Die gesandte der Köingin Tess 2
Er hatte alles mit angesehen.
Jeck ließ die Zügel seines und meines Pferdes los. Er trat in das Rund aus Steinen und blieb vor Duncan und mir stehen. Er trug seine übliche Misdever Uniform ohne die Abzeichen eines Hauptmanns, und er wirkte selbstsicher und gelassen. Seine Arme hingen locker herab, und das Feuer schimmerte auf seinen nassen Stiefeln. Das Heft eines Schwertes ragte unter dem Rock hervor, und zwei Wurfmesser steckten in seinem Gürtel.
Ich kniete ausgepumpt auf dem Boden und kam mir jeder Zoll wie der Lehrling vor, der ich ja auch war. Er war ein echter Spieler, hergeschickt, um meine Fehler auszubügeln, um die harten Entscheidungen zu treffen, vor denen ich ständig zurückscheute. Ich hatte gleich doppelt versagt. Langsam und beschämt stand ich auf. Meine Hände waren rot und wund, von innen versengt.
Duncan wich zu seinen Pferden zurück, packte hektisch ihre Zügel und machte sie nervös. »Es gehört mir!«, schrie er. »Ich habe es mir verdient!«
»Sie hat dich erwischt«, sagte Jeck leise. Er hatte mich noch nicht einmal angesehen, als er zuschlug – ein kraftvoller Arm schnellte vor. Tuck riss erschrocken den Kopf hoch, als Duncan sich japsend krümmte. »Also bekommst du nichts«, fügte Jeck hinzu und nahm Tucks Zügel, ehe das Tier durchgehen konnte.
Jeck grinste höhnisch, als Duncan gegen die alte Mauer sackte und nach Luft rang. Er öffnete das Bündel des Diebs und kramte darin herum, bis er einen vertrauten Tiegel hervorholte, den er in sein Wams steckte. Sein angespannter Kiefer sagte mir, dass dies sein Gift war, gestohlen, ehe sie uns auf meinem Boot ausgesetzt und es in Brand gesteckt hatten.
Mit ausdruckslosem Gesicht griff Jeck nach Duncan. Ich holte Luft und riss mich aus meiner Starre. »Jeck«, sagte ich, als er Duncan an der Schulter packte und nach vorn riss. »Nicht.«
Überrascht fuhr Jeck zu mir herum, ohne Duncan loszulassen, der sich nicht wehrte und immer noch gekrümmt nach Luft rang. »Auf ihn wartet der Henker. Er ist ein Verbrecher und ein Dieb, Tess. Ich habe gesehen, wie du ihn verschont hast. Ich dachte, du hättest das aus Klugheit getan.« Er zog die Brauen hoch und beäugte mich im Feuerschein. »Dir liegt noch immer etwas an ihm?«
Mein Puls pochte in den schmerzenden Händen, als ich mich vor ihm aufrichtete. »Du hast mir einmal gesagt, es gebe andere Möglichkeiten, sich zu rächen, als den Tod, und dass manche sogar noch einen Zweck erfüllen würden.«
Seine Augenbrauen hoben sich noch höher, und ich hätte schwören können, dass ein Lächeln an seinen Mundwinkeln zupfte. »Ich höre«, sagte er leise – gefährlich.
Duncan hörte die Drohung in seiner Stimme, warf mir einen flüchtigen Blick zu und bekam endlich wieder Luft. Blut rann ihm aus dem Mundwinkel, und ich fragte mich, ob Jeck ihm irgendeine innere Verletzung zugefügt hatte. Ein Grinsen breitete sich über sein Gesicht, teuflisch, wenn auch ein wenig grimmig, und er musterte mich von der Seite. Offensichtlich glaubte er, ich wolle seine Freilassung erbetteln und liebte ihn immer noch.
»Rylan ist noch frei«, sagte ich, und Duncan wurde blass. Jedes bisschen dreister Zuversicht verließ ihn, und nur ein dünner Mann in einem schmutzigen Hemd und mit feuchten Knien blieb zurück.
»Du hast ihn nicht gefangen genommen?«, fragte Duncan und hustete, als er seine Rippen abtastete. »Ich habe dich dorthin geschickt, damit du ihn festnimmst!«
Offensichtlich angewidert, drückte Jeck ihn nieder, bis Duncans Knie im Dreck landeten.
Befriedigung wärmte mich, und ich richtete mich auf. Ich hatte wohl nicht ganz so getanzt, wie er sich das vorgestellt hatte, als er an meinen Strippen gezogen hatte, und jetzt würde er alles verlieren. Ein verschlagenes Grinsen breitete sich über mein Gesicht, und als Jeck es sah, teilten sich seine Lippen in einem fragenden Ausdruck. »Rylan wird ihn finden«, sagte ich. »Und bis dahin wird Duncan in jedem wachen Augenblick über seine Schulter schauen und einen Dolch zwischen den Rippen erwarten.« Ich sah Duncan voller Befriedigung an. »Das ist nicht das Leben, das er sich mit seinen Lügen erkaufen wollte. Ich habe Rylan in der Stadt gesehen. Er ist nur einen Tag hinter mir.«
Duncan wurde noch bleicher. Als Jeck das bemerkte, nickte er scharf. »Wie du willst, Prinzessin. Du bist ebenso gnädig wie klug.«
Ich blinzelte, als ich den trockenen Sarkasmus hörte, den er in das Wort gnädig legte, und das überraschende Kompliment, das
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