatte, weil ich alles vergessen wollte, damit ich den Wind hören konnte, der in längst verflossenen Sprachen flüsterte, doch die Stimme ließ es nicht zu. Jeck hatte mich halbwegs bei Verstand gehalten. »Daran erinnere ich mich nicht«, log ich, weil ich glaubte, dass es auch ihm unangenehm wäre, wenn er wüsste, dass ich mich daran erinnerte.
    »Das habe ich vermutet«, murmelte er.
    Er rückte noch weiter von mir ab, als sich der nächste Knoten löste. Durch die Bewegung rieb das Seil an meinen Handgelenken, wund vom Salzwasser und seiner Schärpe, und ich schrie leise auf. Das tat in der Kehle weh, und ich hielt den Atem an, um ja nicht zu husten. Jecks linke Hand erschien in meinem Gesichtsfeld. Ein Teil seiner Schärpe fesselte noch immer seine Handgelenke, aber er hatte jetzt mehr Platz zum Arbeiten. Seine Finger waren rot und geschwollen, die Nägel tief eingerissen. Mein Blick hob sich zu dem Busch, den ich die ganze Zeit über im Auge gehabt hatte. Sobald ich frei war, würde ich dorthin gehen, ohne mich umzublicken.
    »Es tut mir leid«, sagte ich, weil mir plötzlich ein Gedanke kam: Er konnte mich für keine gute Spielerin halten, wenn er mich an einen Mast fesseln musste, damit ich mich nicht selbst umbrachte.
    »Was denn?« Ein weiterer Knoten ging auf, und er zog stöhnend einen Arm von mir.
    »Dass ich dir wehtun wollte«, sagte ich leise.
    »Das warst nicht du.« Seine Stimme klang leise und geistesabwesend, und sein Atem streifte nun mein Ohr. Er presste sich an mich, um die Knoten zu erreichen, die seinen rechten Arm an den Mast fesselten. Sein Bart rieb über meine Wange, und ich zwang mich, reglos stehen

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