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Die gesandte der Köingin Tess 2

Die gesandte der Köingin Tess 2

Titel: Die gesandte der Köingin Tess 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cook
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und stolperte, als ich erneut einen Stoß bekam.
    »Nein, ist es nicht«, bemerkte Kapitän Rylan trocken. Sein höfischer Akzent war völlig verschwunden, und die Glöckchen an seinen Stiefeln klingelten bei jedem seiner Schritte, was so überhaupt nicht zu dem Mann passte, als den ich ihn nun kannte.
    Ich wandte den Blick von ihm wieder der Grube zu, und mein Herz pochte. Ganz in der Nähe war der umgebende Wald an einer Stelle gelichtet worden. Äste schwangen sich über diese Lücke, und daran hingen zwei lange Ketten. Das Metall war mit altem, schwarzem Blut verkrustet. Darunter lag reiner Sand mit Fußspuren darin. »Gott hilf mir«, flüsterte ich, und Kapitän Rylan lachte höhnisch. Ich blieb unter den beeindruckenden Eisenketten stehen, fest entschlossen, mir meine Angst nicht anmerken zu lassen.
    Der Sand war hier kühler, und meine schmutzigen Zehen gruben sich in die angenehm weichen Körnchen. Mein Mund wurde trocken, als ein zweiter Mann meine gefesselten Hände anhob und nach den Handschellen griff, die an den Enden der Ketten hingen. Ich fühlte mich schwach, und mir wurde schlecht. Ich blickte an den Ketten empor und sah, dass sie in den Stamm des Baumes eingewachsen waren, so lange hingen sie schon hier. Die Position, in die sie mich zwingen würden, war tückisch. Wenn ich stand, würden meine Arme locker seitlich herabhängen. Wenn ich mich setzte oder hinkniete, würden mir die Arme über den Kopf gezogen. Hinlegen könnte ich mich gar nicht. Aber ich würde vermutlich tot sein, ehe ich wieder das Bedürfnis verspürte zu schlafen.
    »Mach es dir nicht zu bequem«, spottete Kapitän Rylan, der in Gedanken schon halb bei der Grube und den darum versammelten, johlenden Männern war. »Ich habe noch eine kleine Aufgabe für dich, ehe du meine Mannschaft sehr persönlich und genau kennen lernst. Du wirst mir den Brief der Königin vorlesen, damit ich sicher sein kann, dass sie genau das geschrieben hat, was ich ihr gesagt habe. Und ich weiß, dass du als Prinzessin aufgewachsen bist, also kannst du lesen.«
    Und du nicht, verhöhnte ich ihn in Gedanken, doch der Schmerz hatte mich gelehrt, wie leicht es doch war, den Mund zu halten.
    Als er meine missmutige Kapitulation sah, zog er in grausamer Belustigung eine Augenbraue hoch. »Wenn du mir genau das vorliest, was ich ihr diktiert habe, dann darfst du dein Kleid tragen, wenn wir entscheiden, was wir mit dir anfangen.«
    Ich schluckte und bemühte mich, aufrecht stehen zu bleiben, während der magere Seemann an mir herumzerrte und ungeschickt versuchte, die Schellen um meine Handgelenke zu legen. Sie waren verrostet und kratzten mich, aber das war nicht das eigentliche Problem.
    »Kapitän Rylan«, sagte der Mann und riss ihn damit aus seinen Gedanken, die zweifellos den Männern an der Grube galten. »Die Eisen sind zu groß für sie. Sie könnte die Hände leicht rausziehen.«
    Das stimmte, und ich verfluchte den Mann dafür, dass er so aufmerksam war.
    »Dann nimm eben ein Seil«, erwiderte der Kapitän, ließ den Mann stehen und ging zur Grube hinüber. Seine Augen weiteten sich, und vor Staunen blieb ihm der Mund offen stehen, als er den Rand erreichte und hineinschaute. Er stemmte die Hände in die Hüften und rief: »Meine Güte! Es ist prachtvoll.«
    »Nimm eben ein Seil«, brummte der Seemann und ließ die Schellen los, die an den Ketten vor-und zurückschwangen. »Natürlich nehme ich ein Seil.« Er zerrte an meinen Handgelenken, und mir entschlüpfte ein Schmerzensschrei, dem er keinerlei Beachtung schenkte. »Verfluchter Kerl.« Er zerrte erneut an mir, und ich biss mir auf die Lippen, als brennender Schmerz meine Arme emporschoss. »Ich habe es so satt, auf diesen Saugerfisch mit seinen weißen Handschuhen zu hören, dass ich ihm die Kehle aufschlitzen könnte«, schimpfte er vor sich hin, ergriff das lose Ende des Seils, mit dem ich gefesselt war, und warf es geschickt über einen Ast. »Nimm ein verdammtes Seil. Was soll ich denn sonst nehmen? Mutters Schürzenbänder vielleicht?«
    Er trat mit dem Seilende in der Hand zurück, kniff die Augen zusammen und blickte das Seil entlang nach oben und wieder herunter zu mir. Anscheinend kam er zu dem Schluss, dass ich den Ast nicht erreichen konnte, denn er band das andere Ende um einen nahen Baum und zog mir dabei die Hände über den Kopf, so dass ich die Knoten an meinen Handgelenken nicht sah und auch nicht lösen konnte. Er riss ein letztes Mal an dem Seil und zerrte mich damit einen

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