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Die gesandte der Köingin Tess 2

Die gesandte der Köingin Tess 2

Titel: Die gesandte der Köingin Tess 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cook
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schwoll das ferne Brausen in den Ästen an. Wie ein Tier durch hohes Gras raste er heran, gewann an Kraft und drückte alles vor sich nieder, das sich darauf laut beklagte. Der Wind in meinem Kopf hörte es und nahm sein irres, freudiges Geschwätz wieder auf. Ich hielt den Atem an, und mein Zephir – der nun zu einer Brise angeschwollen war – donnerte vor mir auf den Pfad.
    Er wirbelte und tanzte um mich herum und forderte mich heraus, ihn doch zu fangen. Er wusste es!, höhnte er. Er wusste es, aber er würde es mir nicht sagen!
    Mein Haar wirbelte auf wie altes Laub. Zornig und angsterfüllt formte ich meine Gedanken zu einer dichten Decke und fing ihn darin ein. Jy tänzelte und stampfte unter mir, doch er war noch nicht so verängstigt, dass er durchgehen würde. Mein Zephir heulte protestierend, als ich ihn zum Gehorsam zwang.
    »Wo?«, fragte ich und drückte ihn noch kleiner zusammen, bis er nur ein Hauch war, der im Gefängnis meiner hohlen Hände herumsauste. »Zeig es mir.«
    Er wimmerte. Er duckte sich. Er stimmte allem zu.
    Ich öffnete einen Spalt zwischen meinen Fingern, und ein leiser Hauch schlüpfte hinaus. Gehorsam spielte der Zephir um mein Gesicht und kühlte meinen Angstschweiß. Er zupfte an meinen Haaren, tanzte dann zu Jys Stirnlocke und zerzauste sie. Jy schnaubte und scheute, und ich konnte es ihm nicht verdenken.
    »Wo …?«, mahnte ich leise, und er sauste davon, nur an einem Pfad raschelnden Laubs zu erkennen. Anspannung packte mich, und ich trieb Jy schnell voran. Die Blätter wurden still. Ich hatte ihn bereits verloren. Doch er kehrte zurück, ermunterte mich sacht und schob mich einen Moment lang von hinten an, ehe er wieder davonschoss und raschelnde Blätter hinter sich herzog.
    Schon weniger ängstlich folgte ich ihm in dem Wissen, dass ich es geschafft hatte, die Stimme in meinem Kopf zu fesseln, und sei es nur dieses kleine Flüstern. Der Wind, der noch in mir steckte, war in ein sanftes Schmollen verfallen, weil ein Teil von ihm unter meiner Kontrolle stand.
    Während der Mond aufging und die Wolkendecke immer dünner wurde, folgte ich dem Rascheln alten Laubs durch den feuchten Wald. Es mochte einen Pfad geben, doch der Wind folgte ihm nicht, sondern zischte schnurstracks durch alles hindurch. Ich duckte mich tief über Jys Hals, wich herabhängenden Ästen und dornigen Ranken aus und suchte mir meinen Weg eher nach Gehör. Allmählich wurde ich nass, denn ich streifte den Nebel von vorhin von den Blättern. Durch kleine Bachläufe und über schroffe Felsen folgte ich meinem Zephir, bis Jy vor einer dornigen Barriere scheute.
    Die dünne Wolkendecke war inzwischen beinahe verschwunden, und im Licht des Vollmonds hoben sich die dürren Schößlinge als dunkle Striche vor dem silbrigen Dornengestrüpp ab. Hinter mir lag dichter Wald, vor mir offene Wiesen. Dahinter setzte sich der Wald fort, und in der Ferne markierten die Berge die Grenze zu einem Nachbarreich. Ein Streifen großer Felsbrocken lag auf einer Seite der weiten Fläche, wie geduckt auf einer wackeligen Linie. Das Mondlicht schimmerte feucht darauf.
    Hier, flüsterte der Zephir ermunternd. Er ist hier, er ist hier, er ist hier. Die Flüsterstimme schwatzte in meinem Ohr, und der Wind in meinem Kopf echote, bis ich beinahe das Gleichgewicht verlor. Schaudernd schloss ich die Hand um den Zephir und befahl ihm, still zu sein. Er gehorchte nicht, sondern forderte die Freiheit und zischte in winterlicher Kälte in meinen Händen umher. Die Finger taten mir schon weh, und schließlich versprach ich ihm, dass ich ihn für immer freilassen würde, wenn er nur still blieb und nichts mehr sagte.
    Die Brise, die sich gegen die Innenseiten meiner Finger warf, wurde warm und weich. Das fasste ich als Zustimmung auf und öffnete die Hände. Mein Haar hob sich und wurde wirr zerzaust, und dann war der Zephir verschwunden.
    Ich war erleichtert, obwohl mir vom Toben des Windes, der noch in mir gefangen war, ein wenig übel wurde. Ich glitt von Jys Rücken. Das Pferd senkte den Kopf, und ich schmiegte kurz die Hände an sein knochiges Gesicht, um Kraft zu sammeln. Ich betrachtete das Dornengestrüpp in müder Hoffnungslosigkeit und fühlte mich erneut verraten. Duncan. Er war irgendwo da drin und versteckte sich zwischen den Felsen.
    Ich ließ Jy zurück, ohne ihn anzubinden, raffte meine Röcke und bahnte mir einen Weg zwischen den letzten Bäumen hindurch. Die Wolken waren verschwunden, und der Mond trug einen hellblauen Ring.

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