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Die Geschichte Der Kinder Hurins. Sonderausgabe.

Die Geschichte Der Kinder Hurins. Sonderausgabe.

Titel: Die Geschichte Der Kinder Hurins. Sonderausgabe. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ronald Reuel Tolkien
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zurückgedrängt. Andere, die über die Steinstufen nach oben zu klettern versuchten, wurden von den Pfeilen der Orks heruntergeholt.
    Túrin und Beleg zogen sich in die Höhle zurück und wälzten einen großen Stein vor den Eingang. In dieser Notlage enthüllte Andróg ihnen die verborgene Treppe zur Kuppe des Amon Rûdh, auf die er, wie berichtet wurde, gestoßen war, als er sich in den Höhlen verirrt hatte. Darauf stiegen Túrin und Beleg mit ihren Männern diese Treppe hinauf und erreichten so den Gipfel, wo sie jene Orks überraschten, die schon über die Außentreppe dorthin gelangt waren, und über den Rand stießen. Eine kurze Zeit konnten sie die Orks davon abhalten, den Fels zu erklimmen, doch auf dem kahlen Gipfel hatten sie keine Deckung und waren den Pfeilen von unten schutzlos preisgegeben. Am tapfersten von ihnen war Andróg, der am oberen Absatz der Außentreppe von einem Pfeil getroffen zu Boden fiel.
    Dann zogen sich Túrin und Beleg mit den zehn Männern, die ihnen verblieben waren, zur Mitte des Gipfels zurück und bildeten einen Verteidigungsring, bis alle gefallen waren außer Beleg und Túrin. Über diese warfen die Orks nämlich Netze. Túrin wurde gefesselt fortgeschleift. Beleg, der verwundet war, wurde ebenfalls gefesselt, doch dann zu Boden geworfen und mit Handgelenken und Fußknöcheln an eiserne Haken gebunden, die man in den Fels getrieben hatte.
    Dann zogen sich die Orks, nachdem sie den Ausgang der geheimen Treppe gefunden hatten, vom Gipfel zurück und drangen in Bar-en-Danwedh ein, das sie plünderten und verwüsteten. Mîm, der sich in seinen Höhlen versteckt hielt,fanden sie nicht. Als sie aber den Amon Rûdh verlassen hatten, erschien Mîm auf dem Gipfel und ging zu der Stelle, wo Beleg ausgestreckt und regungslos lag, und er weidete sich an dem Anblick, während er ein Messer wetzte.
    Doch Mîm und Beleg waren nicht die einzigen lebenden Wesen auf jener steinigen Höhe. Andróg, obwohl er selbst auf den Tod verwundet war, kroch zwischen den Toten auf sie zu, packte ein Schwert und stieß damit nach dem Zwerg. Kreischend vor Angst rannte Mîm zum Rand der Klippe und verschwand; er floh einen steilen und schwierigen Bergziegenpfad hinab, der ihm bekannt war. Andróg aber zertrennte mit letzter Kraft die Fesseln, mit denen Beleg gebunden war, und befreite ihn so. Im Sterben sagte er: »Meine Wunden sind selbst für deine Heilkunst zu tief.«
    1 In einer anderen Version der Geschichte heißt es, dass Mîm die Orks nicht in bewusster Absicht aufsuchte. Vielmehr sei es die Gefangennahme seines Sohnes und ihre Drohung, ihn zu foltern, gewesen, die Mîm zu seinem Verrat getrieben habe.

KAPITEL 9

    BELEGS TOD
    B eleg suchte unter den Toten nach Túrin, um ihn zu begraben, doch er konnte dessen Leichnam nicht entdecken. Da wusste er, dass Húrins Sohn noch am Leben war und nach Angband verschleppt wurde. Er selbst aber blieb notgedrungen zunächst in Bar-en-Danwedh, bis seine Verletzungen abgeklungen waren. Mit wenig Hoffnung machte Beleg sich dann vom Amon Rûdh nach Norden auf, um sich den Orks an die Fersen zu heften, und fand ihre Spur bei den Teiglin-Stegen. Dort teilte sich die Fährte; die eine Spur führte am Wald von Brethil entlang auf die Brithiach-Furt zu, die andere wandte sich westwärts. Beleg entschied sich, der Gruppe zu folgen, die unmittelbar und anscheinend mitgrößter Eile Richtung Angband zog, auf den Anach-Pass zu. Daher eilte er weiter durch Dimbar und den Anach hinauf in die Ered Gorgoroth, die Berge des Schreckens, und weiter zum Hochland von Taur-nu-Fuin, dem Wald unter Nachtschatten, einem Gebiet des Schreckens und dunklen Zaubers, der Irrungen und der Verzweiflung.
    Als Beleg nun von Schatten umwoben durch dieses verfluchte Land irrte, da erblickte er plötzlich ein kleines Licht zwischen den Bäumen, und als er darauf zuging, fand er einen Elb, der schlafend unter einem großen toten Baum lag. Neben seinem Kopf stand eine Lampe, deren Abdeckung heruntergeglitten war. Da weckte Beleg den Schläfer und gab ihm lembas und fragte ihn, welches Schicksal ihn an diesen furchtbaren Ort geführt habe; und der andere gab sich als Gwindor, Guilins Sohn, zu erkennen.
    Erschüttert sah Beleg ihn an, denn Gwindor war an Geist und Gestalt nur mehr ein gebeugter, ängstlicher Schatten seines früheren Selbst, als jener Edle von Nargothrond in der Schlacht der Ungezählten Tränen bis zu den Toren von Angband geritten war, wo man ihn gefangen nahm. Denn wegen ihres

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