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Die Geschichte Der Kinder Hurins. Sonderausgabe.

Die Geschichte Der Kinder Hurins. Sonderausgabe.

Titel: Die Geschichte Der Kinder Hurins. Sonderausgabe. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ronald Reuel Tolkien
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er. »Mîm verspeist keine Menschen! Und eine Spinne kann schlecht mit dreißig Wespen auf einmal fertig werden. Seht, ihr seid bewaffnet, und ich stehe mit leeren Händen vor euch. Nein, ihr und ich, wir müssen alles miteinander teilen: Haus, Nahrung, Feuer und vielleicht noch andere nützliche Dinge. Das Haus, denke ich, werdet ihr zu eurem eigenen Vorteil schützen und geheim halten,auch wenn ihr später einmal den Weg kennt, der hinein- und hinausführt. Mit der Zeit wird er euch in Fleisch und Blut übergehen. Doch bis dahin muss Mîm oder Ibun, sein Sohn, euer Führer sein, und einer wird immer mit euch gehen und zurückkehren, wenn ihr zurückkehrt, oder euch an einem Punkt erwarten, den ihr kennt und ohne Hilfe finden könnt. Dieser wird von Mal zu Mal näher liegen, denke ich.«
    Damit war Túrin einverstanden, und er dankte Mîm, und die meisten seiner Männer waren froh; denn im Schein der Morgensonne und mitten im Hochsommer erschien ihnen das Haus des Zwergs als ein schöner Ort, um dort zu wohnen. Allein Andróg war unzufrieden. »Je eher wir selbst über unser Kommen und Gehen bestimmen, desto besser«, sagte er. »Niemals haben wir einen Gefangenen, der uns übel gesinnt war, bei unseren Unternehmungen mitgeschleppt.«
    An diesem Tag ruhten sie aus, reinigten ihre Waffen und setzten ihre Ausrüstung instand; denn sie hatten noch genug zu essen für ein oder zwei Tage, und Mîm gab zu dem, was sie hatten, noch hinzu. Er überließ ihnen drei große Kochtöpfe und Feuerholz und brachte auch den Inhalt des Sackes herbei. »Wertloses Zeug«, sagte er. »Des Stehlens nicht wert. Nur wilde Wurzeln.«
    Doch als sie gewaschen waren, erwiesen sich die Wurzeln mit ihren Häuten als weiß und fleischig, und gekocht waren sie eine nahrhafte Speise, die fast wie Brot schmeckte. Die Geächteten waren sehr froh darüber, denn Brot hatten sie lange entbehrt, außer wenn sie es stehlen konnten. Mîm sagte: »Die wilden Elben kennen diese Wurzeln nicht, die Grau-Elben haben sie nicht gefunden, und die Stolzen von jenseits des Meeres lassen sich zum Graben nicht herab.«
    »Wie nennt man sie?«, fragte Túrin.
    Mîm sah ihn von der Seite an. »Sie haben keinen Namen«, sagte er, »außer in der Zwergensprache, die wir niemanden lehren. Und wir zeigen den Menschen nicht, wie man sie findet, denn die Menschen sind gierig und verschwenderisch und würden nicht eher Ruhe geben, bis alle Pflanzen ausgerottet wären, während sie jetzt an ihnen vorbeigehen, wenn sie durch die Wildnis stolpern. Mehr wirst du von mir nicht erfahren. Doch sollt ihr ausreichend an meiner Beute teilhaben, solange eure Worte ohne Falsch sind und ihr weder stehlt noch spioniert.« Dann stieß er erneut ein kehliges Lachen hervor. »Sie sind von großem Wert«, fuhr er fort. »Kostbarer als Gold in der Hungerzeit des Winters, weil man sie horten kann, wie es Eichhörnchen mit Nüssen tun; wir waren bereits dabei, von den ersten reifen Wurzeln einen Vorrat anzulegen. Doch ihr seid Narren, wenn ihr glaubt, dass ich mich nicht von einer kleinen Ausbeute trennen wollte, selbst als es um mein Leben ging.«
    »Ich hab’s vernommen«, sagte Ulrad, der in den Sack geschaut hatte, als Mîm gefangen genommen worden war. »Doch du wolltest dich nicht davon trennen, und deshalb erstaunen mich deine Worte jetzt umso mehr.«
    Mîm drehte sich um und sah ihn finster an. »Du bist einer der Narren, um die der Frühling nicht trauern würde, wenn du im Winter zugrunde gingest«, sagte er. »Ich hatte mein Wort gegeben, also musste ich zurückkommen, ob ich wollte oder nicht, mit oder ohne Sack, was immer ein gesetz- und treuloser Mann darüber denken mag. Aber ich mag es nicht, wenn ich durch Gewalt oder Trug meines Eigentums beraubt werde, und sei es auch nur ein Schuhriemen. Wie könnte ich vergessen, dass du einer von denen warst, derenHände mich in Fesseln legten und die mich so daran hinderten, noch einmal mit meinem Sohn zu sprechen! Immer wenn ich das Brot der Erde aus meinem Vorrat austeile, sollst du leer ausgehen, und wenn du es doch isst, sollst du es nur der Freigebigkeit der Kameraden zu verdanken haben und nicht der meinen!«
    Mit diesen Worten ging Mîm fort; Ulrad aber, der sich unter Mîms Zorn geduckt hatte, sagte hinter seinem Rücken: »Große Worte! Und doch sag ich euch, der alte Schurke hatte noch andere Dinge in seinem Sack, ähnlich wie Wurzeln, aber härter und schwerer. Vielleicht gibt es außer dem Erdbrot andere Dinge in der Wildnis,

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