Die Geschichte Der Kinder Hurins. Sonderausgabe.
Frau ging durch den Wald davon, und sie blickte mehrmals zurück, ehe sie hinter den Bäumen verschwand. Dann ging Túrin ohne ein weiteres Wort seines Weges, und Andróg sah ihm nach und runzelte die Stirn, als grüble er über einem Rätsel.
Als Túrin zum Lager der Geächteten zurückkam, fand er sie unruhig und übelgelaunt, denn sie waren schon zu lange an einem Ort nahe bei den gut bewachten Gehöften geblieben, und sie murrten gegen Forweg. »Er vergnügt sich auf unsere Kosten«, sagten sie, »und andere werden vielleicht dafür bezahlen müssen.«
»Dann wählt einen neuen Hauptmann!«, sagte Túrin, der vor ihnen stand. »Forweg kann euch nicht mehr anführen, denn er ist tot.«
»Woher weißt du das?«, fragte Ulrad. »Hast du beim selben Bienenstock Honig gesucht? Haben ihn die Bienen gestochen?«
»Nein«, erwiderte Túrin. »Ein Stich war genug. Ich habe ihn getötet. Aber Andróg habe ich verschont, und er wird bald hier sein.« Darauf erzählte er, was geschehen war, und tadelte alle Männer auf das Schärfste, die solche Taten begingen. Während er noch sprach, kam Andróg zurück, und er trug Forwegs Waffen. »Siehst du, Neithan!«, rief er. »Der Alarm ist ausgeblieben. Vielleicht hofft sie ja, dich wiederzutreffen.«
»Wenn du deinen Scherz mit mir treibst«, sagte Túrin, »werde ich bedauern, dass ich ihr deinen Kopf verweigert habe. Jetzt erzähl deine Geschichte, und fasse dich kurz.«
Darauf berichtete Andróg wahrheitsgemäß, was vorgefallen war. »Ich möchte wissen«, sagte er, »was Neithan dort zu suchen hatte. Gewiss nicht das, was wir suchten. Als ich dazukam, hatte er Forweg schon erschlagen. Der Frau gefiel das wohl; sie bot an, mit ihm zu gehen, und bat um unsere Köpfe als Brautgeschenk. Doch er wollte sie nicht und schickte sie fort. Ich weiß nicht, warum er einen solchen Zorn auf den Hauptmann hatte. Er ließ mir meinen Kopf,wofür ich dankbar bin, wenn ich es auch nicht ganz begreifen kann.«
»Ich kann nicht glauben, dass du zum Volk Hadors gehörst«, sagte Túrin. »Zu Uldor dem Verfluchten gehörst du eher und solltest dich in Angband verdingen. Aber jetzt hört mir zu!«, wandte er sich an alle. »Ich stelle euch vor die Wahl, mich entweder an Forwegs Stelle zu eurem Anführer zu machen oder mich ziehen zu lassen. Ich werde diese Bande ab jetzt befehligen oder gehen. Wenn ihr mich aber töten wollt, so versucht es! Ich werde gegen euch alle kämpfen, bis ich tot bin – oder ihr!«
Darauf griffen viele der Männer zu den Waffen, doch Andróg rief: »Nein! Der Kopf, den er verschont hat, ist nicht ohne Verstand. Wenn wir miteinander kämpfen, wird mehr als einer sinnlos sterben, bevor wir den besten Mann unter uns getötet haben.« Dann lachte er. »So wie es war, als er zu uns kam, so ist es jetzt wieder: Er tötet, um Platz zu schaffen. Hat es sich vorher bewährt, wird es das auch jetzt tun. Er könnte uns ein besseres Los bescheren, als um die Kehrichthaufen anderer Menschen herumzustreifen.«
Und der alte Algund meinte: »Er ist der beste Mann unter uns. Es gab eine Zeit, in der wir dasselbe getan hätten, wären wir mutig genug gewesen, doch wir haben es vergessen. Er könnte uns am Ende nach Hause führen.«
Bei diesen Worten keimte in Túrin der Gedanke auf, dass er diese kleine Bande nutzen könnte, um sich eine eigene, freie Herrschaft zu errichten. Doch er blickte Algund und Andróg an und sagte: »Nach Hause, sagst du? Hoch und kalt steht das Schattengebirge davor. Hinter ihm haust das Volk Uldors, umlagert von den Armeen Angbands. Wenn euch das nicht entmutigt, euch sieben mal sieben Männer,dann könnte ich euch heimführen. Aber wie weit werden wir kommen, ehe wir sterben?«
Alle schwiegen. Dann sprach Túrin weiter. »Nehmt ihr mich zu eurem Anführer? Dann werde ich euch von den Häusern der Menschen fortführen in die tiefe Wildnis. Vielleicht wird uns dort ein neues Glück beschieden sein – oder auch nicht. Zumindest werden wir dort lernen, die Menschen weniger zu hassen.«
Darauf sammelten sich alle, die zum Volk Hadors gehörten, um ihn und machten ihn zu ihrem Anführer. Die übrigen, die weniger guten Willens waren, fügten sich. Und ohne weiteres Säumen führte sie Túrin aus diesem Land fort.
Viele Kundschafter waren von Thingol ausgesandt worden, um Túrin innerhalb Doriaths oder in den Ländern nahe seinen Grenzen zu suchen. Doch im Jahr seiner Flucht suchten sie vergeblich, denn niemand ahnte oder wusste, dass er sich bei
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