Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Geschichte Der Kinder Hurins. Sonderausgabe.

Die Geschichte Der Kinder Hurins. Sonderausgabe.

Titel: Die Geschichte Der Kinder Hurins. Sonderausgabe. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ronald Reuel Tolkien
Vom Netzwerk:
und von allen lebenden Dingen. Und auch wenn sie an Meisterschaft nicht an die Verbannten aus Valinor heranreichten, so verfügten sie doch über viele Künste, die über menschliches Wissen hinausgingen. Zudem war Beleg der Bogenschütze ein großer Mann im Volk von Doriath; er warstark und ausdauernd und weitblickend in jeglicher Hinsicht, und wenn es zum Kampf kam, war er tapfer, wobei er sich nicht nur auf die schnellen Pfeile seines Langbogens, sondern auch auf sein großes Schwert Anglachel verließ. Und immer stärker wuchs der Hass im Herzen Mîms, der, wie schon gesagt, alle Elben hasste und der mit eifersüchtigem Auge auf die Freundschaft zwischen Túrin und Beleg blickte.
    Als der Winter vorbeiging und der Frühling anbrach, wurden die Geächteten bald ernster gefordert. Morgoth streckte seine Macht aus, und wie die langen Finger einer tastenden Hand erkundeten die Vorläufer seiner Armeen die Wege nach Beleriand.
    Wer aber kennt die Ratschlüsse Morgoths? Wer kann das Ausmaß der Gedanken dessen ergründen, der einst Melkor gewesen war, mächtig unter den Ainur des Großen Liedes, und der nun, ein Dunkler Herrscher auf dunklem Thron, im Norden saß und in seiner Tücke all die Nachrichten abwog, die zu ihm gelangten, ob durch Spione oder Verräter, und in den Augen seines Geistes und seines Sinnes weit mehr von den Taten und Plänen seiner Feinde sah, als selbst die Weisesten unter ihnen befürchteten, mit Ausnahme von Melian, der Königin, allein? Zu ihr versuchten seine Gedanken oft vorzudringen, doch sie entzog sich ihrem Zugriff.
    Darum wandte er sich jetzt in Verfolgung seiner dunklen Ziele den Landen westlich des Sirion zu, wo es noch Mächte gab, die sich ihm widersetzten. Gondolin stand noch, aber es war verborgen. Doriath kannte er, doch dorthin blieb ihm der Zugang verwehrt. Weiter fort noch lag Nargothrond, wohin keiner seiner Knechte bislang den Weg gefunden hatte. Es war ein Name, der Furcht in ihnen weckte; dortwohnte das Volk Finrods in verborgener Stärke. Und weit entfernt aus dem Süden, jenseits der weißen Birkenwälder von Nimbrethil, von der Küste Arverniens und den Sirion-Mündungen kamen Gerüchte von den Anfurten. Dorthin konnte seine Hand nicht reichen, ehe nicht alles andere gefallen war.
    So kamen nun die Orks in immer größerer Zahl aus dem Norden herab. Durch Anach kamen sie, und Dimbar wurde eingenommen und alles Land nördlich der Marken von Doriath von ihnen verseucht. Die alte Straße zogen sie entlang, die durch die lange Schlucht des Sirion führte, vorbei an der Insel, wo Finrods Minas Tirith gestanden hatte, und weiter durch das Land zwischen Malduin und Sirion, am Rand von Brethil entlang zu den Teiglin-Stegen. Von dort führte der Weg in die Bewachte Ebene hinein und weiter vorbei an den Hängen des Hochlands, über das der Amon Rûdh wachte, hinab in das Tal des Narog und schließlich nach Nargothrond. Doch so weit drangen die Orks auf jener Straße noch nicht vor; denn in der Wildnis wohnte nun ein verborgener Schrecken, und auf dem roten Berg waren wachsame Augen, vor denen man sie nicht gewarnt hatte.
    In jenem Frühling setzte Túrin zur Freude Belegs den Helm Hadors wieder auf. Zuerst zählte ihre Gemeinschaft weniger als fünfzig Mann, doch die Waldkenntnis Belegs und der Mut Túrins ließen sie ihren Feinden wie ein ganzes Heer erscheinen. Die Kundschafter der Orks wurden gejagt, ihre Lager ausgespäht, und wenn sie sich sammelten, um in einer größeren Streitmacht loszuziehen, dann sprang an irgendeiner Engstelle aus den Felsen oder aus dem Schatten der Bäume der Drachenhelm mit seinen Mannen, hochgewachsen und wild. Schon bei dem bloßen Klang seinesHorns in den Hügeln erzitterten ihre Häuptlinge, und die Orks wandten sich zur Flucht, bevor ein Pfeil zischte oder ein Schwert gezogen wurde.
    Wie zuvor berichtet, hatte Mîm, als er seine verborgene Wohnstatt auf dem Amon Rûdh für Túrin und seine Gefährten öffnete, verlangt, dass der Schütze des Pfeils, der seinen Sohn getötet hatte, seinen Bogen und seine Pfeile zerbrechen und sie zu Füßen Khîms niederlegen sollte. Damals hatte Andróg Mîms Forderung widerstrebend Folge geleistet. Ferner hatte Mîm erklärt, dass Andróg nie wieder Pfeil und Bogen tragen dürfe, und er hatte ihn mit einem Fluch belegt, dass er sonst dadurch seinen eigenen Tod finden würde.
    Im Frühling jenes Jahres nun trotzte Andróg dem Fluch Mîms und nahm bei einem Streifzug von Bar-en-Danwedh aus wieder einen Bogen

Weitere Kostenlose Bücher