Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die gesandte der Köingin Tess 2

Die gesandte der Köingin Tess 2

Titel: Die gesandte der Köingin Tess 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cook
Vom Netzwerk:
führen könnte, dass er mich fesselte. Doch in meinem Traum hatte Sturm geherrscht, und nachdem ich die Sonne an einem wolkenlosen Himmel hatte untergehen sehen, war ich ziemlich sicher, dass uns tagelang nichts als schönes Wetter bevorstand.
    Jeck zog den Fuß aus dem Wasser. Die Bewegung war langsam und beiläufig, aber ich sah ihm an, dass die Rochen ihn nervös machten.
    »Die fressen nur Krabben und kleine Muscheln«, sagte ich und ließ meine Hand wieder im Wasser baumeln, um ihm zu zeigen, dass ich mich nicht fürchtete. Ich fühlte mich rastlos, und das dunkle Wasser schien mir zu helfen.
    »Es heißt, sie würden aus dem Wasser springen und kleine Boote zum Kentern bringen«, entgegnete er trocken.
    Landratte, dachte ich und zuckte mit den Schultern. »Nur, wenn man Krabben dabeihat.«
    Er betrachtete meine ins Wasser getauchte Hand. Selbstzufrieden zog ich sie heraus und steckte stattdessen das Bein fast bis zum Knie ins Wasser. Ich hatte das nur getan, um ihn zu ärgern, doch es fühlte sich so gut an, dass ich beschloss, den Fuß drinzulassen, selbst als ein Rochen mit seiner seltsam rauen Haut meinen Unterschenkel streifte.
    »Und woher sollen sie wissen, ob Krabben in dem Boot sind, ohne es zum Kentern zu bringen?«, fragte er, offensichtlich beunruhigt.
    Ein zweiter Rochen sprang hoch, größer und näher, und als er ungeschickt wieder eintauchte, spritzte Wasser über das Floß. »Der da weiß es. Er wird es den anderen sagen.«
    Jeck schnaubte. »Zieh den Fuß ein, Prinzessin. Da sind Wesen im Wasser, die dich fressen wollen.«
    Also ließ ich ihn natürlich drin und genoss die leichte Strömung, die seidig weich über meine Haut strich. Ich fühlte mich seltsam entrückt wegen der späten Stunde und dem unwirklichen Mondlicht auf See. Das kühle Wasser war angenehm. Der Sonnenaufgang war schon näher als der Sonnenuntergang. »Nenn mich nicht so«, flüsterte ich und spürte, wie eine stille Erwartung in mir aufstieg. Das Segel war schlaff. Es sollte voller Wind sein. Ich würde die Hauptstadt nie vor den Piraten erreichen. Nicht in diesem Tempo.
    »Schneller«, hauchte ich, zog den Fuß aus dem Wasser und erhob mich schwankend. Das Floß bewegte sich kaum, es lag schwer und tief im Wasser. Das Taubheitsgefühl in meinem Arm und meinem Bein hatte nachgelassen. Ich war immer noch steif und bei weitem nicht so kräftig, wie ich sein sollte, aber ich konnte mich ohne Schmerzen bewegen, wenn ich vorsichtig war.
    Ich stützte mich mit einer Hand am Mast ab und bewegte den tropfenden nackten Fuß hin und her, um die Grenzen meiner neuen Beweglichkeit auszuloten. Es war auf jeden Fall besser geworden, dennoch machte ich mir Sorgen. Das Gift war noch in mir. Ich konnte es spüren. Es hing dicht unter der Oberfläche meines Bewusstseins, still und leise. Es verließ meinen Körper nicht, wie es sollte – es war beinahe, als erneuerte es sich. Als hätte ich ihm unabsichtlich eine Heimat in meinem Gewebe gewährt, einen Ort, an dem es sich vermehren konnte, ganz ähnlich wie in einem Punta.
    Anspannung erfasste mich, und ich packte den Mast fester. Wenn das stimmte, würde ich meinen Giftpegel niemals senken können, ganz gleich, wie lange ich mir kein weiteres Gift von außen zuführte. Kavenlow. Was soll ich ihm nur sagen?
    »Folgen sie Flößen oft zu so vielen?«, fragte Jeck und riss mich aus meinen unangenehmen Gedanken. »Die Rochen«, fügte er hinzu, als er meine verwirrte Miene bemerkte.
    Er hatte sich nicht gerührt und saß immer noch mit gesenktem Kopf am Rand des Floßes. Das Mondlicht versilberte sein schwarzes Haar. Ich stellte den Fuß wieder auf die Planke und schüttelte den Kopf. »Nein.« Von meinem höheren Blickpunkt aus beobachtete ich die Tiere, die uns begleiteten. Sie schienen auf irgendetwas zu warten, denn sie flogen unter dem Floß hin und her, selten tiefer als einen Fuß unter der Oberfläche. Ihre dunklen Schatten erweckten den Eindruck, als seien Wellen zum Leben erwacht – als bildeten sie ihre eigene Strömung.
    Ein Gefühl der Rastlosigkeit stieg in mir auf wie Nebel: Irgendetwas stand kurz bevor. Ich musste schneller vorankommen. Nervös blickte ich in Richtung des unsichtbaren Festlands.
    »In Gelbspitz können wir Pferde kaufen«, sagte ich, doch ich erkannte an seiner zusammengesunkenen Haltung, dass er mir nicht zuhörte. »Wenn der Wind nur auffrischen würde, wären wir auf dem Wasser aber schneller. In Biegford gibt es auch einen Mietstall. Die würden sich

Weitere Kostenlose Bücher