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Die gesandte der Köingin Tess 2

Die gesandte der Köingin Tess 2

Titel: Die gesandte der Köingin Tess 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cook
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lange noch, was meinst du?«, fragte ich und hustete prompt, weil ich seit Sonnenuntergang nicht mehr gesprochen hatte.
    Jeck wandte mir den Blick zu und schaute dann auf den silbrigen Horizont. »Länger, wenn wir nicht bald Wind bekommen«, brummte er.
    »Wie lange?«, beharrte ich, diesmal deutlicher. Meine Lippen waren rissig, und das Salz brannte darauf.
    »Ich kenne die Küste nicht so gut wie die Berge von Misdev.«
    Ich schon, dank vieler Nachmittage, die ich im Wintergarten damit zugebracht hatte, sie nachzuzeichnen. Vielleicht war das doch keine solche Zeitverschwendung gewesen. »Wir sind irgendwo südlich der Gelbspitze«, erklärte ich. »Vielleicht wäre es schneller gegangen, wenn wir uns weiter südlich in Richtung Trockenford gehalten hätten, um von dort aus zu Pferde zum Palast weiterzureisen.« Ein wachsendes Gefühl drängender Unruhe zog mir den Magen zusammen, und ich zwang mich, die Spannung loszuwerden, indem ich mir vorstellte, wie sie in meine Finger floss und dann hinaus ins Wasser. In der Nähe küsste ein Rochen die Oberfläche. »Ich muss vor ihnen in der Hauptstadt sein. Wenn Kavenlow Contessas Brief glaubt, verlässt er sich auf falsche Informationen. Womöglich würde er das Lösegeld nicht bezahlen. Dann werden die Piraten sie beide umbringen. Da bin ich ganz sicher.«
    »Kavenlow macht das schon.« Jeck neigte den Kopf, und es sah aus wie eine Geste der Verlegenheit. Das Mondlicht verbarg Schmutz und Schweiß, die an ihm klebten – er war nur ein Bild in Schwarz und Weiß vor den gemächlichen, flachen Wellen. »Die Geschichte wird ihn in eine höllisch gute Position bringen, ganz gleich, wie sie ausgeht. Gott steh mir bei, ich hätte dem niemals zustimmen dürfen.«
    Ich richtete mich steif auf. »Ich mache mir Sorgen um meine Schwester, nicht um das dämliche Spiel«, entgegnete ich und erlaubte mir einen ärgerlichen Unterton. Mein Blick fiel auf seine schwarze Schärpe, die er nun wieder als Gürtel trug. Er würde mich doch nicht dafür fesseln, dass ich ihm widerspreche, oder?
    Er wandte sich mir zu und schüttelte den Kopf. »Sie bedeutet dir wirklich viel, nicht wahr? Warum? Sie ist nur eine Figur in deinem Spiel. Du kennst sie erst seit drei Monaten.«
    »Sie ist meine Schwester«, fuhr ich empört auf.
    Seine Miene hinter dem Bart war im Dunkeln nicht zu entziffern. »Nur nach dem Gesetz. Sie sollte dir gar nichts bedeuten. Einer deiner Gegner wird sich das zunutze machen.«
    »Du vielleicht?«, fragte ich streitlustig.
    Er nickte, und seine dunklen Augen blieben ausdruckslos. »Wenn ich kann. Wenn es nötig ist.«
    »Kaulköder«, fluchte ich milde, denn ich war zu matt, um mir mehr einfallen zu lassen. »Du bist ein Kaulköder, Hauptmann.«
    Das leise Plätschern der Wellen an den Rändern des Floßes erschien mir auf einmal sehr laut, als er sich abwandte. »Spieler haben nie Familie. Du solltest dich daran erinnern, dass du keine Blutsbande zu ihr hast.«
    »Gestern hast du noch gesagt, sie hätten mir einen Namen gekauft, und ich solle ihn gebrauchen.«
    Er neigte den Kopf zur Seite, so dass das Mondlicht auf sein Gesicht fiel. »Verwechsle eine gesetzlich geregelte Beziehung nicht mit Blutsverwandtschaft. Sie ist nicht wirklich deine Schwester.«
    »Kavenlow ist wie ein Väter für mich«, entgegnete ich leicht beleidigt.
    »Das ist sein Versagen, und es wird eines Tages das Ende seines Spiels sein.«
    »Nein, es macht ihn stärker«, behauptete ich.
    »Sich von Emotionen lenken zu lassen, ist gefährlich«, sagte er, und seine Stimme schien sich mit den seidigen Wellenkronen zu vermischen. »Es führt nur dazu, dass du große Risiken eingehst, Möglichkeiten ignorierst und unbequemen Wahrheiten ausweichst.«
    Ich zog die Finger zwischen dem Tau und dem Wasserfass hervor und strich mir eine schlappe Strähne hinters Ohr. »Da bin ich anderer Meinung. Es verleiht dir Wagemut und Durchhaltevermögen und öffnet deinen Geist für Möglichkeiten, auf die ein anderer vielleicht gar nicht käme. Dir fehlt etwas, Hauptmann, und du weißt es noch nicht einmal.«
    Er brummte und schob den Fuß von sich, so dass seine nackte Ferse das Wasser berührte. Ich konnte mich des Gefühls nicht erwehren, dass wir durch das Wasser irgendwie miteinander verbunden waren. Sofort zog ich die Finger heraus und trocknete sie an meinem schmuddeligen Kleid. Ein Mantarochen sprang in der Nähe hoch. Ich erinnerte mich, das im Traum gesehen zu haben, und schwor mir, nichts zu tun, was dazu

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