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Die Geschichte Der Kinder Hurins. Sonderausgabe.

Die Geschichte Der Kinder Hurins. Sonderausgabe.

Titel: Die Geschichte Der Kinder Hurins. Sonderausgabe. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ronald Reuel Tolkien
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manchmal kamen Mitleid und Scham in ihm auf, und dann war er gefährlich in seinem Zorn. So lebte er bis zum Ende des Jahres, durchlitt Hunger und Not, bis die Natur sich zu regen begann und ein lieblicher Frühling anbrach.
    In den Wäldern südlich des Teiglin gab es, wie schon erwähnt, noch einige Gehöfte, auf denen zwar wenige, aber tapfere und wachsame Menschen lebten. Obwohl sie nicht viel Mitleid mit den Geächteten hatten und selbst kaum etwas entbehren konnten, legten sie dennoch im bitteren Winter Nahrung an Orten nieder, wo die Gaurwaith sie finden konnten. So hofften sie Überfällen durch die Rotten der Hungernden zu entgehen. Aber von den Geächteten ernteten sie dafür weniger Dank als vom Wild und den Vögeln, und ihre Hunde und Zäune schützten sie besser als ihre Freigebigkeit. Jedes Gehöft verfügte nämlich über hohe Hecken, die das bebaute Land umgaben, und jedes Haus hatte zudem Gräben und Palisaden. Von Haus zu Haus führten Pfade, über die die Menschen durch Hornsignale bei Gefahr Hilfe herbeirufen konnten.
    Mit dem Anbruch des Frühlings wurde es für die Gaurwaith gefährlich, sich in der Nähe der Häuser der Waldmenschen herumzutreiben, die sich zusammentun und sie zu Tode hetzen konnten. Daher wunderte sich Túrin, dass Forweg seine Männer nicht in den Süden führte. Dort gab es nämlich keine Menschen mehr und deshalb mehr Nahrung und Wild und weniger Gefahr. Eines Tages vermisste erForweg und dessen Freund Andróg, und er fragte, wo sie seien, doch seine Gefährten lachten.
    »Unterwegs in eigenen Geschäften, schätze ich«, sagte Ulrad. »Sie werden bald zurück sein, und dann werden wir aufbrechen. In aller Eile vermutlich; denn wir können von Glück sagen, wenn ihnen nicht ein ganzer Bienenschwarm auf den Fersen ist.«
    Die Sonne schien, und die jungen Blätter waren grün. Der Anblick des verwahrlosten Lagers der Geächteten verdross Túrin, und so ging er allein tief in den Wald. Gegen seinen Willen erinnerte er sich an das Verborgene Königreich, und ihm war, als hörte er die Blumennamen Doriaths, als Widerhall einer alten, fast vergessenen Sprache.
    Plötzlich jedoch vernahm er Schreie, und aus einem Haseldickicht kam eine junge Frau hervorgerannt; ihre Kleider waren von Dornen zerrissen, und sie war voller Angst und keuchte und fiel strauchelnd zu Boden. Sogleich sprang Túrin mit gezogenem Schwert in das Dickicht und hieb einen Mann nieder, der die Frau verfolgte und durch die Zweige brach. Und erst in dem Augenblick, als er den Streich führte, sah er, dass es Forweg war.
    Als er noch dastand und verwundert auf das blutige Gras blickte, stürzte Andróg hinzu und blieb ebenso erstaunt stehen. »Eine üble Tat, Neithan«, sagte er und zog sein Schwert. Doch Túrin bezwang seinen Ärger und sagte ruhig zu Andróg: »Und wo sind die Orks? Hast du sie abgeschüttelt, um der Frau zu helfen?«
    »Orks?«, fragte Andróg. »Narr! Du nennst dich selbst einen Geächteten. Geächtete kennen kein Gesetz außer ihrem eigenen. Geh deine eigenen Wege, Neithan, und lass uns die unseren gehen.«
    »Nichts lieber als das«, versetzte Túrin. »Aber heute haben sich unsere Wege gekreuzt. Du wirst diese Frau mir überlassen, oder dir ergeht es wie Forweg.«
    Andróg lachte. »Wenn das so ist, sollst du deinen Willen haben«, sagte er. »Ich bin nicht darauf erpicht, mich allein mit dir zu messen. Aber unsere Kameraden könnten dir übelnehmen, dass du Forweg erschlagen hast.«
    Die Frau stand auf und legte ihre Hand auf Túrins Arm. Sie sah auf das Blut, sie blickte Túrin an, und ihre Augen glänzten. »Töte ihn, Herr«, sagte sie, »so wie den anderen! Und dann komm mit mir. Wenn ich meinem Vater Larnach ihre Köpfe bringe, wird er sich freuen. Andere Männer hat er für zwei ›Wolfsköpfe‹ reich belohnt.«
    Aber Túrin sagte zu Andróg: »Ist es weit bis zu ihrem Haus?«
    »Ungefähr eine Meile«, antwortete dieser. »Ein umzäuntes Gehöft dort drüben. Sie trieb sich außerhalb herum.«
    »Geh jetzt, schnell«, sagte Túrin, sich wieder der Frau zuwendend. »Und sag deinem Vater, er soll besser auf dich aufpassen. Aber die Köpfe meiner Kameraden werde ich ihm zu Gefallen nicht abschlagen.«
    Mit diesen Worten steckte er sein Schwert in die Scheide. »Komm!«, sagte er zu Andróg. »Wir gehen zurück. Wenn du freilich deinen Hauptmann begraben willst, musst du es selber tun. Aber beeil dich, denn bald schon könnten sie hinter dir her sein. Bring seine Waffen mit!«
    Die

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