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Die gesandte der Köingin Tess 2

Die gesandte der Köingin Tess 2

Titel: Die gesandte der Köingin Tess 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cook
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Kinn.
    »Hör auf, mich so zu beobachten«, forderte ich.
    Mein Gesicht brannte, als er lachte, sich abwandte, die Knie anzog und sich auf seinem nutzlosen Floß bequemer zurechtsetzte. »Den Wind rufen«, murmelte er.
    Ich straffte die Schultern. »Kavenlow würde mir glauben.«
    »Kavenlow ist ein Träumer. Sieh nur, was er sich bei dir erträumt hat.«
    Das kam einer Beleidigung sehr nahe, was Jeck so gar nicht ähnlich sah. Ich fragte mich, ob er fürchtete, dass ich es tatsächlich schaffen könnte, oder ob er eifersüchtig auf Kavenlows Zuneigung war. Der Punta konnte den Wind rufen; also konnte ich es auch. Ich musste es tun. Für meine Schwester. Für Kavenlows Spiel, das ich wieder einmal durch meine Unerfahrenheit und Naivität ruiniert hatte.
    Ich hielt mich mit einer Hand am Mast fest und warf einen verstohlenen Blick auf Jeck. Er saß da, als wäre er gar nicht hier, den Blick auf den Horizont gerichtet, in Gedanken weit fort. Ich holte tief Atem, schloss die Augen und befahl meiner Magie, mich zu erfüllen.
    Der Schwindel kam rasch, als hätte er schon gewartet. Mit kribbelnden Fingern packte ich den Mast fester und trat von einem Fuß auf den anderen. Mein Herz hämmerte und ließ eine zweite, stärkere Woge von Gift in mich hineinströmen. Es war, als hätte es die vergangenen vier Tage, in denen mein Körper Gift abgebaut hatte, nie gegeben. Ich floss immer noch schier davon über. Ich blinzelte heftig, um den Schwindel zu überwinden, warf einen raschen Blick zu Jeck hinüber, um mich zu vergewissern, dass er mich nicht beobachtete, und schloss die Augen wieder. Ich konnte es schaffen.
    Die Schwärze der Nacht wich der Schwärze in meinem Geist. Dick und machtvoll stieg die Kraft in mir auf und wartete darauf, von mir genutzt, gelenkt zu werden. Mein Herz hämmerte und meine Knie wurden schwach, so stark war diese Kraft. Ich hatte noch nie so viel Magie in mir gehabt. Der Puntabiss hatte mich weit jenseits aller sicheren Pegel versetzt. Doch das war jetzt leichter zu ertragen, da ich nicht mehr so schwach war. Vielleicht gewöhnte ich mich auch allmählich daran. Kavenlow, dachte ich voller Scham. Was soll ich ihm sagen?
    Die aufwallende Kraft zerrte an mir, und das Herz schlug mir bis zum Hals, als sie beinahe meinem Griff entglitt. Meine Schulter begann zu schmerzen, mein rechtes Bein und der Arm wurden taub. Mein Atem wurde zittrig, und ich beeilte mich, ihn zu beruhigen, ehe Jeck etwas merkte. Erschrocken stellte ich fest, dass ich in einen Rhythmus von drei Atemzügen und einer Pause verfallen war, genau wie der des Puntas. Aber diese Atmung schien gegen den Schwindel zu helfen, also hielt ich mich daran – so unauffällig wie möglich, denn Jeck saß nur vier Fuß von mir entfernt und schmollte, weil sein schönes neues Floß ohne Wind völlig nutzlos war.
    Mein Blut summte vor Potenzial, und ich kehrte in Gedanken zu der Grube und dem Punta zurück. Die große Katze hatte einen schnellen Windstoß aus dem Himmel herabgerufen und ihn gezwungen, einen Pfad zu nehmen, den der Wind von selbst nicht eingeschlagen hätte. Ich brauchte viel mehr als einen kurzen Luftwirbel. Ich musste einen wahrhaftigen Sturm herbeirufen, wenn ich die Küste schnell genug erreichen wollte, um noch etwas auszurichten. Und Stürme wurden nicht in luftigen Höhen geboren, sondern tief im Meer.
    Sacht und vorsichtig sandte ich einen forschenden Gedanken aus und ließ ihn über die langsamen Wellengipfel gleiten, über die warme Meeresströmung hinaus, die mein Königreich vor der schlimmsten winterlichen Kälte schützte, vorbei an zahllosen wogenden Wellenbergen. Ich ließ meine Gedanken der Erdkrümmung folgen, immer weiter hinaus auf die Tiefsee, wo die Rochen nicht hinschwimmen, dort hinaus, wo der Wind seine Kraft von den Wellen bekommt, die sie dem Mond und den Gezeiten stehlen und dem Wandel der Erde um die Sonne abgewinnen.
    Ich erschauerte, als die mittägliche Wärme, die aus meinem Geist kam, mich umfing. Das Glitzern der Sonne auf hellen Wellenspitzen spielte hinter meinen geschlossenen Augenlidern und blendete mich mitten in der Nacht. Ich hörte den einsamen Schrei des Albatros. Hier, dachte ich. Hier werden Teufelsstürme erschaffen. Doch um mich herum fand ich nichts als sachte flüsternden Wind. Da war kein Sturm, den ich hätte lenken können.
    Du gehörst mir, flüsterte ich dem Hauch von Westwind zu, der sich von einer sonnengewärmten Welle erhob. Erwache. Du musst zu mir kommen.
    Meine Seele fand

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