Die Geschichte Der Kinder Hurins. Sonderausgabe.
vor. Viele Waldmenschen waren Belegs Rat gefolgt und hatten ihre Frauen und Kinder nach Brethil geschickt, um dort Zuflucht zu erbitten. Diese und ihr Geleit passierten die Teiglin-Stege rechtzeitig und entkamen, doch die bewaffneten Männer, die ihnen nachfolgten, trafen auf die Orks und wurden besiegt. Einigen gelang es, sich durchzukämpfen und nach Brethil zu gelangen, doch viele andere wurden getötet oder gefangen genommen. Die Orks zogen weiter zu den Siedlungen, plünderten sie und steckten sie in Brand. Danach wandten sie sich wieder nach Westen, der Straße zu, denn sie wollten jetzt so schnell wie möglich mit der Beute und den Gefangenen in den Norden zurückkehren.
Aber die Kundschafter der Geächteten hatten sie bald ausgemacht. Das Los der Gefangenen kümmerte sie wenig, doch das geplünderte Gut der Waldmenschen stachelte ihre Habgier an. Túrin erschien es gefährlich, den Orks offen entgegenzutreten, bevor er nicht wusste, wie viele es waren. Aber die übrigen Geächteten wollten nicht auf ihn hören; denn für das Leben in der Wildnis mangelte es ihnen an vielem, und sie begannen bereits zu bedauern, dass sie ihn zum Anführer gemacht hatten. Deshalb machte sich Túrin mit einem gewissen Orleg als einzigem Gefährten auf, um die Orks auszukundschaften. Er übertrug Andróg das Kommando und schärfte allen ein, während seiner Abwesenheit dicht zusammenzubleiben und sich gut versteckt zu halten.
Nun war das Heer der Orks zwar weit größer als derTrupp der Geächteten, doch es befand sich in einem Land, das Orks selten zu betreten gewagt hatten. Außerdem wussten sie, dass sich jenseits der Straße die Talath Dirnen, die Bewachte Ebene, erstreckte, auf der Waldläufer und Späher aus Nargothrond Wache hielten. Da sie die Gefahr fürchteten, waren sie sehr vorsichtig, und auf beiden Seiten des marschierenden Heerwurms schlichen ihre Kundschafter durch den Waldrand. So kam es, dass Túrin und Orleg entdeckt wurden; denn drei Späher stolperten über sie, wo sie in einem Versteck lagen. Und obwohl sie zwei davon erschlugen, entkam der dritte und schrie im Davonrennen: Golug! Golug! Mit diesem Namen bezeichneten die Orks die Noldor.
Alsbald wimmelte es im Wald von Orks, die sich geräuschlos verteilten und das Gelände nach allen Richtungen durchkämmten. Als Túrin erkannte, dass es kaum Hoffnung auf Flucht gab, gedachte er die Orks zumindest zu täuschen und vom Lagerplatz seiner Männer wegzulocken. Aus dem Golug -Geschrei schloss er, dass sie die Kundschafter aus Nargothrond verdächtigten, und deshalb floh er mit Orleg nach Westen. Die Verfolger waren ihnen dicht auf den Fersen, und obwohl sie alle Kniffe und Listen anwandten, wurden sie schließlich aus dem Wald herausgetrieben. Sogleich wurden sie erspäht, und beim Versuch, die Straße zu überqueren, wurde Orleg von vielen Pfeilen getroffen und starb. Túrin jedoch rettete sein Elbenpanzer das Leben, und er entkam in die Wildnis jenseits der Straße, und durch seine Schnelligkeit und Geschicklichkeit entzog er sich den Feinden und floh tief in ein Land, das ihm fremd war. Die Orks, die befürchteten, die Elben von Nargothrond könnten auf sie aufmerksam werden, erschlugen daraufhin ihre Gefangenen und zogen eilig in nördlicher Richtung davon.
Als nunmehr drei Tage verstrichen und Túrin und Orleg immer noch nicht zurückgekehrt waren, wollten einige der Geächteten die Höhle verlassen, in der sie sich versteckt hatten, doch Andróg sprach sich dagegen aus. Während sie noch darüber stritten, stand plötzlich eine graue Gestalt vor ihnen. Beleg hatte sie schließlich gefunden. Er trat ein mit geöffneten Händen, die er ihnen waffenlos entgegenstreckte. Doch sie sprangen erschreckt auf, und Andróg, der sich von hinten an Beleg heranschlich, warf eine Schlinge über ihn, sodass seine Arme gefesselt waren.
»Wenn ihr keine Gäste wollt, solltet ihr besser Wache halten«, sagte Beleg. »Warum heißt ihr mich so willkommen? Ich komme als Freund, und ich suche einen Freund. Neithan, so höre ich, nennt ihr ihn.«
»Er ist nicht da«, sagte Ulrad. »Wie kannst du diesen Namen kennen, wenn du uns nicht schon länger gefolgt bist?«
»Er hat uns seit langem ausspioniert«, sagte Andróg. »Er ist der Schatten, der uns auf den Fersen war. Jetzt werden wir vielleicht seine wahren Absichten erfahren.« Dann befahl er, Beleg an einen Baum neben der Höhle zu binden, und nachdem er schmerzhaft an Händen und Füßen gefesselt worden war,
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