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Die gesandte der Köingin Tess 2

Die gesandte der Köingin Tess 2

Titel: Die gesandte der Köingin Tess 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cook
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alle die Chance kaufen, die da zu bestrafen.«
    Sie brüllten begeistert, und ich zog den Kopf ein. Der kleine Kapitän knöpfte seinen verblassten Prunkrock zu und nahm Haltung an. Mein Seil hielt er locker über einem Arm, als sei ich ein gehorsamer Hund. Der Kreis schließt sich, dachte ich. Auf der Straße gekauft, in Samt und Seide großgezogen, um jetzt wieder verkauft zu werden. Mein Leben hatte den Kreis vollendet; also musste es vorbei sein.
    »Ich könnte sie an einen von euch verkaufen, dann bekommt nur derjenige mit dem meisten Geld seine Befriedigung. Oder …« Er zögerte, und die wartenden Männer verstummten. Mein Herz pochte laut. »Oder wir stecken sie in die Grube«, beendete er den Satz mit einem boshaften, rachsüchtigen Grinsen im bärtigen Gesicht.
    Dankbar stieß ich den Atem aus. Gott verzeih mir, dachte ich, als mir vor Erleichterung die Tränen kamen. Es erschien mir irgendwie falsch, froh darüber zu sein, dass ich in eine Grube geworfen und von einem Tier zerfleischt werden sollte. Doch ich spürte, wie ich erbleichte, als sämtliche Männer bis auf den mit den achtzehn Münzen begeistert zustimmten. Der Ruf »Steckt die Katze zu der Katze« erhob sich, wurde von anderen aufgenommen und wiederholt.
    »Und einer von euch«, schrie Kapitän Rylan über den Radau hinweg, »kann sogar noch Geld an ihr verdienen, wenn er richtig schätzt, wie lange es dauert, bis sie zu zucken anfängt und stirbt!«
    Hatte ich die Männer vorher schon laut gefunden, so war das nichts im Vergleich zu dem Tumult, der jetzt ausbrach und sogar das Gebrüll des Tieres in der Grube übertönte. Die meisten Männer waren aufgesprungen, und ich wich unwillkürlich zurück, bis ich mich beinahe gegen Kapitän Rylan presste. Angsterfüllt suchte ich zwischen den hässlichen Fratzen nach Duncan, sah aber nur seinen gebeugten Rücken. Furcht erfasste mein Herz. Dies war seine Idee gewesen. Bot er mir damit eine Chance oder nur einen besseren Tod?
    »Ich gebe ihr zwei Minuten!«, rief einer und drückte Kapitän Rylan eine Münze in die Hand. »Eine Münze für zwei Minuten.«
    »Ich sage achtunddreißig«, verkündete der magere, betrunkene Seemann, wankte vorwärts, fiel um und verschwand unbemerkt hinter der drängenden Masse von Männern.
    »Sie hat Tom getötet«, sagte einer, dem sämtliche Schneidezähne fehlten. »Wenn Ihr ihr ein Schwert gebt, sage ich, sie schafft es vier … nein, fünf Minuten. Gilly hat fünf geschafft, und er war betrunken.«
    »Sie ist halb so schwer wie Gilly«, protestierte ein anderer, trat näher und befühlte meinen Oberarm. Ich zuckte zurück, und die Männer lachten. »Das Vieh wird halb so lange für sie brauchen.«
    »Es muss sie aber erst mal erwischen«, beharrte der erste. »Ich bleibe bei fünf Minuten.« Auch er drückte Kapitän Rylan Geld in die Hand. Der reichte mein Seil an Smitty weiter – der von alledem nur genervt zu sein schien – und sammelte das Geld der Männer ein. Von seiner Gier wurde mir schlecht, und ich erkannte das gerissene, geschäftsmäßige Glitzern in den Augen, mit dem er im Geiste Geld mit Gesichtern und der geschätzten Länge meines Lebens verband.
    Meine Knie begannen zu zittern, und um mich herum wurden weiter eifrig Wetten abgegeben. Die Männer ignorierten mich, denn nun war ich von etwas, das sie missbrauchen und quälen konnten, zu einer möglichen Geldquelle geworden. Während ich zuhörte, wie die Wetteinsätze immer höher wurden und meine voraussichtliche Lebensdauer immer kürzer, beschleunigte sich mein Herzschlag. Ich hatte seit Tagen kaum etwas gegessen, und vor Erschöpfung wurde mir schwindlig.
    »Genug!«, brüllte Smitty, und ich fuhr zusammen. Seine Miene war gereizt, als fände er das alles nur ärgerlich. »Ab in die Grube mit ihr, bringen wir es hinter uns. Ich will diese Lösegeldforderungen stellen, ehe einer von ihnen stirbt.«
    Meine Gedanken flogen zu der finsteren, wackligen Hütte, zu der sie Contessa und Alex gebracht hatten. Ich betete, es möge ihnen gut gehen. Erfahren würde ich es nicht mehr, und ich wischte mir neue Tränen ab und straffte die Schultern. Sie würden überleben. Daran musste ich glauben.
    Die Männer machten unnötig viel Lärm, während sie die Fackeln aus dem Sand zogen und Kapitän Rylan folgten, der mein Seil wieder selbst in der Hand hielt und mich zu der Grube zerrte. Die Besatzung kam vor mir dort an, und das Tier brüllte gereizt und frustriert, als einige Männer ihre Fackeln

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