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Die Geschichte Der Kinder Hurins. Sonderausgabe.

Die Geschichte Der Kinder Hurins. Sonderausgabe.

Titel: Die Geschichte Der Kinder Hurins. Sonderausgabe. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ronald Reuel Tolkien
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irgendwo anders vermutet hatten. Sie gingen dazu über, nur noch im Flüsterton miteinander zu sprechen.
    Zugleich kam es ihnen merkwürdig vor, dass es Túrin anders erging; er behandelte den alten Zwerg immer freundlicher und hörte zunehmend auf seinen Rat. In der Folge verbrachte Túrin lange Stunden mit Mîm, hörte zu, wenn dieser ihn an seinem Wissen teilhaben ließ oder Geschichten aus seinem Leben erzählte, und er wies ihn noch nicht einmal zurecht, wenn Mîm schlecht von den Eldar sprach. Mîm schien dies zu gefallen, und er erwies Túrin seinerseits manche Gunst; ihm allein gestattete er manchmal, seine Schmiede zu betreten, und dort sprachen sie leise miteinander.
    Als der Herbst vorbei war, begann ein strenger Winter. Vor Mittwinter kam Schnee in größeren Mengen von Norden herab, als sie es aus den Flusstälern kannten, und der Amon Rûdh war tief verschneit; zu jener Zeit, als die Macht Angbands immer weiter wuchs, wurden die Winter in Beleriand kälter, und nur die Verwegensten wagten sich noch hinaus. Manche wurden krank, und alle peinigte der Hunger.
    An einem trüben Winterabend erschien plötzlich ein Mensch unter ihnen, ein Mann in einem weißen Kapuzenmantel und, wie es schien, von großer Leibesfülle. Er war an ihren Wachen vorbeigeschlüpft und trat, ohne ein Wort zu sagen, ans Feuer. Als die Männer aufsprangen, lachte er und warf die Kapuze zurück, und siehe, es war Beleg Langbogen! Unter seinem weiten Mantel trug er ein großes Bündel, in dem er viele Dinge mitgebracht hatte, die ihnen zustatten kommen sollten.
    So kehrte Beleg zu Túrin zurück, indem er wider besseresWissen seiner Liebe nachgab. Túrin war froh; denn er hatte oft seine Halsstarrigkeit bedauert, und nun wurde ihm sein Herzenswunsch erfüllt, ohne dass er selbst zum Bittsteller werden oder seinen eigenen Willen beugen musste. Auch wenn Túrin froh war, so galt das nicht für Andróg und einige andere aus der Bande. Ihnen kam es so vor, als hätte es einen Pakt zwischen Beleg und ihrem Hauptmann gegeben, den er vor ihnen geheim gehalten hatte; und Andróg beobachtete die beiden mit Misstrauen, wie sie abseits im Gespräch beisammensaßen.
    Beleg hatte den Helm Hadors mitgebracht, in der Hoffnung, dieser könne Túrins Sinn wieder auf Höheres lenken als sein Leben in der Wildnis bei der Räuberbande. »Hier bringe ich dir dein Eigentum zurück«, sagte er zu Túrin, als er den Helm hervorholte. »Er wurde in den Nordmarken meiner Obhut anvertraut; aber vergessen ist er noch nicht, glaube ich.«
    »Nicht ganz«, sagte Túrin, »aber er wird es nie wieder sein«, und er verstummte und blickte gedankenverloren in die Ferne, bis er plötzlich das Funkeln von etwas anderem sah, das Beleg in der Hand hielt. Es war das Geschenk Melians; die silbernen Blätter leuchteten rot im Feuerschein, und als Túrin das Siegel sah, verdunkelten sich seine Augen. »Was hast du da?«, fragte er.
    »Das größte Geschenk, das jemand machen kann, der dich noch immer liebt«, antwortete Beleg. »Hier ist lembas in·Elidh , die Wegzehrung der Eldar, die bislang kein Mensch je gekostet hat.«
    »Den Helm meiner Väter habe ich angenommen«, sagte Túrin, »mit Dank für die gute Verwahrung. Aber Geschenke aus Doriath nehme ich nicht an.«
    »Dann sende dein Schwert und deine Rüstung zurück«, sagte Beleg, »und die Erziehung und Fürsorge gleich mit, die dir in deiner Jugend zuteil wurden. Und lass diese Männer, die dir (wie du sagst) treu ergeben sind, in der Einöde sterben, um deiner Laune willen! Außerdem wurde die Wegzehrung mir in die Hand gegeben und nicht dir, und ich kann damit verfahren, wie ich will. Iss sie nicht, wenn sie dir in der Kehle stecken bleibt; aber andere hier sind vielleicht hungriger und weniger stolz.«
    Túrins Augen funkelten, doch als er in Belegs Gesicht blickte, legte sich das Feuer in ihnen, und sie wurden grau. Mit einer fast unhörbaren Stimme sagte er: »Ich staune, Freund, dass du dich herablässt, zu einem solch undankbaren Kerl zurückzukehren. Von dir werde ich annehmen, was immer es sei, selbst Tadel. Von nun an sollst du mir in allen Dingen raten, bis auf den Weg nach Doriath.«

KAPITEL 8

    DAS LAND VON BOGEN
UND HELM
    I n den darauf folgenden Tagen tat Beleg viel zum Wohl von Túrins Häuflein. Er pflegte die Verwundeten und Kranken, und sie wurden rasch geheilt. Zu jener Zeit waren die Grau-Elben noch ein hohes Volk und besaßen große Macht, und sie hatten Kenntnisse in allen Dingen des Lebens

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