Die Geschichte Der Kinder Hurins. Sonderausgabe.
Morwen und Nienor vor längerem nach Doriath gelangt waren und dass allein die Tapferkeit des Schwarzen Schwertes von Nargothrond ihren Weg sicher gemacht hatte. Und in Gedanken sagte er zu sich selbst: »Wo sonst hätte ich sie besser in Sicherheit bringen können, wenn ich wirklich früher gekommen wäre? Wenn der Gürtel Melians durchbrochen wird, dann ist alles zu Ende. Nein, es bleibtam besten, wie es ist; denn durch meinen Zorn und meine unbesonnenen Taten werfe ich einen Schatten, wo immer ich bin. Mag Melian sie behüten! Und ich will sie für eine Weile frei von Schatten in Frieden lassen.«
Doch zu spät suchte Túrin jetzt nach Finduilas, durchstreifte die Wälder unterhalb der Ered Wethrin, wild und wachsam wie ein Tier. Er ging allen Straßen nach, die nach Norden zum Sirion-Pass führten. Zu spät. Alle Spuren waren durch Regen und Schnee verwischt. Aber so kam es, dass Túrin, als er den Teiglin abwärts zog, auf einige Männer vom Volk Haleths aus dem Wald von Brethil stieß. Durch den Krieg war es nun zu einem Häuflein zusammengeschmolzen, das zum größten Teil tief im Wald versteckt hinter einem Palisadenzaun auf dem Amon Obel wohnte. Ephel Brandir wurde dieser Ort genannt; denn Brandir, der Sohn Handirs, war nun ihr Anführer, seit sein Vater gefallen war. Er war ein friedliebender Mann, der seit einem Unglücksfall in seiner Kindheit lahmte. Überdies war er von sanftem Gemüt, liebte Holz mehr als Metall und zog die Kenntnis der Dinge, die in der Erde wuchsen, anderem Wissen vor.
Aber einige der Waldmenschen jagten noch immer die Orks an ihren Grenzen. Und so geschah es, dass Túrin, als er dorthin kam, den Lärm eines Handgemenges hörte. Er eilte hinzu, und als er vorsichtig durch die Bäume näher schlich, sah er eine kleine Gruppe von Männern, die von Orks umzingelt waren. Sie wehrten sich verzweifelt im Schutz einer Baumgruppe, die inmitten einer Lichtung stand. Doch die Orks waren in der Überzahl, und die Waldmenschen hatten kaum Hoffnung, dem Verderben zu entgehen, wenn nicht Hilfe kam. Deshalb vollführte Túrin trampelnd und polternd im Unterholz außer Sichtweite einen großen Lärm,und rief dann, als führe er viele Männer an, mit lauter Stimme: »Ha! Dort sind sie! Folgt mir alle! Heraus jetzt und zugeschlagen!«
Darauf drehten sich die Orks verblüfft um, und dann sprang Túrin hervor, tat so, als winke er Männer herbei, die ihm folgten, und die Schneiden Gurthangs flackerten in seiner Hand wie von Feuer. Diese Klinge war den Orks allzu gut bekannt, und noch bevor er mitten zwischen sie sprang, wandten viele sich zur Flucht. Darauf liefen die Waldmenschen zu seiner Unterstützung herbei, und gemeinsam jagten sie die Feinde in den Fluss; nur wenige von ihnen gelangten ans andere Ufer. Schließlich machten sie am Flussufer Halt, und Dorlas, Anführer der Waldmenschen, sagte: »Du bist schnell im Jagen, Herr, doch deine Männer lassen sich Zeit, dir zu folgen.«
»Nein«, erwiderte Túrin, »wir handeln alle zusammen wie ein Mann, und nichts kann uns trennen.«
Da lachten die Männer aus Brethil und sagten: »Nun, ein solcher Mann wiegt viele Männer auf. Wir schulden dir großen Dank. Aber wer bist du, und was tust du hier?«
»Ich gehe nur meinem Handwerk nach, und das ist, Orks zu erlegen«, sagte Túrin. »Und ich wohne dort, wohin mein Handwerk mich führt. Waldschrat nennt man mich.«
»Dann komm mit und wohne bei uns«, sagten sie, »denn wir wohnen in den Wäldern, und wir brauchen solche Handwerker. Du wärest uns willkommen.«
Túrin blickte sie sonderbar an und sagte: »Gibt es denn noch Menschen, die es dulden, dass ich ihre Türen verdunkle? Aber, Freunde, ich habe noch eine ernste Pflicht: Ich muss Finduilas finden, die Tochter Orodreths von Nargothrond, oder wenigstens erfahren, was aus ihr geworden ist.Ach, viele Wochen sind vergangen, seit sie aus Nargothrond fortgeschleppt wurde, aber ich suche sie noch immer.«
Darauf blickten sie ihn voll Mitgefühl an, und Dorlas sagte: »Suche nicht länger. Ein Ork-Heer kam von Nargothrond zu den Teiglin-Stegen, wie wir lange im Voraus erfahren hatten. Wegen der großen Zahl von Gefangenen, die man mitführte, marschierte es nämlich sehr langsam. Da dachten wir, unseren kleinen Teil zum Krieg beizutragen, und mit allen Bogenschützen, die wir aufbieten konnten, lauerten wir den Orks auf und hofften, einige Gefangene zu retten. Aber, ach! Sobald sie angegriffen wurden, erschlugen die abscheulichen Orks zuerst die
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