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Die gesandte der Köingin Tess 2

Die gesandte der Köingin Tess 2

Titel: Die gesandte der Köingin Tess 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cook
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überschlugen sich, während ich versuchte, mich daran zu erinnern, was Kavenlow mir darüber erzählt hatte, wie man einen Punta tötete: Netze, Schlingen und Fallgruben mit einem ganzen Reh als Köder. Dinge, die aus der Ferne töteten. Ich atmete langsam ein und aus. Habe ich hier wirklich Hoffnung, oder ist das ein grausamer Scherz?
    Die Katze riss den Kopf hoch, als hätte sie meinen tiefen Atemzug trotz des Lärms ringsumher gehört. Kalte, blaue Augen sahen mich an, und dann brüllte das Tier und zeigte lange, gelbe Reißzähne.
    Mir stockte der Atem. Dagegen soll ich kämpfen? Mit bloßen Händen? Verängstigt wandte ich mich Smitty zu, weil ich den Eindruck hatte, dass er für die Bestie verantwortlich war. Wenn sie mich biss, würde ich sterben. Mit zitternder Stimme fragte ich: »Gewährt Ihr mir einen Augenblick, damit ich beten kann?«
    Die Verachtung in seinem Blick wich widerstrebendem Respekt. Er nickte knapp und bellte: »Ruhe! Lasst sie Frieden mit ihrem Gott schließen!«
    Sofort verstummte der Lärm. Es überraschte mich, dass die groben, verwahrlosten Männer so still sein konnten wie der Mann, der das Bewusstsein verloren hatte. Ein paar senkten sogar die Köpfe. In dem tiefen Schweigen konnte ich den Atem des Puntas hören: drei schnelle Atemzüge, ein kurzes Zögern, dann wieder drei schnelle Atemzüge. Mit den Zehen im kalten Sand schloss ich die Augen vor der Grube – doch ich betete nicht, ich überlegte. Ich hatte gegenüber dem armen Gilly den hauchdünnen Vorteil, dass ich einen Kratzer vermutlich überstehen würde, doch ein Biss würde mich wahrscheinlich töten. Ich konnte das Tier nicht besiegen. Und aus der Grube zu entkommen, würde mir auch nichts nützen.
    Neue Verzweiflung erhob sich und erstickte meinen schwachen Funken Hoffnung. Ich wusste nun, was in der Grube war, hatte aber noch immer nichts, womit ich es überleben könnte.
    »Das reicht jetzt«, erklärte Smitty, und die Männer brachen in wüstes Gebrüll aus. »Rein mit dir«, sagte er und stieß mich umstandslos über den Rand.
    Ich konnte einen Aufschrei nicht unterdrücken, als mir die Füße weggezogen wurden und ich fiel. Der ungleichmäßig von Fackeln beleuchtete Boden kam mir entgegen, und ich streckte die nutzlosen Hände aus, um mich abzufangen. Mit Wellen von Schmerz, die durch meinen ganzen Körper jagten, schlug ich am Grund der Grube auf. Auf Händen und Knien blickte ich zwischen meinen langen Haaren hindurch zu dem Punta hinüber. Ängstlich bemühte ich mich, so leise wie möglich zu atmen.
    Er war noch größer, jetzt, da ich hier unten bei ihm war, und presste sich an einer etwas erhöhten Stelle gegen die sandige Steilwand. Die Luft war merklich wärmer, stickig, und es stank nach Exkrementen, obwohl ich sicher war, dass das Tier sie vergraben hatte, genau wie seine kleineren Verwandten es taten. Am oberen Rand maß die Grube sieben Schritt im Durchmesser; hier unten waren es nur noch knapp fünf. Angenagte Knochen und Knorpel lagen im Sand verstreut, und überall dazwischen waren Abdrücke von Pranken mit Schwimmhäuten, so groß wie meine ausgestreckte Hand. Schwarze Käfer krabbelten auf der Suche nach Aas über den Sand. Mein Blick fiel auf die Pranken des Puntas, und ich beobachtete, wie lange Krallen im Rhythmus seines Atems ausfuhren und wieder ein wenig eingezogen wurden.
    Die Ohren zurückgelegt, fixierte er mich mit seinen unheimlichen blauen Augen und knurrte so tief, dass der Laut in mir widerzuhallen schien. Ich bewegte mich leicht, um mich aufzurichten, und erstarrte, als sein Grollen zu einem markerschütternden Brüllen anschwoll, das schließlich wieder in ein tiefes Knurren überging. Die Männer johlten begeistert, und die Haare am Schwanz der Raubkatze sträubten sich noch stärker. Sie wollte nicht hier sein, und mich wollte sie schon gar nicht hierhaben.
    »Tess!« Duncans Stimme drang durch den Lärm zu mir. Ich hörte sie nur, weil sie so vertraut war. Ich riskierte einen Blick nach oben, sah ihn aber nicht, über mir waren nur ein schwarzer Kreis und der abnehmende Mond. Der Hohn und das Geschrei der Männer drangen wie die Stimmen zorniger, unsichtbarer Götter zu mir herab.
    Ich zuckte zusammen, als ich kleine Stiche auf dem Handrücken spürte. Es war ein Käfer, so groß wie meine Handfläche, und dummerweise fuhr ich hastig hoch, um ihn abzuschütteln.
    Feuer raste durch meinen Oberarm. Ich schrie auf und warf mich instinktiv nach hinten. Mein Rücken prallte gegen die

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