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Die gesandte der Köingin Tess 2

Die gesandte der Köingin Tess 2

Titel: Die gesandte der Köingin Tess 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cook
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sagen können, woher er kam. Der Sand war kalt, und ich wollte mich nur noch darauf ausstrecken.
    »Gib uns eine gute Vorstellung, Mädchen«, sagte er und zerrte an meinem Seil, als sei ich ein Hund, bis ich mühsam die Knie unter mich zog und aufstand. Ich versuchte, trotz der Qualen weiterzuatmen. »Ich habe einen halben Jahresgewinn auf dich gesetzt«, fügte er hinzu, und ich folgte ihm taumelnd zum Lagerfeuer.
    Derbes Gejohle erscholl, als die Männer merkten, dass ich zu ihnen gebracht wurde. Die meisten waren sturzbetrunken oder würden es bald sein. Langsam erinnerten meine Muskeln sich daran, wie es war, sich zu bewegen, doch diese Dehnung tat so weh, dass sie mich beinahe auf die Knie zwang. Ich sah Duncan ein wenig abseits, tief in den Schatten, die Mond und Feuer warfen, eine volle Flasche in der Hand. Es war offensichtlich, dass die Mannschaft ihn noch nicht akzeptiert hatte. Er sah besorgt aus und spannte sich an, als wollte er etwas sagen, doch seine Rolle hinderte ihn daran.
    Sonnengebräunte Hände begrapschten und zwickten mich, während Kapitän Rylan mich durch die Männer in die helle Mitte direkt am Feuer führte. Ich ertrug es schweigend, denn meine Glieder kribbelten ohnehin, weil das Blut darin wieder zu fließen begann. »Hände weg!«, brüllte Kapitän Rylan, als ein Mann mich an sich zog und ich vor Schreck schrie. »Lass das. Wenn du sie als Erster haben willst, musst du sie kaufen.«
    Kapitän Rylan entriss mich dem rauen Griff des Seemanns, und ich taumelte gegen seine Brust und musste den ersten Impuls von Dankbarkeit unterdrücken. Ich würde nichts empfinden. Ich durfte nichts empfinden.
    »Will doch nur die Ware prüfen«, jammerte der Seemann, und die Umstehenden stimmten leise zu. »Wir wollen alle mal probieren, ehe wir was kaufen.«
    »Ich habe sie bereits für euch probiert«, erwiderte Kapitän Rylan. »Sie schmeckt gut.«
    »Das haben wir gesehen«, sagte ein Mann ohne Hemd und rieb sich grinsend die untere Hälfte der Brust. »Sie ist ein bisschen mager. Mager gefällt mir.« Er grinste mich so widerlich an, dass mir eiskalt wurde. Das Kribbeln in meinen Armen wurde immer schlimmer, und ich schob die Schultern ein wenig hin und her, um eine Position zu finden, die weniger wehtat.
    »Ich geb Euch drei Kupferstücke für sie!«, rief jemand, und das Blut wich mir aus dem Gesicht. Hatte ich nicht gegen das Tier in der Grube kämpfen sollen, statt verschachert zu werden?
    »Ich und Nate, wir teilen sie uns. Zusammen haben wir fünf«, warf ein anderer ein, und mein Magen verkrampfte sich. Gott hilf mir, das ertrage ich nicht! Ich starrte über das Feuer zu Duncan hinüber, doch der hatte sich abgewandt, und meine Angst wuchs.
    Ein dünner, blutarm wirkender Seemann stand auf und fiel beinahe wieder um. Seine Nachbarn lachten und stützten ihn, bis er das Gleichgewicht gefunden hatte. »Ich gebe Euch einen für die Seehure«, lallte er. »Mehr ist sie nicht wert. Stinkende kleine Hure in ’nem hüb … hübschen Kleid.«
    »Sie hat Garson getötet«, rief eine hohe Stimme von hinten. »Sie dafür umzubringen, ist mir alles wert, was ich habe. Das sind achtzehn. Hat einer von euch mehr?«
    Ehrfürchtiges Gemurmel erhob sich. »Woher hast du denn so viel Geld?«, fragte jemand und wurde von den anderen zum Schweigen gebracht.
    Während ich dastand, die Füße im vom Feuer erwärmten Sand, die tauben Hände vor mir gefesselt, bemühte ich mich, Duncans Blick aufzufangen. Er hielt den Kopf immer noch gesenkt, und sein langes braunes Haar verbarg sein Gesicht. Er hatte nicht genug Geld, um mich zu retten.
    »Jetzt werft den Anker und streicht die Segel, ihr alle«, sagte Kapitän Rylan und ruckte am Seil, so dass meine Arme nach vorn gerissen wurden und ich beinahe umfiel. Ich unterwarf mich dieser Misshandlung und schwor, nichts davon zu vergessen. »Ich habe euch doch gesagt, dass ich sie schon probiert habe, und sie ist kein wirklicher Leckerbissen.«
    Die höhnischen Rufe waren so laut, dass das Tier in der Grube brüllte. Ich stand auf den Zehenspitzen, konnte aber nirgendwohin fliehen. Mein Puls raste, und ich ließ mich wieder sinken. Ich kann nicht gegen sie kämpfen. Nicht gefesselt und hilflos.
    Kapitän Rylan hob die Hand und brachte die Leute zum Schweigen. »Aber was ihr offenbar alle wollt«, fuhr er fort, »ist Rache. Einen hübschen Rock könnt ihr in der Närrischen Mary für eine halbe Münze kaufen, also muss es euch um Rache gehen, nicht wahr? Ihr wollt euch

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