Die gesandte der Köingin Tess 2
Kapitän Rylan wurden immer lauter. Sie hatten bemerkt, dass er sich mit mir unterhielt, und nun drehten sich alle um, um uns zu beobachten, und riefen ihm zu, er solle mich herüberbringen und mit der Versteigerung beginnen.
»Er sagt«, fuhr Kapitän Rylan fort, als ich den Kopf senkte, um mein Gesicht hinter den Haaren zu verbergen, »er wolle sich nur an dir rächen, aber selbst unser guter Smitty kann sehen, dass er dich will.«
Hungrig, frierend und elend schauderte ich, und da ich nun nicht mehr so tun konnte, als hätte ich ihn nicht gehört, hob ich den Kopf und starrte ihn an. Duncan war ein guter Mann. Ich wünschte, ich hätte ihm mein Geheimnis anvertraut. Ich wünschte, ich hätte ihn irgendwie wissen lassen, dass es zwar meine Entscheidung war, aber nicht mein Wunsch, ihm so viel zu verheimlichen.
Kapitän Rylan stieß sich von dem Baum ab, und ich zuckte unwillkürlich zusammen, als Angst in mir aufflammte und mich aus meiner Starre weckte. Bei der hastigen Bewegung durchfuhr mich ein scharfer Schmerz, und ich biss die Zähne zusammen, um nicht laut aufzuschreien. Er klemmte sich die Flasche unter den Arm, löste das Seil vom Baum und zog es straffer über den Ast.
Die Arme wurden mir senkrecht über den Kopf gerissen. Ich japste vor Schmerz. Er brummte und ruckte erneut daran. Meine Fersen hoben sich vom Boden, und meine Schultern brannten entsetzlich. Ich keuchte und weigerte mich zu schreien. Ich hing mit den Zehen im Sand und versuchte nur, genug Luft zu bekommen. Mir wurde schwarz vor Augen, dann war alles wieder da. Gott, bitte, er soll aufhören.
Kapitän Rylan band das Seil mit einem kräftigen Ruck wieder fest. »Du lässt ihn wohl nicht an dich heran«, sagte er und kam mit bimmelnden Glöckchen näher. »Vielleicht will er also nur, was er noch nicht haben konnte.«
Ich biss die Zähne zusammen und versuchte, mich nicht zu bewegen und still zu hängen. Meine Schultern waren eine einzige Qual, die mir Tränen in die Augen trieb. Er stand vor mir, und sein nach Bier stinkender Atem erinnerte mich an Feste im Palast. Sein Bart war schon mit weißen Haaren durchsetzt, und mit seinen müden Augen sah er alt aus.
»An deinem Aussehen liegt es jedenfalls nicht«, sagte er und ließ den Blick über mich schweifen.
»Euer Atem stinkt wie eine Schohgrube«, keuchte ich und atmete so gut es ging durch den Schmerz hindurch.
Nichts an seinem Gesichtsausdruck wies darauf hin, dass ich überhaupt etwas gesagt hatte. »Du bist recht hübsch«, fuhr er fort. »Aber du bist nicht weich und hast nichts zu bieten, woran ein Mann sich ordentlich festhalten könnte.« Sein Blick blieb an Stellen hängen, bei denen sich ein eiskaltes Gefühl in meinem Magen ausbreitete. »Aber vielleicht gefällt es ihm, wenn Frauen wie Jungen aussehen.«
Ich sagte nichts, denn meine Angst war nun viel stärker als die Empörung.
Er ließ die Flasche fallen, die aufrecht im Sand landete. Er griff hinter sich und zog an dem Seil, das über meinem Kopf endete. Ich wurde weitere zwei Zoll hochgezogen und schnappte nach Luft, als ich gegen ihn stieß. Schmerz durchfuhr meine Schultern, doch ich zog die Knie an und versuchte, ihn von mir zu stoßen.
Schweigend und brutal schlang er den freien Arm um meine Taille und zog mich so dicht an sich, dass ich mich nicht mehr wehren konnte. Starr vor Schock blieb ich reglos hängen, als er die Lippen auf meine presste. Sie fühlten sich rau und grässlich an, und sein Bart kratzte mich.
Panik brach in mir aus, und ich begann mich zu wehren. Seine Lippen dämpften meinen Schrei, ich wand mich, zappelte am Ende des Seils und trat um mich. Sofort ließ er mich los und trat zurück. Er hatte dabei das Seil gelockert, und meine Zehen streiften wieder den Sand. Ich starrte ihn an, wohl wissend, wie hilflos ich war.
»Muss der Kitzel der Jagd sein«, sagte er ruhig und ungerührt. »An dir liegt es ganz sicher nicht.«
Ich spuckte mein Haar aus dem Mund und verabscheute ihn. Verabscheute es, mich so hilflos zu fühlen. Ich war froh, dass ich von einem Tier getötet werden sollte, statt von der Hand eines Mannes zu sterben.
Er bückte sich nach seiner Flasche und trank, wobei sein Adamsapfel auf und ab hüpfte. Als sie leer war, warf er die Flasche hinter mich ins Gestrüpp und zog am freien Ende des Seils. Der Knoten um den Baum löste sich, und ich fiel mit einem leisen Stöhnen in den Sand. Schmerz strömte so dickflüssig und schwer durch meinen Körper, dass ich nicht mehr hätte
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