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Die gesandte der Köingin Tess 2

Die gesandte der Köingin Tess 2

Titel: Die gesandte der Köingin Tess 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cook
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würde.
    Sofort rang ich meine Panik nieder. Ich hatte eine Chance. Hier bot sich mir etwas, das ich nutzen konnte. Und als die Katze sich ebenfalls beruhigte, verlor ich vor lauter Aufregung beinahe die Verbindung zu ihr.
    Sie sind nichts, dachte ich und konzentrierte mich auf die Vorstellung, dass die Männer, die auf uns herabbrüllten, unserer Aufmerksamkeit nicht würdig waren – und die Katze begann zu keuchen, ihre Angst wich zurück. Ich lauschte nach dem Geräusch des Windes in den Bäumen und hörte es in meiner Erinnerung, vielleicht sogar in Wirklichkeit – und die straff angelegten Ohren der Katze lockerten sich, der glühende Blick wurde kühler. Ich rief mir das Gefühl von klarem Wasser in Erinnerung, den Geschmack, die seidige Kühle auf der Haut – und ihre Pranken entspannten sich, die Klauen blieben eingezogen.
    Ich glitt tiefer in den Geist des Puntas, und es fiel mir ganz leicht, weil ich das so oft bei Jy gemacht hatte. Ich kannte die Wege, die ich nehmen musste, um unbemerkt zu bleiben und beiläufige Gedanken anzustoßen: die Erinnerung an hohes Gras, an die Sonne, die einem auf den Rücken schien, an einen vollen Bauch und die leisen Geräusche der Stallnachbarn. Ich schloss die Augen, und als ich sie wieder öffnete, sah ich durch die Augen des Puntas.
    Diesmal war der verwirrende Schreck gedämpft. Mein Herz schlug langsam, mein Atem ging ruhig. Ich atmete drei Mal tief ein und hielt den Atem ein wenig an, bis ich so atmete wie der Punta und es ganz natürlich und angenehm fand. Ich konnte mich selbst sehen, wie ich dastand, immer noch eine Hand an der Wand. Ich befahl mir selbst, die Hand sinken zu lassen, und weil der Gedanke auch durch den Geist der Katze hallte, dachte sie, sie hätte diese Bewegung von mir herbeigewünscht, deshalb machte sie ihr nichts aus. Dank der Überdosis Gift hatte ich die tiefste Verbindung aufgebaut, die mir je gelungen war. Über mir hörte ich Duncan flüstern. Seine Stimme war für die Ohren des Puntas deutlich hörbar, doch seine Worte waren ein verwirrendes Gemisch unangenehmer Laute. Ich drängte den Punta, zu ihm hochzuschauen, und meine Beherrschung wankte, als ich Duncan durch die schärferen Augen des Puntas sah. Ich gab der Katze ein Gefühl von »Angst um einen anderen« ein, um den Ausdruck auf Duncans länglichem Gesicht zu erklären.
    Das verwirrte den Punta völlig, denn er verstand nicht, wie man Angst um jemanden außer sich selbst haben konnte. Vor Unsicherheit begann er zu knurren, und ich fügte das Gefühl hinzu, sich um die eigenen Jungen und die Gefährtin zu sorgen, und er entspannte sich. Ein leises Grollen stieg aus seiner Kehle auf. Seine Klauen bewegten sich wieder leicht ein und aus, aber er schnurrte bei der Erinnerung an eine sonnige Höhle und den Geruch von jungem Fell.
    Ich sah mich durch die Augen des Puntas und befahl mir, einen Schritt vorzutreten. Wenn ich beweisen konnte, dass der Punta mir nichts tun würde, dann würden sie mich herauslassen. Oder?
    Es war eine seltsame Empfindung – ein Gefühl des Abgekoppelt-Seins, der fehlenden Balance, Verwirrung kratzte mir in der Kehle. Ich war so tief in den Gedanken des Puntas versunken, dass ich den Boden unter meinen eigenen Füßen nicht mehr spürte. Ich bemühte mich, das Gleichgewicht zu halten, und spürte, wie meine Klauen sich in den Sand gruben, als ich einen weiteren Schritt tat, dann noch einen.
    Das Gemurmel vieler Männerstimmen schwappte zu uns herab. Langsam hoben sich die ehrfürchtigen Laute, bis sie wieder erstarben und nur verängstigtes Flüstern hinterließen. Das gefiel dem Punta ebenso wenig wie das Gebrüll zuvor, und ich schob sacht die Erinnerung an Wellen auf einem Sandstrand an die Stelle der Stimmen und beruhigte ihn damit.
    Das Schnurren des Puntas wurde lauter, die Stimmen der Männer begieriger. Er hatte nichts dagegen, als das große, laute Tier, das auf ihn zukam, den Arm hob und nach ihm ausstreckte, weil er glaubte, das geschehe auf seinen eigenen Wunsch hin. Es würde sich gut anfühlen, wenn dieses Wesen ihn berührte und seine weichen, stumpfen Krallen durch sein Fell strichen. Nicht so gut wie die Zunge einer Gefährtin unter dem Kinn, aber gut.
    Unser beider Gedanken vermengten sich nun ganz frei. Ich stupste seine bewusst in eine bestimmte Richtung und verlor mich immer mehr, je tiefer ich in ihm versank. Ich spürte nicht, wie meine Schultern sich lockerten, aber ich sah es durch seine Augen. Ich spürte nicht, wie sich meine

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